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Nur wenige Schritte halbieren das Depressionsrisiko
 
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05.03.2025 

 

 
Nur wenige Schritte halbieren das Depressionsrisiko

 
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Sport und Bewegung eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung von Depressionen sein können. Eine Untersuchung der Universität Granada hat gezeigt, dass bereits 30 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Tag das Depressionsrisiko signifikant senken kann. Spanische Forscher fanden heraus, dass regelmäßige körperliche Aktivität ähnlich effektiv wie Antidepressiva sein kann. Bewegung fördert die Ausschüttung von Endorphinen und anderen Botenstoffen, die unsere Stimmung positiv beeinflussen. Zudem stärkt körperliche Aktivität das Selbstbewusstsein und reduziert Stress, beides wichtige Faktoren im Kampf gegen Depressionen.
 
Besonders Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren haben eine nachweislich stimmungsaufhellende Wirkung. Selbst moderate körperliche Betätigung kann bereits helfen, depressive Symptome zu lindern und langfristig das psychische Wohlbefinden zu verbessern.
 
Depression in Deutschland auf Höchststand: Ursachen, Auswirkungen und Handlungsbedarf
 
Der jüngste Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt einen besorgniserregenden Trend: Fast 9,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Depressionen. Dies entspricht 12,5 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren und markiert einen neuen Höchststand der Prävalenzraten, die seit 2017 von 11,8 Prozent kontinuierlich gestiegen sind.

Besonders betroffene Gruppen
 
Die Pandemiejahre haben die Vulnerabilität bestimmter Bevölkerungsgruppen besonders hervorgehoben. Vor allem junge Menschen zwischen zehn und 24 Jahren sowie ältere Personen ab 65 Jahren sind zunehmend betroffen. Frauen erhalten in allen Altersgruppen häufiger eine Depressions-Diagnose als Männer. Besonders alarmierend ist die Situation in der Altersgruppe der 80- bis 84-jährigen Frauen, bei denen die Prävalenzrate 27,7 Prozent erreicht. Dies könnte unter anderem an Faktoren wie zunehmender sozialer Isolation, chronischen Erkrankungen und dem Verlust von Angehörigen liegen, die das Risiko für Depressionen in dieser Altersgruppe deutlich erhöhen. Bei den Männern liegt der höchste Wert mit 17,6 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren.

Regionale Unterschiede
 
Neben geschlechtsspezifischen und altersbedingten Faktoren zeigen sich auch erhebliche regionale Unterschiede. Das Saarland verzeichnet mit 14,2 Prozent die höchste Depressionsrate, gefolgt von Hamburg (13,5 Prozent) und Hessen (13,4 Prozent). Am wenigsten betroffen sind Sachsen (11,1 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (11,2 Prozent) und Brandenburg (11,4 Prozent). In einzelnen Städten und Kreisen sind die Unterschiede noch größer: Offenbach am Main weist mit 17,7 Prozent die höchste Prävalenzrate auf, während Heidelberg mit 8,4 Prozent am niedrigsten liegt.

Wirtschaftliche Auswirkungen
 
Die zunehmende Zahl an Depressionserkrankungen hat nicht nur gravierende gesundheitliche Folgen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Depressionen verursachten im Jahr 2022 direkte Krankheitskosten in Höhe von 9,5 Milliarden Euro, wie aus dem Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht. Hinzu kommen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage und Produktionsausfälle in Höhe von 6,9 Milliarden Euro. Ein besonderes Problem ist die lange Dauer der Arbeitsunfähigkeit: Im Durchschnitt fallen Betroffene 43 Tage pro Fall aus, was Depressionen zu einer der Hauptursachen für langfristige Fehlzeiten macht.

Ursachen und Risikofaktoren
 
Depressionen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Neben genetischen und biologischen Ursachen spielen soziale und psychologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Kritische Lebensereignisse wie Beziehungskrisen, berufliche Enttäuschungen oder der Verlust eines nahestehenden Menschen können Depressionen auslösen. Zusätzlich erhöhen chronischer Stress, Angststörungen und somatische Erkrankungen wie Rückenschmerzen das Risiko erheblich.
 
Notwendige Maßnahmen
 
Angesichts der steigenden Zahl an Depressionserkrankungen besteht dringender Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen. Gesellschaftlich müssen Entstigmatisierung und Aufklärung verstärkt werden. Die psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung muss flächendeckend ausgebaut werden, um Wartezeiten zu verkürzen. Auch Arbeitgeber sind gefordert, durch betriebliches Gesundheitsmanagement und gezielte Präventionsmaßnahmen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu unterstützen. Eine frühe Erkennung und Behandlung kann dazu beitragen, schwere Verläufe zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.
 
Sport könnte dabei eine noch größere Rolle spielen. Präventive Programme, die Bewegung in den Alltag integrieren, sollten stärker gefördert werden, um das psychische Wohlbefinden der Gesellschaft insgesamt zu verbessern.
 
Die alarmierenden Zahlen aus dem Gesundheitsatlas Deutschland zeigen, dass Depressionen eine der drängendsten Herausforderungen für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft insgesamt darstellen. Nur durch eine umfassende Strategie aus Prävention, Behandlung und gesellschaftlicher Unterstützung kann es gelingen, dieser Entwicklung wirksam entgegenzusteuern. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Präventionsstrategie ist das "MIND"-Programm, das in mehreren europäischen Ländern durchgeführt wird. Es kombiniert Bewegungstherapie, kognitive Verhaltenstherapie und soziale Unterstützung, um das Risiko für Depressionen nachhaltig zu senken. Solche Programme zeigen, dass frühzeitige Interventionen entscheidend sein können, um das psychische Wohlbefinden langfristig zu verbessern.



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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln