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Große Läufer aller Zeiten: Paavo Nurmi
 
 
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12.01.2006  

 
 

Paavo Nurmi - ein Denkmal zu Lebzeiten
 
 
Paavo Nurmi bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen  

"Der läuft wie Nurmi!" In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Ausspruch zu einem geflügelten Wort, das die Ausnahmestellung des finnischen Langstrecken-Heros unterstreicht. Obwohl dieser Nurmi für andere als Maßstab eigentlich vollkommen ungeeignet war. Wer Paavo Nurmis Leistungen und Verdienste beschreiben will, muss zu Superlativen greifen: Zweiundzwanzig Weltrekorde, neun Gold- und drei Silbermedaillen bei Olympischen Spielen, vier Jahre ohne Niederlage! Den größten Coup landete er am 10. Juli 1924 bei den Spielen in Paris. Zwischen seinem Doppelsieg über 1500 und 5000 Meter lag nur eine gute Stunde Pause. Viele Leichtathletik-Experten bezeichnen Nurmi nicht zuletzt deshalb als den größten Läufer aller Zeiten.

Vor dem Olympia-Stadion in Helsinki kann man ihn noch heute bewundern: als Bronze-Statue, die man schon zu seinen Lebzeiten aufstellte. Auch das ein Beweis für seine überragende Position. Der Finne, geboren am 13. Juni 1897 in Turku, drückte dem Sport der zwanziger Jahre wie kein zweiter seinen Stempel auf. Schon mit 14 - so wird berichtet -sei er die 1500 Meter in 5:02 Minuten gerannt. Für damalige Verhältnisse, die Leichtathletik steckte ja noch in den Kinderschuhen, eine respektable Vorstellung. Nach dem frühen Tod seines Vaters musste er als Waldarbeiter die Familie ernähren.

1920 wurde Nurmi erstmals finnischer Meister. Die Olympischen Spiele im gleichen Jahr in Antwerpen waren der Beginn seiner internationalen Karriere: Silber über 5000, Gold über 10000 und im Querfeldeinlauf (Einzel und Mannschaft). Vier Jahre später kehrte der große Schweiger gleich mit fünf Goldmedaillen aus Paris zurück: 1500 und 5000 Meter, 3000-m-Mannschaftsrennen und 10000-m-Quer-feldein (wieder Einzel und Mannschaft). In diesem Jahr hatte Paavo Nurmi den Gipfelpunkt seiner Leistungsfähigkeit erklommen. Er lief seine Rennen nicht mehr gegen die Konkurrenten (in Paris hatte er über 10000-m-Querfeldein dem Zweiten eineinhalb Minuten abgeknöpft!), die oft zu bloßen Statisten degradiert wurden, er kämpfte in erster Linie gegen die Zeit. So war es an der Tagesordnung, dass Paavo Nurmi mit der Stoppuhr in der Hand seine Runden drehte. Das Training umfasste u. a. Intervall- und Hügelläufe, war also schon sehr modern aufgebaut.

Sein legendärer Ruf drang bis jenseits des Großen Teichs. So erreichte ihn eine Einladung aus den USA für die Winter-Saison 1924/25. Ein fremdes Land, eine ungewohnte Umgebung und dann Rennen in der Halle: Wie würde sich der Finne im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurechtfinden? Nurmi beendete die Debatten in wenigen Minuten und lief auf der Holzbahn gleich einen neuen Meilen-Weltrekord. Nun tingelte er durch die Staaten - wie ein Athlet unserer Tage. Diese Hetzjagd zeigte jedoch die Grenzen seiner Kräfte auf. Der Gast vom alten Kontinent wurde zusehends schwächer. 1928 aber, als sich die Jugend der Welt zu den Olympischen Spielen in Amsterdam traf, präsentierte sich der größte Sohn Suomis wieder in alter Frische: Olympiasieg über 10000 und Silber über 5000 Meter sowie auf der für ihn ungewohnten 3000-m-Hindernisstrecke.

Natürlich hatte es Nurmi zu seiner Zeit wesentlich leichter, der Konkurrenz zu enteilen, als ein Spitzenmann heute. Nurmi aber war seiner Zeit vorausgelaufen, und zwar nicht nur um Monate, sondern gleich um Jahre. So fixierte er am 7. Oktober 1928 in Paris einen Weltrekord im Stunden-Lauf: 19210 Meter. Wer bietet heute mehr? 17 Jahre zogen ins Land, ehe sein Landsmann Viljo Heino die Marke auf 19338 Meter steigern konnte.

Nurmi war längst zum großen Helden geworden, zum Idol einer ganzen Generation, nicht nur in seinem Heimatland. 1932 wollte er noch einmal olympischen Lorbeer ernten. Doch da brach ihm eine Spesenabrechnung in Königsberg das Genick. Nurmi ließ sich eben entsprechend seinen Leistungen entlohnen - und die waren nun mal Spitze. Das Internationale Olympische Komitee erklärte ihn zum Profi, zu einer persona non grata. In Finnland missachtete man dieses Urteil. Wie sollte man auch diesen lebenden Mythos einfach von heute auf morgen in Acht und Bann schlagen? So durfte Nurmi 1934 noch einmal finnischer Meister werden. Auch im privaten Bereich lief dem Bahnbrecher der Leichtathletik das Glück nicht unbedingt nach. Seine Ehe ging in die Brüche. 1952 wurde ihm dann noch eine besondere Ehre zuteil, die man als späte Rehabilitierung werten konnte: In Helsinki durfte Nurmi zusammen mit Hannes Kolehmainen das olympische Feuer entzünden, das zwei Wochen lang brannte. Er starb am 2. Oktober 1973 - sein Ruhm bleibt unsterblich.





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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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