Laufen.NRW (Köln)
Das überregionale Online-Magazin im Rheinland
Über 6.500 Beiträge zu allen Themen rund um den Laufsport

DRUCK-VERSION 20.12.2008

 

 
 

Laura Hottenrott: "Mit Musik betrügt man sich selbst"
 
Laufen-in-Koeln >> Rund um's Laufen >> Tipps und Infos zum Thema Laufen >> Artikel

23.12.2024 

 

 
Laura Hottenrott: "Mit Musik betrügt man sich selbst"
 
Laura Hottenrott, 32 Jahre alt, ist nicht nur eine der erfolgreichsten Marathonläuferinnen Deutschlands, sondern auch eine inspirierende Stimme, wenn es um die Verbindung von Körper und Geist im Sport geht. Als Sportwissenschaftlerin und Biologin hat sie sich einen Namen gemacht - nicht nur durch ihre beeindruckenden Erfolge, darunter deutsche Meistertitel und Medaillen bei Weltmeisterschaften, sondern auch durch ihre Forschungen zu geschlechterspezifischen Unterschieden im Ausdauertraining.
 
Eine ihrer klaren Überzeugungen: Musik hat beim Laufen nichts zu suchen. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeine betont sie: "Mit Musik betrügt man sich selbst." Für Hottenrott geht es beim Laufen nicht nur um körperliche Leistung, sondern auch darum, in Kontakt mit den eigenen Sinnen zu bleiben. Musik, so erklärt sie, überdecke wichtige Rückmeldungen des Körpers, wie den Herzschlag, die Atmung und die Schritte. Diese Signale seien entscheidend, um das eigene Tempo und die Belastung richtig einzuschätzen.
 
Hottenrott betont, dass das Laufen ohne Musik nicht nur eine Herausforderung darstellt, sondern auch einen meditativen Aspekt hat. "Das Tolle beim Laufen ist ja, dass man mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt ist", sagt sie. Gerade in stressigen Zeiten helfe ihr das bewusste Wahrnehmen, um abzuschalten und den Kopf freizubekommen. Sie sieht das Laufen ohne Ablenkung als eine Gelegenheit, ganz im Moment zu sein und kreative Gedanken entstehen zu lassen.
 
Interessant ist auch ihr Blick auf die Wettkampfsituation: Während des Trainings könne Musik eine falsche Wahrnehmung der Anstrengung vermitteln. Diese Diskrepanz werde im Wettkampf, wo keine Musik erlaubt ist, zu einem Problem. Plötzlich seien die Schritte und der Herzschlag wieder hörbar, was die Belastung subjektiv härter erscheinen lasse.
 
Für Laura Hottenrott ist das Laufen ohne Musik ein Weg, sich mental zu stärken und auf das Wesentliche zu fokussieren. Sie lädt dazu ein, diesen Ansatz auszuprobieren und die Kraft der eigenen Gedanken beim Laufen zu entdecken. Für sie ist klar: Wer ohne Musik läuft, läuft bewusster und authentischer - und das sei ein Gewinn, sowohl auf als auch neben der Laufstrecke.



__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln