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Zwischen Joggen und Yoga: Geschlechterspezifische Unterschiede im Sportverhalten der Deutschen Wer macht was? Statista Consumer Insights befragte zwischen April 2024 und März 2025 insgesamt 35.936 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren in Deutschland. Dabei zeigte sich: Frauen treiben am häufigsten Fitnesstraining, Aerobic oder Kardiotraining sowie Wandern, jeweils mit einem Anteil von 39 %. Auf dem dritten Platz folgt Laufen beziehungsweise Joggen mit 37 %, gefolgt von Schwimmen oder Tauchen (34 %), Tanzen (28 %), Yoga beziehungsweise Pilates (25 %), Radfahren (23 %) und Badminton (12 %). Männer setzen am häufigsten auf Laufen oder Joggen mit ebenfalls 39 %, dicht gefolgt von Wandern mit 37 % und Fußball mit 35 %. Fitness, Aerobic oder Kardiotraining wird von 30 % der Männer genannt, Radfahren liegt bei 29 %, Schwimmen oder Tauchen bei 27 %, Basketball bei 15 % und Tanzen bei 10 %. Besonders auffällig sind die Unterschiede bei bestimmten Sportarten. Während ein Viertel der befragten Frauen Yoga oder Pilates praktiziert, sind es bei den Männern nur etwa sieben Prozent. Umgekehrt ist Fußball bei Männern mit einem Anteil von 35 % weit verbreitet, bei Frauen aber lediglich mit neun Prozent vertreten. Beim Tanzen kehrt sich das Verhältnis erneut um: 28 % der Frauen nennen diese Sportart, bei den Männern sind es lediglich zehn Prozent. Solche Zahlen zeigen deutlich, dass es nicht nur eine unterschiedliche Verteilung der Sportarten zwischen den Geschlechtern gibt, sondern auch klare Tendenzen in Bezug auf Interessen und Bewegungsformen. Warum wird überhaupt Sport getrieben? Der zentrale Beweggrund für sportliche Betätigung ist für die meisten Menschen die eigene Gesundheit. Dieser Aspekt steht sowohl bei Frauen als auch bei Männern im Vordergrund. Hinzu kommen weitere häufig genannte Motive wie die Verbesserung der körperlichen Fitness, insbesondere Kraft und Ausdauer, das Bedürfnis nach einem Ausgleich zum Alltag sowie das Ziel der Gewichtsreduktion. Eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse ergab, dass Personen, die mehr als drei Stunden pro Woche Sport treiben, ihre Gesundheit zu rund 70 % als gut oder sehr gut einschätzen. Im starken Kontrast dazu stehen Menschen ohne sportliche Aktivität, von denen nur etwa elf Prozent eine ähnlich positive Selbsteinschätzung abgeben. Trotz dieser positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden bleibt ein großer Teil der Bevölkerung körperlich inaktiv. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts bewegen sich Erwachsene in Deutschland im Schnitt rund 34 Minuten pro Tag sportlich. Dennoch treiben etwa 45 % der Erwachsenen gar keinen Sport. Dieser Wert unterstreicht, dass es zwar ein breites Interesse an Bewegung gibt, es aber vielen Menschen offenbar an Möglichkeiten, Zeit oder Motivation mangelt, regelmäßig aktiv zu werden.
Rollenbilder und Bewegungswelten Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Sportverhalten lassen sich nicht allein mit Vorlieben erklären. Vielmehr spiegeln sie auch gesellschaftliche Prägungen wider. Yoga, Pilates oder Tanzen sind oft mit einem bewussten Zugang zum eigenen Körper, mit Achtsamkeit und einer gemeinschaftlichen Atmosphäre verbunden. Diese Eigenschaften machen solche Angebote besonders für Frauen attraktiv. Formate wie Kurse an Volkshochschulen, die günstig sind und in einer offenen Atmosphäre stattfinden, bieten vielen Frauen einen niedrigschwelligen Einstieg in regelmäßige Bewegung. Bei Männern stehen dagegen Sportarten im Vordergrund, die leistungsorientiert sind oder aus dem Vereinsumfeld stammen. Laufen, Fußball oder strukturiertes Fitnesstraining sprechen den Wunsch nach messbarem Fortschritt, Wettbewerb und körperlicher Belastung an. Fußball ist zudem kulturell tief im gesellschaftlichen Alltag verankert und bleibt eine der prägendsten Mannschaftssportarten in Deutschland. Das erklärt, warum sich so viele Männer dafür begeistern, während Frauen diesen Bereich seltener für sich entdecken. Trotz dieser Unterschiede verfolgen Männer und Frauen mit ihrem Sport ähnliche Ziele. Beide Gruppen nutzen Bewegung zur Gesundheitsvorsorge, zum Stressabbau und zur Förderung des körperlichen und mentalen Wohlbefindens. Der Unterschied liegt nicht im "Warum", sondern im "Wie". Während viele Frauen Ausgleich, Flexibilität und Körperbewusstsein suchen, steht für viele Männer die Herausforderung, der Wettkampf oder die strukturierte Leistungssteigerung im Mittelpunkt. Was Läufer daraus mitnehmen können Auch für Läufer lohnt sich der Blick über den Tellerrand. Yoga und Pilates, bei Frauen besonders beliebt, können die Körperspannung verbessern, die Beweglichkeit erhöhen und die Regeneration unterstützen. Wer regelmäßig läuft, profitiert davon in mehrfacher Hinsicht. Gleichzeitig bietet sich Cross-Training mit Wandern oder Fitnesstraining als sinnvolle Ergänzung an. Beides steigert die allgemeine Belastbarkeit und beugt Überlastungen vor. Männer, die häufig zum Radfahren greifen, haben damit ebenfalls eine gelenkschonende Alternative, die sich hervorragend ins Ausdauertraining integrieren lässt. Nicht zuletzt spielt auch der soziale Aspekt eine wichtige Rolle. Angebote wie Laufgruppen, Fitnesskurse oder Bewegungsprogramme an der Volkshochschule sind nicht nur kostengünstig, sondern fördern auch das Gemeinschaftsgefühl. Gerade nach der Phase intensiver Homeoffice-Zeiten wächst bei vielen Menschen das Bedürfnis nach echter sozialer Interaktion. Bewegung in der Gruppe kann hier einen wichtigen Beitrag leisten - unabhängig vom Geschlecht und jenseits starrer Sportklischees. __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Grafik & Daten: statista |