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Laufen im Nieselregen  Laufen im leichten Regen hat eine ganz eigene Atmosphäre. Die Geräusche sind gedämpft, die Luft wirkt sauberer, und der Wald scheint in einen ruhigen, fast meditativen Zustand überzugehen. Viele Läufer verzichten jedoch darauf, bei Nässe vor die Tür zu gehen. Dabei kann gerade der Nieselregen eine Gelegenheit sein, das Training anders zu erleben und den Körper auf angenehme Weise zu fordern.  Schon seit Jahren beschäftigen sich Sportwissenschaftler mit der Frage, wie verschiedene Wetterbedingungen den Trainingsreiz beeinflussen. Regen gehört zu den Bedingungen, die häufig unterschätzt werden. Während starke Niederschläge das Laufen unangenehm machen und die Verletzungsgefahr durch rutschige Wege erhöhen können, bietet leichter Nieselregen ein mildes, kühlendes Umfeld. Die Luftfeuchtigkeit ist relativ hoch, was die Atmung erleichtert, während die kühleren Temperaturen die Herzfrequenz stabil halten.  Ein entscheidender Faktor beim Laufen im Nieselregen ist die Wahl der Kleidung. Atmungsaktive und wasserabweisende Materialien bieten Schutz vor Feuchtigkeit, ohne dass sich Hitze staut. Eine dünne Regenjacke, kombiniert mit einem Funktionsshirt, sorgt dafür, dass der Körper warm bleibt, ohne zu überhitzen. Die Beine benötigen in der Regel weniger Schutz, da sie durch die Bewegung gut durchblutet werden. Eine Laufmütze oder ein leichtes Stirnband kann verhindern, dass der Regen unangenehm in die Augen läuft.  Auch die Schuhe spielen eine Rolle. Moderne Laufschuhe sind meist so konzipiert, dass sie Feuchtigkeit teilweise abweisen und zugleich das Wasser, das eindringt, schnell wieder abgeben. Wichtig ist vor allem eine gute Sohle mit ausreichendem Profil, um auf nassem Untergrund nicht ins Rutschen zu geraten. Nach dem Lauf sollten die Schuhe geöffnet und mit Zeitungspapier ausgestopft werden, damit sie schneller trocknen.  Wer im Regen läuft, spürt oft, dass sich die Atmung ruhiger und tiefer anfühlt. Die feuchtere Luft ist weniger reizend für die Atemwege als trockene, kalte Winterluft. Beim Laufen in warmen Sommermonaten dagegen verliert der Körper durch Schwitzen deutlich mehr Flüssigkeit, was die Belastung erhöht. Die kühlende Wirkung des Regens sorgt dafür, dass sich das Training weniger anstrengend anfühlt, selbst wenn die Intensität unverändert bleibt.  Neben den physiologischen Aspekten hat Laufen im Nieselregen auch eine psychologische Wirkung. Das bewusste Durchhalten in einer Situation, in der viele lieber drinnen bleiben würden, stärkt das Selbstvertrauen. Es vermittelt das Gefühl, Hindernisse überwinden zu können und zeigt, dass äußere Bedingungen nicht bestimmen müssen, ob ein Training stattfindet oder nicht. Dieser mentale Effekt überträgt sich oft auf den Alltag und kann helfen, Herausforderungen mit mehr Gelassenheit anzugehen.  Dennoch sollte auch beim Laufen im Regen auf die Signale des Körpers geachtet werden. Eine kurze Aufwärmphase im Trockenen ist sinnvoll, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Muskeln auf die Belastung vorzubereiten. Direkt nach dem Lauf empfiehlt es sich, zügig in trockene Kleidung zu wechseln. Der Körper kühlt schnell aus, sobald man stehen bleibt und die Verdunstungskälte einsetzt.  Ernährung und Flüssigkeit spielen ebenfalls eine Rolle. Obwohl das Durstgefühl bei kühlerem, feuchtem Wetter geringer ist, verliert der Körper weiterhin Flüssigkeit durch Schweiß und Atmung. Vor allem längere Läufe sollten daher nicht ohne Wasserbegleitung oder ausreichende Flüssigkeitszufuhr davor stattfinden. Ein warmes Getränk nach dem Lauf kann zusätzlich helfen, die Körpertemperatur wieder auszugleichen und ein angenehmes Wohlgefühl zu schaffen.  Wer sich einmal auf das Erlebnis des Laufens im Nieselregen einlässt, entdeckt häufig eine neue Qualität des Trainings. Die Welt wirkt ruhiger, die Sinne sind weniger überladen, und die Gedanken können freier fließen. Das monotone Geräusch der Schritte auf dem feuchten Boden und die gleichmäßige Atmung schaffen eine Form von Rhythmus, der als besonders wohltuend empfunden wird. __________________________________ Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln |