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 Welche Pace muss man laufen, damit Carbonschuhe wirklich Sinn machen? Vor wenigen Jahren waren sie noch eine Randerscheinung in der Laufszene. Heute sieht man sie an Startlinien großer Stadtmarathons ebenso wie auf Trainingsrunden im Park: Laufschuhe mit Carbonplatte. Versprechen sie wirklich, schneller zu machen - oder ist alles nur ein Hype? Und vor allem: Ab welcher Geschwindigkeit lohnt es sich, überhaupt darüber nachzudenken? Um diese Frage fair zu beantworten, lohnt ein Blick auf das, was einen Carbonschuh ausmacht. Wie Carbonschuhe funktionieren In normalen Laufschuhen beugen sich die Zehengelenke bei jedem Schritt. Diese Bewegung ist natürlich, kostet aber Energie, weil die Sehnen und Muskeln in diesem Moment Spannung verlieren, die nicht vollständig als Vortrieb zurückkommt. Mit anderen Worten: Ein Teil der Kraft verpufft. Ein Carbonschuh verhindert genau das. Die steife Carbonplatte stabilisiert den Vorfuß, sodass sich das Großzehengelenk weniger stark beugt. Gleichzeitig wirkt die Carbonplatte wie eine elastische Feder: Sie speichert Energie beim Aufsetzen und gibt sie beim Abdruck wieder frei. Dadurch wird der Abrollvorgang sanfter, schneller - und effizienter. Doch dieses System funktioniert nur, wenn genügend Druck auf die Platte wirkt. Und der entsteht vor allem dann, wenn man schneller läuft. Je schneller das Tempo, desto größer der Effekt Die Sportwissenschaft ist sich einig: Die Wirkung der Carbonplatte nimmt mit der Laufgeschwindigkeit zu. 
 Wer also regelmäßig im Bereich von 4:00 min/km oder schneller unterwegs ist, profitiert besonders deutlich. Bei langsameren Tempi schrumpft der Vorteil - er verschwindet jedoch nicht vollständig. Für viele Freizeitläufer ist er allerdings so klein, dass er im Trainingsalltag kaum ins Gewicht fällt. Für wen lohnt sich ein Carbonschuh - und für wen nicht? Sinnvoll ist ein Carbonschuh vor allem für Läufer, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen und bereits über eine stabile Grundgeschwindigkeit verfügen. Wer sauber über den Mittel- oder Vorfuß abrollt und Distanzen zwischen zehn Kilometern und dem Marathon häufig im Trainingsplan stehen hat, kann den Rückstell-Effekt der Carbonplatte besonders gut nutzen. Vor allem dann, wenn im Training oder Wettkampf öfter Tempi zwischen etwa 3:30 und 4:30 Minuten pro Kilometer gelaufen werden. Hier arbeitet die Platte spürbar mit. Weniger Wirkung zeigt sich hingegen bei Läufern, die überwiegend gemütlich unterwegs sind oder die vor allem über die Ferse landen und damit viel Abstoßenergie verlieren. Bei Laufgeschwindigkeiten oberhalb von 5:30 min/km ist der Vorteil zwar messbar, aber so gering, dass er im Gefühl kaum wahrnehmbar ist. Für diese Läufer steht oft eher Komfort, Stabilität oder ein harmonisches Laufgefühl im Vordergrund - und das bieten klassische Trainingsschuhe häufig besser. Zwei weitere Faktoren spielen eine Rolle 
 Ein Schuh kann also unterstützen - aber nur das verstärken, was bereits vorhanden ist. 
 __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln |