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Cathleen Tschirch: „Es ist nichts weg“ |
Nur ein Rennen bestritt die
Leverkusenerin Cathleen Tschirch 2010 über 200 Meter. Dann unterzog sich die
31-Jährige einer Operation am Blinddarm und musste die EM am Fernseher
verfolgen. In diesem Jahr möchte die Deutsche 200-Meter-Meisterin von 2009
wieder zurück an die deutsche Spitze und mit der Staffel zu den
Weltmeisterschaften nach Südkorea (Daegu; 27.08.-03.09.). Im Interview spricht
sie über ihren Start in die Saison und der Zeit nach dem Leistungssport.
Frau Tschirch, Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem gelungenen Saisoneinstand.
Haben Sie mit so einer Zeit im Vorfeld gerechnet?
Ich hatte mir mit meinem
Trainer eine Zeit von unter 24 Sekunden vorgenommen, aber damit habe ich nicht
gerechnet. Von den Belastungen her war das einfach nicht zu erwarten. Ich mache
momentan noch sehr viel und habe den Wettkampf komplett aus dem Training
bestritten. Weil ich wegen meiner Blinddarm-OP im vergangenen Jahr keine
richtige Zeit über 200 Meter stehen hatte, musste ich auch erst einmal die Norm
für die Deutschen Hallenmeisterschaften laufen.
Was ist mit dieser Zeit im Rücken Ihr Ziel für diese Saison?
Für mich ist das Wichtigste
gesund zu bleiben und sich nicht zu verletzen. Ich möchte spaß beim Laufen haben
und schauen, dass ich nicht noch einmal aus irgendeinem Grund operiert werde.
Die WM ist natürlich nach wie vor mein Ziel und ich glaube, ich bin auf einem
guten Weg, meine Schnelligkeit in diesem Jahr gut umsetzen zu können.
Hatten Sie nach dem vergangenen Jahr Gedanken an einen Rücktritt?
Nein. Mir war schon klar, dass
ich weitermachen möchte. Nur wenn man keinen Sinn in etwas sieht, sollte man
aufhören. Ich bin der Meinung, dass nichts weg ist, was ich einmal drauf hatte,
ich muss dieses Potenzial nur ausschöpfen. Es ist ja nicht so, dass ich ein
großes Comeback hätte. Vier Wochen nach der OP bin ich in Mannheim in der
zweiten 4x100-Meter-Staffel des DLV gelaufen und das hatte mir gezeigt, dass ich
wieder zurück in die erste Mannschaft will. Ich bin Bundestrainer Rüdiger
Harksen dankbar für diese Erfahrung und ich hatte so das Gefühl, nicht den
Anschluss verloren zu haben.
Ist man erst mit 30 Jahren eine komplette Sprinterin?
Das kann ich so nicht sagen,
aber Marion Wagner ist auch mit über 30 vor zwei Jahren erst ihre Bestzeit über
100 Meter gelaufen. Vielleicht passt es momentan einfach. Man verlagert seine
Prioritäten und ich habe einen größeren Erfahrungsschatz als zum Beispiel eine
20-Jährige. Ich glaube einfach, dass Spaß, Gesundheit und Motivation der
Schlüssel zum Erfolg sind.
Haben Sie trotzdem schon Pläne für die Zeit nach ihrer Karriere?
Ich mache gerade meinen
C-Trainerschein und glaube, mich durch meine Ausbildung als Physiotherapeutin
gut einbringen zu können. Ich habe ein fundiertes Wissen im medizinischen
Bereich und meiner Meinung nach gibt es in Kombination mit der Trainingslehre
noch große Lücken bei uns in Deutschland. In anderen Ländern ist das heute schon
etwas anders. Vielleicht kann ich helfen, diese Lücke zu schließen. Aber jetzt
plane ich erst einmal bis zu den Olympischen Spielen im nächsten Jahr und dann
sehen wir weiter.
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Autor und Copyright: Peter Bock für Laufen-in-Koeln
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