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Regeneration und Trainingsplanung
 
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18.10.2025 

 

 
Regeneration und Trainingsplanung

 
Training ist die Kunst, Reiz und Erholung so zu dosieren, dass der Körper stärker zurückkommt, als er vor der Belastung war. In der Praxis wird diese Kunst oft unterschätzt: Zu viel Training, zu wenig Ruhe, zu seltene Anpassung führen dazu, dass Fortschritte stagnieren. Wer das Prinzip der Superkompensation versteht und die Regeneration systematisch in die Planung integriert, kann langfristig höhere Leistungen abrufen und Verletzungen vermeiden.

Warum Regeneration so entscheidend ist
 
Während Trainingseinheiten gezielt Mikroverletzungen in Muskeln, Sehnen und Bindegewebe verursachen, beginnt die eigentliche Leistungssteigerung erst in der Erholungsphase. Der Körper repariert die Strukturen, stärkt sie über das ursprüngliche Niveau hinaus und verbessert Energie- und Stoffwechselprozesse. Fehlt diese Phase, summiert sich der Schaden - mit Folgen wie chronischer Müdigkeit, erhöhter Infektanfälligkeit oder Überlastungsverletzungen.
 
Auch das zentrale Nervensystem braucht Pausen: Intensive Einheiten oder Wettkämpfe beanspruchen es stark, und wer permanent unter Strom steht, riskiert nicht nur eine Stagnation, sondern auch mentale Erschöpfung.

Die wichtigsten Regenerationsbausteine
 
Effektive Erholung besteht nicht allein aus Nichtstun. Sie setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: Schlaf, Ernährung, aktive Regeneration, mentale Entlastung und gezieltes Monitoring.
 
Schlaf ist der wichtigste Baustein. Während der Tiefschlafphasen werden Wachstumshormone ausgeschüttet, die Reparaturprozesse und den Muskelaufbau anregen. Eine regelmäßige Schlafdauer von sieben bis neun Stunden gilt als optimal.
 
Ernährung liefert die Baustoffe für die Regeneration. Entscheidend ist die unmittelbare Nahrungszufuhr nach intensiven Einheiten: Kohlenhydrate füllen die Glykogenspeicher, Proteine unterstützen die Muskelreparatur. Auch Mikronährstoffe wie Magnesium, Zink und Vitamin D spielen eine wichtige Rolle.
 
Aktive Regeneration meint Bewegung mit sehr geringer Intensität - etwa lockeres Radfahren, Schwimmen oder Gehen. Sie fördert die Durchblutung, beschleunigt den Abtransport von Stoffwechselprodukten und verhindert, dass der Körper in vollständige Passivität fällt.
 
Mentale Erholung ist ebenfalls Teil des Plans. Meditation, Spaziergänge oder soziale Aktivitäten helfen, Stresshormone abzubauen. Besonders Läuferinnen und Läufer, die Beruf und Training kombinieren, profitieren davon, bewusste Ruhefenster in den Alltag einzubauen.
 
Regeneration messen - was Wearables leisten können
 
Moderne Laufuhren und Apps liefern Daten, die helfen, den Erholungsstatus einzuschätzen. Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) etwa zeigt, wie gut der Körper auf Belastung reagiert. Eine niedrige HRV über mehrere Tage kann ein Hinweis auf Übertraining oder mangelnde Erholung sein. Auch die Ruheherzfrequenz (RHR) und subjektive Skalen - etwa das morgendliche Energieempfinden - sind wertvolle Indikatoren.
 
Garmin, Polar und andere Anbieter bieten mittlerweile eigene Regenerationsanzeigen oder Trainingsbereitschafts-Scores. Diese Systeme basieren auf Kombinationen aus Schlafqualität, HRV, Belastung und Stresswerten. Sie ersetzen zwar nicht das Körpergefühl, liefern aber nützliche Tendenzen.
 
Wie Regeneration in die Trainingsplanung integriert wird
 
Ein guter Trainingsplan sieht Regeneration nicht als passives Element, sondern als strategischen Bestandteil. Auf intensive Wochen folgen Entlastungsphasen, und nach einem Wettkampf ist eine aktive Erholungswoche Pflicht. Faustregel: Auf zwei bis drei Belastungswochen folgt eine Woche mit etwa 60 % des üblichen Umfangs.
 
Auch innerhalb einer Woche lassen sich gezielt Regenerationsfenster setzen: Nach langen Läufen oder intensiven Intervallen ist am Folgetag lockeres Training oder Alternativsport sinnvoll. Massage, Faszienrolle oder Kälteanwendungen können den Erholungsprozess zusätzlich fördern.
 
Beispielhafte Struktur
 
Eine ausgewogene Trainingswoche könnte so aussehen:
 
* Montag: Ruhetag oder 30 min sehr locker + Mobility
* Dienstag: Intervalle, z. B. 5×5 min zügig
* Mittwoch: 60 min locker + Dehnung
* Donnerstag: Alternativtraining (Rad/Schwimmen)
* Freitag: 40 min locker + Rumpftraining
* Samstag: Langer Lauf 90-120 min
* Sonntag: 30 min Regeneration + Spaziergang
 
So entsteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Reiz und Erholung. Wer zusätzlich Körperreaktionen beobachtet, kann die Struktur individuell anpassen.
 
 
 
    Regeneration ist kein Zeichen von Schwäche, sondern die Voraussetzung für Fortschritt. Nur wer seinem Körper Zeit zur Anpassung gibt, profitiert langfristig von Trainingseffekten. Die Verbindung aus durchdachter Planung, achtsamem Monitoring und konsequenter Erholung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Leistungsentwicklung - und zu mehr Freude am Laufen.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln