Laufen.NRW (Köln)
Das überregionale Online-Magazin im Rheinland
Über 6.500 Beiträge zu allen Themen rund um den Laufsport

DRUCK-VERSION 20.12.2008

 

 
 

Viele LĂ€ufe mĂŒssten wegen Fehlstart eigentlich annulliert werden
 
Laufen-in-Koeln >> Rund um's Laufen >> Tipps und Infos zum Thema Laufen >> Artikel

05.02.2019 

 

Beim Lauf "Rund um das Bayer-Kreuz" hat der Starter noch das Sagen und der Moderator wird zum schmĂŒckenden Beiwerk. Klare Ansage von LVN Starterobmann Marc Klages: "Auf die PlĂ€tze, ... Los".
 
Das Sagen beim Start hat ganz allein der - ausgebildete - Starter
Bei vielen LĂ€ufen herrscht Regelunsicherheit. Streng genommen mĂŒssten sie wegen Fehlstart eigentlich annulliert werden.

 
Die meisten Laufveranstaltungen sind als Wettkampf ausgelegt und damit es hier einheitlich und gerecht zugeht, sind die AblÀufe und Bestimmungen mit einem Regelwerk versehen. Im organisierten Sport in Deutschland sind es die Deutsche Leichtathletikordnung (DLO), bzw. die internationalen Wettkampfregeln (IWR).
 
Im Regelwerk ist auch die Startprozedur festgelegt. Demnach ist hierfĂŒr ein ausgebildeter "Starter" verantwortlich. Das Startkommando heißt "Auf die PlĂ€tze, ... Los", wobei mit "Los" der Startschuss gemeint ist.
 
Im laufe der Zeit hat sich der Start vielerorts verselbstĂ€ndigt. Bei vielen LĂ€ufen hat der Moderator die Prozedur ĂŒbernommen und es wird heruntergezĂ€hlt. Die Teilnehmer laufen los, sobald man bei Null angelangt ist. Es gibt aber auch das Schauspiel bei einigen LĂ€ufen, wonach der Moderator das Startkommando "Auf die PlĂ€tze, fertig, los" verwendet. Ein Startkommando vom Bahnlauf aus der Hocke, das mit einem Start aus dem Stand nichts zu tun hat. Professionell ist das auf jeden Fall nicht. Der Kampfrichter, in seiner Funktion als Starter kann seine Aufgabe nicht richtig ausfĂŒhren und wird somit zum schmĂŒckenden Beiwerk.
 
"Das sind alles Fehlstarts", bestĂ€tigte bereits vor Jahren schon der deutsche Leichtathletikverband (DLV) auf Anfrage. Und eigentlich mĂŒsste man die LĂ€ufe alle fĂŒr ungĂŒltig erklĂ€ren. Die Starts sind regelwidrig und werden von Leuten durchgefĂŒhrt, die hierfĂŒr nicht ausgebildet wurden.
 
Von den moderierenden "HerunterzÀhlern" ist es sicherlich gut gemeint. Der Start wird damit spannender, die Spannungskurve steigt und bei Null wird wie bei einer Rakete Gas gegeben. Doch diese Prozedur birgt Probleme und Fehlerquellen.
 
Das Problem: Als Startkommando und damit auch fĂŒr die Zeitnahme gilt ganz allein der Startschuss. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass ein nicht hierfĂŒr ausgebildeter Moderator die Prozedur an sich reißt und herunterzĂ€hlt. Was ist, wenn dann bei "Null" kein Startschuss fĂ€llt, weil der Startrevolver oder die Patrone klemmt? Die Teilnehmer laufen dann trotzdem los. Und die Zeitnahme?
 
Auch kam es schon vor, dass der Moderator die Teilnehmer auf die Strecke schickte, obwohl der hierfĂŒr ausgebildete "Starter" seinen Revolver noch gar nicht ausgepackt hatte. Und die Zeitnahme?
 
Nun, bei solchen "Fehlstarts" kann man die Teilnehmer kaum, bis gar nicht wieder zurĂŒckholen und der Zeitnehmer hat die Zeit nach persönlichem, eigenem Ermessen gestartet.
 
Bei BahnlÀufen ist die Sache eindeutig, da sind Startrevolver und Zeitnahme miteinander gekoppelt. Davon abgesehen, dass hier der Moderator auch nicht auf die Idee kÀme herunterzuzÀhlen.
 
Das automatisierte HerunterzĂ€hlen, z.B. vom Band hat aber auch einen weiteren Nachteil. Ist die mehrere sekundenlange Prozedur von 10 bis 0 erstmal gestartet, lĂ€sst sie sich im Notfall nur schwer bis gar nicht abbrechen, wogegen bei einem "korrekt" durchgefĂŒhrten Start, der "Knall" nach einem "Auf die PlĂ€tze, ..." erst dann erfolgt, wenn der Starter, sprich der Kampfrichter es fĂŒr richtig empfindet.
 
Das kann passieren, wenn der Start durch nicht ausgebildete Akteure erfolgt. Ein Helfer befindet sich noch im Startkanal, blockiert die LĂ€ufer, die um ihn herumlaufen mĂŒssen. Dennoch erfolgt ein Startschuss, durch den Sponsor.
 
Bei vielen LĂ€ufen hat es sich auch "manifestiert", dass der BĂŒrgermeister oder der Sponsor den Startschuss zum Lauf abgibt. Da bekommen unter umstĂ€nden Personen das erste Mal in ihrem Leben eine Waffe in die Hand gedrĂŒckt und sollen ohne jegliche Vorbildung eine KampfrichtertĂ€tigkeit ausfĂŒhren.
 
Der fĂŒr den Leichtathletikverband Nordrein (LVN) zustĂ€ndige Starterobmann Marc Klages hat zu dem Thema eine klare Aussage: "Starts sind ausschließlich nur von ausgebildeten Startern auszufĂŒhren. Sollte der Start von einem BĂŒrgermeister oder Sponsor durchgefĂŒhrt werden, dann ist das eine Ausnahme und sollte nur in Anwesenheit und direkter Anleitung eines hierfĂŒr ausgebildeten Starters erfolgen".
 
Ausgebildete Starter haben vom Leichtathletikverband eine Starterlizenz und sind auch im Besitz eines kleinen Waffenscheins.
 
Das Ganze hat schon was von "Keiner weiß Bescheid und alle machen mit". Um den Veranstaltern mehr Sicherheit zu geben, fĂŒhrten die LeichtathletikverbĂ€nde LVN und FLVW letztes Jahr unter dem Dach der NRW-Laufakademie Schulungen fĂŒr Verbandsaufsichten durch. Auf Wunsch vieler Laufveranstalter erfolgen in diesem Jahr auch fĂŒr sie LehrgĂ€nge.
 
 
Auszug aus der IWR:
 
Regel 240.6: StraßenlĂ€ufe mĂŒssen mit einem Schuss aus dem Startrevolver, einer Kanone, einem Signalhorn oder Ă€hnlichem gestartet werden, dabei entspricht das Kommando dem fĂŒr LĂ€ufe lĂ€nger als 400m (Regel 162.2b: In LĂ€ufen lĂ€nger als 400m ... lautet das Kommando "Auf die PlĂ€tze". Alle LĂ€ufe sind vom Starter ĂŒblicherweise mit einem Schuss aus einem nach oben gerichteten Revolver zu starten). Bei StraßenlĂ€ufen mit einer großen Zahl an LĂ€ufern soll fĂŒnf Minuten, drei Minuten und eine Minute vor dem Start eine VorankĂŒndigung gegeben werden. Beim Kommando "Auf die PlĂ€tze" haben sich die LĂ€ufer an der Startlinie in der vom Veranstalter festgelegten Weise aufzustellen. Der Starter hat sicherzustellen, dass kein WettkĂ€mpfer mit dem Fuß (oder irgendeinem teil des Körpers) die Startlinie oder den Boden davor berĂŒhrt und hat dann den Wettbewerb zu starten.




__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln