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10.000 Schritte - und dann? Hilft Spazierengehen wirklich beim Muskelaufbau und bei der Fettverbrennung? Spazierengehen - das klingt nach Sonntagnachmittag, Hund an der Leine und Entschleunigung. Doch immer öfter taucht es auch im Fitnesskontext auf. Gesundheits-Apps zĂ€hlen Schritte, Smartwatches vibrieren beim Bewegungsmangel, und ĂŒberall ist von der magischen Grenze von 10.000 Schritten am Tag die Rede. Aber wie viel bringt Spazierengehen wirklich? Kann man dadurch Fett verbrennen oder sogar Muskeln aufbauen? Und vor allem: Reicht es aus, um tatsĂ€chlich fitter zu werden? Der Fettverbrennungsfaktor ZunĂ€chst die gute Nachricht: Ja, Spazierengehen hilft beim Abnehmen. Zwar ist der Kalorienverbrauch moderat - je nach Tempo und Körpergewicht etwa 200-300 Kalorien pro Stunde -, doch durch die niedrige IntensitĂ€t greift der Körper besonders gern auf Fettreserven zurĂŒck. Besonders dann, wenn SpaziergĂ€nge regelmĂ€Ăig und ĂŒber mindestens 30 Minuten hinausgehen. Wer also tĂ€glich seine Runden dreht, kann tatsĂ€chlich zur Fettverbrennung beitragen, insbesondere in Kombination mit bewusster ErnĂ€hrung. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Anzahl der Schritte, sondern auch das Tempo. Wer zĂŒgig geht - also mit etwa 5 bis 6 km/h - bringt den Kreislauf in Schwung und
Muskelaufbau - aber wie? Was viele unterschĂ€tzen: Auch beim Spazierengehen sind zahlreiche Muskeln aktiv - vor allem in den Beinen, im GesÀà und im Rumpf. Doch der Reiz ist gering. FĂŒr echten Muskelaufbau im klassischen Sinne, also Hypertrophie, braucht es stĂ€rkere Trainingsimpulse, etwa durch gezieltes Krafttraining oder intensive Belastungen. Dennoch: Wer lange und regelmĂ€Ăig zĂŒgig geht - am besten mit Steigungen oder mit kleinen Gewichten in den HĂ€nden oder einem Rucksack auf dem RĂŒcken -, kann durchaus eine Grundmuskulatur aufbauen und erhalten, vor allem bei untrainierten Menschen. Gerade bei Einsteigern, Ă€lteren Personen oder auch in der Rehabilitation ist das ein effektiver Weg, um die Muskulatur sanft zu aktivieren. Zudem verbessert regelmĂ€Ăiges Gehen die neuromuskulĂ€re Koordination, fördert die StabilitĂ€t der Gelenke und kann muskulĂ€ren Dysbalancen vorbeugen. Auch das FuĂgewölbe wird bei lĂ€ngeren SpaziergĂ€ngen trainiert - es trĂ€gt maĂgeblich zur StabilitĂ€t und StoĂdĂ€mpfung beim Gehen und Laufen bei und ist entscheidend fĂŒr eine gesunde FuĂ- und Körperhaltung - ein oft vernachlĂ€ssigter Teil des Bewegungsapparats. Und wer barfuĂ auf weichem Untergrund unterwegs ist, profitiert zusĂ€tzlich. Mehr als Kalorien und Muskeln Spazierengehen bietet aber noch mehr. Studien zeigen, dass tĂ€gliche Bewegung im mittleren IntensitĂ€tsbereich Herz und Kreislauf stĂ€rkt, den Blutzucker reguliert, das Stresslevel senkt und sogar das Risiko fĂŒr chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck reduziert. Auch das Immunsystem wird durch regelmĂ€Ăige moderate Bewegung gestĂ€rkt - SpaziergĂ€nge können also nicht nur zur körperlichen Fitness, sondern auch zur KrankheitsprĂ€vention beitragen. Nicht zu unterschĂ€tzen ist auch der mentale Aspekt: Gehen im GrĂŒnen fördert nachweislich die psychische Gesundheit. Schon 20 Minuten in der Natur können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Wer regelmĂ€Ăig spaziert, findet leichter zur Ruhe, verbessert seine SchlafqualitĂ€t und steigert seine KonzentrationsfĂ€higkeit. In einer zunehmend digitalen und hektischen Welt wird dieser Effekt immer wichtiger. __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln |