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Nur zwei Prozent der Deutschen leben wirklich gesund
 
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04.08.2025 

 

 
Ein alarmierender Befund aus dem DKV-Report 2025
 
Wie gesund lebt Deutschland? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit 2010 der DKV-Report, der gemeinsam von der Deutschen Krankenversicherung (DKV), der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erstellt wird. Der aktuelle Report 2025 liefert ernüchternde Ergebnisse: Nur zwei Prozent der Deutschen erfüllen alle Kriterien für einen rundum gesunden Lebensstil. Ein Befund, der nicht nur statistisch bedeutsam ist, sondern auch gesellschaftlich wie politisch ein Weckruf sein sollte.
 
Neue, strengere Maßstäbe
 
Besonders drastisch wirkt sich eine Änderung bei den Benchmarks aus: Während in früheren Studien noch ein moderater Alkoholkonsum als akzeptabel galt, setzt der aktuelle Report auf einen kompletten Verzicht. Nur 29 Prozent der Befragten erfüllen diese Vorgabe - im Vergleich zu 81 Prozent nach den alten Maßstäben. Auch beim Rauch- und Dampfverhalten schneiden die Deutschen nur leicht schlechter ab als in den Vorjahren: 80 Prozent verzichten auf Nikotinprodukte. Damit zeigt sich: Die Messlatte liegt heute deutlich höher. Das macht die Vergleiche mit den Vorjahren spannend, aber auch ernüchternd.

Bewegung ja - Stressbewältigung nein
 
Erfreulich ist, dass 68 Prozent die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für körperliche Aktivität erreichen. Doch fast jeder Fünfte ist völlig inaktiv. Ein besonderes Problem: Nur ein Drittel (34 Prozent) ernährt sich so, dass die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erfüllt werden. Und gerade einmal ein Fünftel (20 Prozent) pflegt einen gesunden Umgang mit Stress. Mehr als ein Viertel der Befragten beschreibt seine Stressbelastung sogar als hoch oder sehr hoch. Diese Zahlen verdeutlichen, wie schwer es vielen fällt, trotz guten Wissens über die Vorteile, gesunde Routinen in den Alltag einzubauen.
 
Frauen liegen vorn - Männer punkten bei Sport
 
Im Geschlechtervergleich zeigt sich ein gemischtes Bild: Drei Prozent der Frauen, aber nur ein Prozent der Männer erfüllen alle Benchmarks. Besonders auffällig ist der Unterschied beim Alkoholverzicht: 37 Prozent der Frauen schaffen die neue Null-Promille-Marke, bei den Männern sind es nur 21 Prozent. Auch beim Rauchverhalten haben die Frauen leicht die Nase vorn. Männer dagegen punkten bei der körperlichen Aktivität: 72 Prozent erreichen hier den WHO-Benchmark, Frauen dagegen 66 Prozent. Die Botschaft ist klar: Jeder hat seine Stärken, aber kaum jemand schafft den Rundum-Check.
 
Regionale Unterschiede: Hamburg an der Spitze, NRW im Mittelfeld
 
Ein Blick in die Bundesländer zeigt deutliche Unterschiede. Hamburg (6 Prozent) und Baden-Württemberg (6 Prozent) sind Spitzenreiter in Sachen Gesundheit. Dagegen schneiden Bayern (1 Prozent) sowie Brandenburg, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen mit teils null Prozent alarmierend schlecht ab.
 
Auch Nordrhein-Westfalen liegt unter dem Durchschnitt: Nur 1 Prozent der Bevölkerung erfüllen hier alle Benchmarks - deutlich weniger als der Bundeswert von 2 Prozent. Beim Alkoholverzicht erreichen in NRW lediglich 27 Prozent den neuen Maßstab des vollständigen Verzichts. Immerhin 67 Prozent schaffen die WHO-Empfehlung für Bewegung, und beim Nichtrauchen liegen die Menschen in NRW mit 80 Prozent nahezu im Bundesschnitt. Für Köln selbst gibt es keine eigene Auswertung, doch die NRW-Werte geben ein deutliches Bild: Auch hier ist ein rundum gesunder Lebensstil die Ausnahme - ein Ergebnis, das auch im sportaffinen Rheinland nachdenklich stimmt.
 
Viel Sitzen - wenig Ausgleich
 
Neben Ernährung, Bewegung und Konsumverhalten spielt auch das Sitzverhalten eine wachsende Rolle. Die Deutschen sitzen werktags im Schnitt über zehn Stunden - Tendenz steigend. Besonders jüngere Erwachsene (18 bis 29 Jahre) verbringen mit durchschnittlich elf Stunden die meiste Zeit im Sitzen. Nur rund ein Drittel schafft es, diese langen Sitzzeiten durch genügend Bewegung auszugleichen. Für die Gesundheit bedeutet dies ein hohes Risiko: Wer zu viel sitzt, steigert seine Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und psychische Belastungen. Dabei zeigt der Report auch, dass gerade Krafttraining - empfohlen sind zwei Einheiten pro Woche - noch immer ein Stiefkind ist: Nur etwa ein Drittel kommt dieser Empfehlung nach. Dabei könnte ein gezieltes Muskeltraining die Risiken des Sitzens deutlich abfedern.
 
Was Läuferinnen und Läufer daraus lernen können
 
Für die Leserinnen und Leser einer Laufzeitschrift sind die Ergebnisse ambivalent. Einerseits bestätigt sich, dass regelmäßiges Laufen einen zentralen Beitrag zu einem gesunden Lebensstil leisten kann. Andererseits zeigt die Studie: Bewegung allein reicht nicht. Wer lange und gesund laufen will, sollte auch auf die übrigen Säulen achten - von ausgewogener Ernährung über Stressmanagement bis hin zu bewusster Erholung. Selbst ambitionierte Läuferinnen und Läufer profitieren davon, Alkohol zu meiden, auf eine gute Schlafhygiene zu achten und den Alltag aktiv zu gestalten, etwa durch Bewegungspausen bei der Arbeit.
 
Ein Weckruf für Gesellschaft und Politik
 
"Gesundheit ist eine gemeinsame Aufgabe: Sie beginnt bei jedem Einzelnen, erfordert aber auch unterstützende Strukturen", betont Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Prävention, Aufklärung und der Ausbau gesundheitsfördernder Lebenswelten sind dringend nötig, um die erschreckend niedrige Quote gesunder Lebensstile zu verbessern.
 
Der DKV-Report 2025 zeigt eindringlich: Bewegung allein reicht nicht. Wer gesund leben will, muss ein ganzes Bündel an Maßnahmen berücksichtigen - von Ernährung über Stressbewältigung bis hin zu Alkoholverzicht. Für Läuferinnen und Läufer ist das eine Bestätigung, dass regelmäßiges Training zwar wichtig, aber nur ein Baustein in einem komplexen Gesundheitsmosaik ist. Jetzt gilt es, diese Erkenntnisse in den Alltag zu tragen - für ein gesünderes Deutschland.
 
 
    DKV-Report-2025-Bericht.pdf




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln