Die Leistungen
stimmten sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Die Westdeutschen
Meisterschaften am Wochenende in Leverkusen hielten, was sie versprachen.
Belegt wird dies durch insgesamt neun neue Hallenrekorde (HR), wovon einer
durch Jugendliche erzielt wurde (die 4x200 Meter der weiblichen Jugend des
TSV Bayer 04 Leverkusen lief 1:38,94 min). Das alles überragende Ergebnis
vollbrachte jedoch der U20-Europameister über 200 Meter: Sebastian Ernst
vom FC Schalke 04 rannte die Hallenrunde in 20,93 Sekunden (HR) und
knackte damit die Hallen-WM-Norm.
Doch vor
Verkündung des Ergebnisses musste er sich in Geduld üben, denn die
Zeitnahme zeigte unglaubliche 18 Sekunden an und so dauerte es einige
Minuten, bis feststand, dass Ernst sein Ziel erfüllt und die Norm von
21,00 Sekunden unterboten hatte. Die Überraschung war perfekt. „Eigentlich
habe ich schon gar nicht mehr daran geglaubt, denn beim Start hatte ich
einige Problem und bin nicht gut weggekommen“, wunderte sich Ernst über
die Klasse-Zeit.
Mit 8,10
Sekunden zeigte Juliane Sprenger (LG Kindelsberg-Kreuztal) bereits im
60-Meter-Hürden-Vorlauf, dass sie in Top-Form nach Leverkusen gekommen
war. Ihre 8,09 Sekunden (HR) im Endlauf reichten jedoch noch nicht ganz,
um schon sicher für die Hallen-WM planen zu können. Vier Hundertstel
fehlten ihr zu den geforderten 8,05 Sekunden.
13 Zentimeter
mehr hätte Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei seinem Satz auf 7,97
Meter (HR) im sechsten und letzten Versuch zur Norm für die
Indoor-Titelkämpfe Anfang März in Budapest benötigt. „Trotzdem war das ein
sehr guter Wettkampf. Wenn ich mich im letzten Sprung nochmals steigere,
ist das immer gut.“ Noch am Abend vorher hatte Winter den Höhenflug seiner
Vereinskollegin Daniela Rath beim Springer-Meeting in Wuppertal mit
angesehen (2,00 Meter) und war deshalb in der Pflicht, zumindest nahe an
die acht Meter heran zu kommen: „Wenn du zwei Meter springst, springe ich
morgen acht“, hatte Nils Winter vor dem Wettkampf in Wuppertal zu Daniela
Rath gesagt. Nur knapp verpasste er dieses Ziel.
Da half auch
das Daumendrücken der Hochspringerin nichts, die auf der Tribüne saß und
anfeuerte. „Aber wenn man schon mal acht Meter gesprungen ist, ärgert man
sich nicht so sehr über die fehlenden Zentimeter. Die kommen schon noch
dazu“, zeigte sich Nils Winter mit seinen ersten Hallenwettkampf des
Jahres trotzdem hochzufrieden.
Seinen ersten
Wettkampf nach der verpassten WM-Qualifikation im Sommer 2003 absolvierte
Dreispringer Charles Friedek. „Das diente heute der aktiven
Anlaufkontrolle. Die Weite war nicht so wichtig.“ 16,25 Meter (HR)
sprangen heraus. „Gar nicht so schlecht dafür, dass ich alle ohne Jump
gesprungen bin.“ Richtig zur Sache möchte er nun am 3. Februar beim int.
Meeting in Göteborg gehen. „Ich hoffe, dass ich da schon rund 16,80 Meter
zu Stande bringe“, so der Vize-Europameister. „Mir fehlt derzeit aber noch
ein bisschen Wettkampfpraxis.“
Alexander
Kosenkow (TV Wattenscheid 01) blieb in 6,67 Sekunden nur zwei Hundertstel
über den vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderten 6,65
Sekunden, erreichte aber trotzdem einen Hallenrekord. WM-Teilnehmerin Vida
Anim, die in Köln lebt und trainiert und für Ghana startet, brachte als
Westdeutsche Meisterin die Uhren nach 7,27 Sekunden (HR) zum Stillstand.
Dabei schlug sie die Dortmunderin Sina Schielke (7,31 sec). Diese war
trotz der Niederlage hochzufrieden: „Mir ist ein Stein vom Herzen
gefallen. Ich konnte nach meiner Knie-OP im September erst seit Dezember
wieder richtig trainieren und habe ja auch vorher schon drei Monate nur
herumgedoktert. Der heutige Lauf war als Test gedacht. Den habe ich
bestanden.“
Neben den
60-Meter-Rekorden bei Frauen und Männern gab es am zweiten Wettkampftag
Bestmarken durch Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg; 4:18,99 min) über 1500
Meter der Frauen und Lars Haferkamp, der die 3000 Meter in 8:09,16 Minuten
zurücklegte.
Die besten
Leistungen der gesamten Titelkämpfe lieferten im Jugendbereich Saskia
Janssen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1500 Meter) und Daniel Schnelting (LAZ
Rhede; 200 Meter) ab. Janssen lief in einem einsamen Rennen starke 4:23,71
Minuten, Schnelting sprintete 21,79 Sekunden. Beide wurden für ihre
Auftritte gesondert geehrt, genau wie Vida Anim und Sebastian Ernst im
Aktiven-Bereich.
Kurz vor Schluss der Meisterschaft
sorgte die Leverkusener 4x200-Meter-Staffel der weiblichen Jugend in der
eigenen Halle dann noch für einen echten Paukenschlag und den neunten
Hallenrekord des Wochenendes, als sie in der Besetzung Andrea Maas,
Lisette Thöne, Anna Kraft und Sorina Nwachukwu mit 1:38,94 Sekunden (HR)
zum Sieg sprintete.
Zwei Wochen
zuvor hatte ein reines B-Jugend-Quartett, zu dem damals statt der
A-Jugendlichen Anna Kraft Diandra Ventura-Garcia gehörte, mit 1:41,06
Minuten die Deutsche B-Jugend-Hallenbestleistung unterboten. Dieses Mal
fiel nun der Hallenrekord. Daran konnte auch die siegreiche Frauenstaffel
des Vereins nichts ändern, in der unter anderem die amtierende
Studenten-Weltmeisterin über 400 Meter Hürden, Maren Schott, sowie die
ehemalige Welt- und Europameisterin mit der 4x400-Meter-Staffel, Anke
Feller, mitliefen (1:40,10 min).