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						Jo Schindler ist seit 
						2002 Organisator des Eurocity Marathon Messe Frankfurt. 
						Seine Bilanz zum Rennen dieses Jahres fällt rundum 
						zufrieden aus. 
						
						  
						
						  
						
						Jo Schindler, Sie sind mit ehrgeizigen Zielen 
						angetreten, um den Eurocity Marathon Messe Frankfurt 
						quasi auf eine neue Plattform zu hieven. Im zweiten Jahr 
						Ihres Engagements dürfte Ihr Zwischenfazit gut 
						ausfallen. 
						
						  
						
						Natürlich. Gerade in diesem Jahr haben wir viel gewagt – 
						und eigentlich alles gewonnen. Der Streckenrekord von 
						Boaz Kimayo (2:09:28) ist kein Glück, sondern das 
						Resultat einer sportlichen Planung. Nur, wer schnelle 
						Läufer verpflichtet und auch ein durchdachtes 
						Rennkonzept entwirft, wird auch mit schnellen Endzeiten 
						belohnt. Wir sind hier hohes Risiko gegangen, haben 
						unsere entsprechenden finanziellen Möglichkeiten voll 
						ausgereizt, um die für uns möglichen Topleute zu 
						verpflichten. Dass nach langer Zeit mal wieder zum 
						Marathon in Frankfurt die Sonne geschienen hat, lag zwar 
						nicht in unserer Hand – aber wie sagt man doch so schön: 
						Es gibt keine Zufälle im Leben. Vielleicht war dieser 
						sonnige Tag auch eine Belohnung für unsere harte Arbeit. 
						
						  
						
						Eine Belohnung für die Zuschauer war gewiss das 
						packende Finale von Kimayo und dem Zweiten Leonid 
						Shvetsov mit einem rauschenden Empfang in der Festhalle.
						 
						
						  
						
						Von einem Rennen, das erst auf den letzten Metern 
						entschieden wird, träumt ein Veranstalter, weil es für 
						die Zuschauer einfach das Schönste ist. Das ist Sport 
						pur. Der bombastische Empfang in der Festhalle war der 
						Beweis dafür, dass die Menschen sich an solchen 
						Leistungen begeistern können. Die Stimmung in der Halle 
						war unglaublich, selbst wenn noch ein paar Plätze frei 
						geblieben sind. Aber wenn Athleten wie die 
						Frauensiegerin Luminita Zaituc oder Sebastian Bürklein 
						aus dem Schwärmen über unseren Empfang nicht 
						herauskommen, dann spricht sich das herum – und deswegen 
						freue ich mich schon aufs kommende Jahr. Wir können uns 
						noch steigern, und wir werden uns noch steigern. Wer 
						nach Frankfurt kommt, um Marathon zu laufen, der soll 
						wissen, dass er hier mit einem Zieleinlauf belohnt wird, 
						der vieles in den Schatten stellt. 
						
						  
						
						Einstweilen sind aber erst einmal weniger Läufer nach 
						Frankfurt gekommen. Woran liegt das? 
						
						  
						
						Wir haben im Vergleich zum Vorjahr einen Rückschritt bei 
						den Teilnehmerzahlen, das ist richtig. Diesmal gingen 
						9.399 Läufer am Start – im vorigen Jahr waren es 10.247. 
						Mir bereitet das aber kein Kopfzerbrechen. Schließlich 
						haben wir in Hessen Herbstferien, außerdem muss man 
						jedem Läufer auch zugestehen, dass er angesichts der 
						Wetterkapriolen der vergangenen Jahre einmal einen Start 
						in Frankfurt ausfallen lässt. Die Güte eines Marathons 
						bemisst sich außerdem nicht nur in der Menge der 
						Teilnehmer, Gigantomie um jeden Preis machen wir nicht 
						mit. Wir setzen auf die Betreuung und ein Rahmenangebot, 
						das allen Sportlern gerecht wird. Ich glaube aber, wenn 
						nur jeder Zweite im Ziel daheim erzählt, was für ein 
						tolles Erlebnis die letzten Meter in der Festhalle war, 
						dann können wir uns 2004 vor Anmeldungen kaum retten. 
						Das betrifft bestimmt auch den Staffelmarathon, der bei 
						der Premiere gleich 1757 Läufer auf die Beine brachte. 
						Das ist doch eine schöne Zahl. Bei den Skaterzahlen 
						(1313 zu 2036) muss man sagen, dass dieser Rückgang 
						einem generellen Trend gehorcht. Auch bei den anderen 
						Stadtmarathons gingen die Skaterzahlen zurück. Dies 
						liegt meiner Meinung nach daran, dass inzwischen das 
						Angebot an reinen Skater-Veranstaltungen enorm gestiegen 
						ist. Wettkampforientierte Skater haben seit ein, zwei 
						Jahren viele Gelegenheiten ihren Sport in einem speziell 
						skategeprägten Umfeld nachgehen zu können, während die 
						Einbing der Skater in einen Stadtmarathon immer einen 
						Kompromiss für beide Disziplinen - Laufen und Skaten – 
						darstellt. Zum anderen sind die Freizeit-Skater nicht 
						dauerhaft wettkampforientiert. Wer ein-, zweimal einen 
						Marathon gelaufen ist, für den ist es dann auch gut. Und 
						natürlich haben die Wetterkapriolen der drei letzten 
						Jahre bei den Skatern nicht gerade eine euphorische 
						Stimmung für Frankfurt aufkommen lassen. Auch das ist 
						verständlich und nachvollziehbar. 
						
						  
						
						Können Sie schon etwas zu den Zuschauerzahlen sagen? 
						
						  
						
						Ich bin hier ein zurückhaltender Veranstalter und 
						belasse es bei einer vorsichtigen Schätzung, denn nur 
						das ist ehrlich: Nach Einschätzung der Polizei standen 
						an der Strecke 90.000 Zuschauer, in der Halle mögen es 
						gut 6.500 gewesen sein. Insgesamt gehen wir also von 
						rund 100.000 bis 150.000 Zuschauern aus. Andere Werte 
						werde ich nicht publizieren, weil solche Zahlen niemals 
						eindeutig zu recherchieren sind. 
						
						  
						
						Wo lagen für Sie noch Schwachpunkte? 
						
						  
						
						Im engeren Organisationsteam wurden in den letzten 
						beiden Jahren wichtige  Positionen auf Ebene der 
						Ressortleiter neu besetzt. Dies brachte frischen Wind in 
						die Veranstaltung, andererseits erlebten wir an der ein 
						oder anderen Stelle aber auch so manche Überraschung, da 
						Erfahrungswissen verloren ging. Nun wissen wir wieder 
						ein bisschen mehr, können darauf reagieren und werden 
						deshalb im nächsten Jahr manches besser machen. Die 
						Teilnehmer am Staffelmarathon bekommen zum Beispiel 
						andersfarbige Startnummern. 
						
						  
						
						Sie sind Regensburger, Christoph Kopp, Ihr 
						Sportlicher Leiter und wichtigster Partner ist Berliner. 
						Nun sorgen Sie in der Bankenmetropole Frankfurt für 
						frischen Marathonwind. Ist das nicht ungewöhnlich? 
						
						  
						
						Mag sein. Aber fühle mich nicht als Missionar, sondern 
						als Mitglied eines großartigen Teams, das besteht aus 
						Mitarbeitern der Stadt Frankfurt, Vertretern unseres 
						Hauptsponsors Messe Frankfurt sowie den hunderten 
						Helfern aus der Region. Wir alle haben hart gearbeitet – 
						und sind mit einem schönen Marathon-Sonntag belohnt 
						worden. Sogar mit Vorschusslorberen: Denn dass der 
						Sportartikelhersteller Asics seinen Sponsoringvertrag 
						nicht nur vor dem Rennen, sondern auch gleich um mehrere 
						Jahre verlängert hat, beweist doch, dass uns hier 
						Vertrauen entgegengebracht wird. Asics hat sich für drei 
						Jahre an uns gebunden – das ist ein Zeitraum, der 
						ungewöhnlich ist. 
						
						  
						
						Vertrauen ist gut, Geld ist aber besser. Wie sieht es 
						denn mit ihren künftigen finanziellen Möglichkeiten aus? 
						
						  
						
						Das werden wir in den nächsten Wochen feststellen. 
						Bisher sind wir mit einem Etat von 1,2 Millionen Euro 
						ausgekommen – wie im Vorjahr. Das ist eigentlich ein 
						Wunder, denn unser Angebot ist ja gestiegen. Wenn Sie 
						mich fragen, wie das gelungen ist, dann kommt dies eben 
						aus der speziellen Leidenschaft für den Laufsport, den 
						alle Mitarbeiter in der Agentur, alle Ressortleiter und 
						engeren Mitarbeiter haben. Diese Liebe zum Laufen lässt 
						einen natürlich auch die ein oder andere harte 
						Arbeitswoche überstehen. Alle an diesem Marathon 
						beteiligten, haben Sagenhaftes geleistet, und dafür 
						möchte ich mich bei allen bedanken. 
						
						  
						
						Für Luminita Zaituc, die zum zweiten Mal hier 
						gewonnen hat, ist Frankfurt fast schon eine zweite 
						Heimat geworden. Was bedeutet Frankfurt für Sie, Herr 
						Schindler? 
						
						  
						
						Frankfurt ist für mich eine Stadt, in der man sportlich 
						noch sehr viel bewegen kann. Und ich hoffe, dass ich 
						dazu einen Teil beitragen kann. Ich habe ein starkes 
						Team, mit der Messe, Asics, dem Maritim Hotel, 
						Rosbacher, der Deutsche Städte Medien und Coca Cola 
						potente und vorzügliche Sponsoren an meiner Seite. 
						Weitere werden folgen, da bin ich sicher. Für die 
						Zukunft des Eurocity Marathon Messe Frankfurt bin ich 
						nicht bange. Im Gegenteil, ich freue mich sehr darauf.  |