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Oliver Herrmann - Vom Marathon-Sieger zum Drogenverdächtigen
 
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30.03.2025 

 

Oliver Herrmann - 2016 Sieger des München-Marathon

Vom Marathon-Sieger zum Drogenverdächtigen:
Oliver Herrmann und der Schatten des Kinahan-Kartells

 
Oliver Herrmann, der einst als Marathonläufer auf den Straßen Münchens triumphierte, steht nun im Mittelpunkt einer internationalen Ermittlung, die weit über die Grenzen des Sports hinausgeht. Im Januar wurde Herrmann in Perth, Australien, festgenommen, nachdem australische Ermittler bei einer Razzia 200 Kilogramm Kokain sicherstellten, die laut Behördenangaben mit seinem Umfeld in Verbindung stehen sollen. Ob Herrmann das Rauschgift persönlich transportierte, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.
 
Herrmanns Verbindung zum Kinahan-Kartell kam insbesondere durch die Analyse seiner Aktivitäten auf der Lauf-App Strava ans Licht. Ermittler entdeckten, dass viele seiner Laufstrecken zu bekannten Treffpunkten des Kartells führten. Diese digitalen Spuren, gepaart mit seiner Präsenz an Schlüsselstandorten des Kartells - etwa dem Luxus-Hochhaus The Leonardo in Johannesburg, einem bekannten Treffpunkt der Kinahan-Gruppe -, bildeten einen wesentlichen Teil der Beweisführung gegen ihn.
 
Neben seiner sportlichen Karriere hatte Herrmann ein weit verzweigtes Netz geschäftlicher Verbindungen, das von Fintech bis zum Bergbau reichte. Sein beruflicher Werdegang und seine internationalen Geschäftsbeziehungen sind jedoch nun überschattet von Vorwürfen und Untersuchungen, die aufzeigen, wie tief er möglicherweise in kriminelle Aktivitäten verstrickt war.
 
Die Strava-Daten offenbarten nicht nur Routen, die zu vermeintlichen Kartelltreffpunkten führten, sondern auch Verbindungen zu verschiedenen Unternehmen, die möglicherweise als Fassaden für die kriminellen Aktivitäten des Kartells dienten. Darüber hinaus hatte Herrmann eine Partnerin, deren geschäftliche Verwicklungen ebenfalls ins Visier der Ermittler gerieten. Laut den bisherigen Recherchen gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass sie sich selbst strafbar gemacht hat. Ihre gemeinsamen Laufaktivitäten und die überlappenden Standorte ihrer Geschäfte zogen zusätzliche Aufmerksamkeit auf sich.
 
Der Fall Herrmann zeigt, wie moderne Technologien und Datensammlungen in Apps unerwartet zu Werkzeugen der Strafverfolgung werden können, insbesondere wenn sie Verbindungen zu globalen kriminellen Netzwerken aufdecken. Während die juristischen Auseinandersetzungen in Australien weiterlaufen und eine tiefere Untersuchung seiner Aktivitäten und Verbindungen bevorsteht, bleibt die Sportwelt zurück mit der Erinnerung an einen Läufer, dessen Leben eine dramatische Wendung genommen hat.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
Foto: Veranstalter