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											Laktat macht sauer | 
										 
									 
    
    
    
    
    Der Laktatwert 
(Milchsäureanteil im Blut) ist für die Trainingssteuerung im Ausdauerbereich ein 
wichtiger Faktor. Laktatwerte über 4 mmol/l zeigen an, dass - sofern man 
Ausdauer trainieren will - mit zu hoher Intensität, d.h. mit zu hohem Lauftempo 
trainiert wird. Marathon-Läufer der Spitzenklasse z.B. kommen mit Laktatwerten 
von ca. 2 mmol/l ins Ziel. 
 
Laktat (Milchsäure entsteht bei der aneroben Energiebereitstellung im Muskel. 
Energie wird aus Kohlehydrat- und Fettsäuremolekülen gewonnen. Dazu werden die 
Moleküle in der Muskelzelle gespalten. Die dabei freiwerdende Bindungsenergie 
verwendet der Muskel zum Arbeiten, d. h. um sich zusammenzuziehen. Bei der 
Spaltung fallen Wasserstoff (H) und Kohlenstoff (C) als Abfallprodukte an. Der 
eingeatmete Sauerstoff (O) bindet den Wasserstoff zu Wasser (H2O). 
Dies wird dann als Körperflüssigkeit verwendet. Der Kohlenstoff wird zu CO2 
gebunden und über die Lunge ausgeatmet. 
  
Unser Körper arbeitet grundsätzlich Energie sparend. D. h. alle im Augenblick 
nicht benötigten Körperteile werden nur mit dem lebenserhaltenden Minimum 
durchblutet bzw. versorgt. Deswegen ist z. B. unser Pulsschlag in Ruhelage am 
niedrigsten und steigt bei körperlicher Bewegung an. Die Versorgung der Muskeln 
mit mehr oder weniger Blut steuert der Körper, indem er die Arterien und Venen 
weit oder eng stellt. 
  
Beginnt ein Muskel zu arbeiten, z. B. ein Läufer steigt aus dem Auto 
(Beinmuskeln: in Ruhelage) und beginnt zu laufen (Beinmuskeln: intensiv aktiv), 
dann setzt gleichzeitig die für diese Arbeit benötigte Energiegewinnung 
innerhalb des Muskels ein. 
  
Die beiden Energieträger Kohlenhydrate und Fettsäuren sind im Muskel in Depots 
gespeichert und stehen - solange der Vorrat reicht - abrufbar zur Verfügung. Die 
Sauerstoffmenge dagegen ist abhängig von der dem Muskel angebotenen Blutmenge. 
Reicht der Sauerstoff im Blut aus, um allen Wasserstoff zu binden, dann sprechen 
wir von aerober Energieumsetzung. Reicht der Sauerstoff nicht aus, so ist eine 
zwischenzeitliche Speicherung des Wasserstoffs in der Muskelzelle nur für wenige 
Schritte möglich. Danach kommt es nicht, wie zu erwarten, zu einem Arbeitsstopp, 
sondern die Muskelzelle schaltet auf eine andere, eine sehr unwirtschaftliche 
Methode der Energiegewinnung um. 
  
Für dieses Verfahren eignet sich nur das Kohlenhydratmolekül. Seine Spaltung 
erfolgt in mehreren Stufen. Bei seiner ersten Spaltung zerfällt es in zwei 
Brenztraubensäuremoleküle, zwei Wasserstoffatome (H) und Energie. Zu diesem 
Zeitpunkt entscheidet das Sauerstoffangebot, ob die Energieumsetzung aerob oder 
anaerob fortgesetzt wird: 
  
 Bei 
einem ausreichenden Sauerstoffangebot werden die beiden Wasserstoffatome zu 
Wasser gebunden (aerobe Energieumsetzung). Die weitere Energiegewinnung wird 
dann durch die vollständige, d. h. 19malige Spaltung der Brenztraubensäuren 
fortgesetzt. Der bei diesen Spaltungen anfallende Wasserstoff bzw. Kohlenstoff 
muss ebenfalls durch Sauerstoff gebunden werden, ansonsten bleibt die Reaktion 
einfach stehen. 
  
Fehlt der Sauerstoff nach der ersten Spaltung des Kohlenstoffs, dann lagert die 
Brenztraubensäure ersatzweise den Wasserstoff an. Das entstehende Produkt ist 
die Milchsäure (= Laktat). Diesen Weg bezeichnet man als anaerobe 
Energiegewinnung. Ihr Wirkungsgrad beträgt, da die Bindungsenergie der 
Brenztraubensäure nicht genutzt werden kann, nur 5 % der aeroben Umsetzung. Den 
anaeroben Weg muss jeder Muskel nach einer Ruhephase, d. h. zu Beginn einer 
Aktivität, gehen. Die dabei entstehende Milchsäure ändert den PH-Wert des 
Blutes, es wird sauer. Diese PH-Wertänderung aktiviert das Herz-Kreislaufsystem 
und regt damit eine stärkere Durchblutung bzw. bessere Sauerstoffversorgung des 
arbeitenden Muskel an. 
  
Die Milchsäure- bzw. Laktatbildung ist Voraussetzung, um von der anaeroben zur 
aeroben Energieumsetzung zu kommen. Entscheidend ist jedoch die Menge der 
produzierten Milchsäure. Wird der Laktatwert zu hoch, übersäuert das Blut und 
der Muskel ermüdet. 
 
Es gilt: so wenig, wie möglich - soviel, wie nötig. 
 
Neben der Gefahr der Übersäuerung muss man auch mit seinen sehr begrenzten 
Energievorräten haushalten. Verbraucht man seine Energie 
anaerob statt aerob, dann werden die Kohlenhydratedepots in kürzester Zeit 
geleert, da man ja nur 5% der möglichen Energiemenge nutzt. 
  
Für kurzfristige Leistungen, z. B. für einen 100 m-Sprint, kann man es sich 
leisten, nur 5% der angebotenen Energie zu nutzen. Bei langandauernden 
Belastungen, z. B. bei einem Marathonlauf, muss man auf optimale 
Energieausnutzung achten. 
 
Die Höhe des Laktatwertes, d. h. wie viel Milchsäure sich im Blut befindet, gibt 
an, ob die Muskulatur im aeroben oder im anaeroben Bereich gearbeitet hat. In 
der Sportmedizin [1-3] teilt man ihn in folgende Bereiche ein: 
 
1-3 mmol/1 Laktat: Erholungstraining / leichtes Ausdauertraining 
3-4 mmol/1 Intensives Ausdauertraining 
4-6 mmol/1 Tempo-Ausdauertraining 
6-12 mmol/1 Intensives Tempotraining 
Der 4 mmol/1-Wert wird als aerobe/anaerobe Schwelle angesehen.  
 
Unterhalb dieser Grenze findet das Ausdauertraining statt. Die 
Energiebereitstellung erfolgt fast ausschließlich aus der aeroben Spaltung der 
Kohlenhydrate und insbesondere der Fettsäuren. 
 
 
 
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              Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
 
  
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