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Schulkinder sollen sich mehr bewegen
 
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22.05.2025 

 

 
Mehr Bewegung für Grundschüler:
Bayerns tägliche "Bewegungs-Halbe-Stunde" und was NRW daraus lernen kann

 
Ab dem kommenden Schuljahr 2025/26 sollen sich alle bayerischen Grundschülerinnen und Grundschüler täglich 30 Minuten zusätzlich zum regulären Sportunterricht bewegen. Ministerpräsident Markus Söder kündigte die sogenannte "Bewegungs-Halbe-Stunde" medienwirksam im Münchner Olympiastadion an, jenem geschichtsträchtigen Ort, der seit den Olympischen Spielen 1972 als Symbol für Sport, Bewegung und internationale Begegnung steht. Dass die Idee ausgerechnet am Rande einer Kabinettssitzung zur Olympiabewerbung verkündet wurde, zeigt: Sportpolitik soll sichtbar sein - und greifbar für die nächste Generation.
 
Viel Bewegung, wenig Plan
 
Wie genau die zusätzlichen 30 Minuten Bewegung aussehen sollen, ist allerdings noch offen. Die Gestaltung bleibt den Lehrkräften überlassen, ein offizielles Konzept werde gerade mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV) erarbeitet. Schon jetzt wird aber Kritik laut: Lehrerverband und Bildungsgewerkschaften bemängeln die fehlende Struktur, sprechen von einem "unausgereiften Schnellschuss" (BLLV) und fordern eine klare Verankerung im Lehrplan, zusätzliche Bewegungsangebote durch externe Partner sowie verpflichtende Fortbildungen für das Kollegium, warnen vor Überforderung der Schulen und fordern eine verbindliche Unterstützung in Form von Materialien, Fortbildungen und Personal.
 
Dabei ist die Idee keineswegs neu. Ähnliche Initiativen gibt es bereits in anderen Bundesländern: In Baden-Württemberg beispielsweise wird das Programm "Bewegte Schule" seit Jahren erfolgreich umgesetzt, in Hessen fördert das Kultusministerium regelmäßig Bewegungsprojekte an Grundschulen. Bereits seit 2008 existiert in Bayern das Programm "Voll in Form", das täglich mindestens 20 Minuten Bewegung im Schulalltag vorsieht. Seit 2019 sind auch Mittelschulen daran beteiligt. Das neue Vorhaben soll nun deutlich weitergehen, mit einem breiteren Portfolio und mehr Flexibilität für die Schulen.

Wie steht es um NRW?
 
Ein Blick nach Nordrhein-Westfalen zeigt: Auch hier wird das Thema Bewegung im Schulalltag ernst genommen. Zwar gibt es keine landesweite Verpflichtung zu täglicher Bewegung, doch verschiedene Programme und Konzepte setzen auf eine bewegungsfreundliche Schulkultur. So unterstützt das Schulministerium NRW Pausen- und Bewegungskonzepte, Sport-Arbeitsgemeinschaften sowie Kooperationen mit Sportvereinen.
 
Hinzu kommt: Bereits 2004 startete in NRW das Modellprojekt "Tägliche Sportstunde", das bis 2008 an mehreren Grundschulen erprobt wurde. Die Ergebnisse zeigten: Regelmäßige Bewegung fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch Konzentration, Sozialverhalten und Lernfreude.
 
Ein wünschenswerter Impuls?

 
Wäre also ein bayerisches Modell auch für NRW denkbar? Die Antwort lautet: Ja, aber nicht ohne Vorbereitung. Damit eine tägliche Bewegungszeit erfolgreich in den Schulalltag integriert werden kann, braucht es mehr als einen politischen Willensakt. Es braucht geschulte Lehrkräfte, kreative Unterrichtsmaterialien, feste Strukturen - und idealerweise auch mehr Zeit im Stundenplan.
 
Bayerns "Bewegungs-Halbe-Stunde" liefert einen wichtigen Impuls. NRW wäre gut beraten, diesen aufzugreifen und eigene Konzepte weiterzuentwickeln. Denn Bewegung ist mehr als Sport: Sie ist Motor für gesunde Entwicklung - Studien zeigen, dass bereits 15 Minuten zusätzliche Bewegung pro Tag die Konzentrationsfähigkeit und das emotionale Wohlbefinden von Grundschulkindern signifikant verbessern können, fördert die Resilienz und macht den Schulalltag lebendiger.
 
Gerade in Zeiten von Bewegungsmangel, digitaler Reizüberflutung und mentaler Belastung bei Kindern ist das ein Signal in die richtige Richtung - nicht nur für Bayern.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln