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Triathlon aus sportmedizinischer Sicht
 
 
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12.12.2014  

 
 

Start beim Triathlon in Köln - Im Wasser, am Fühlinger See
 
Die deutschen Triathleten blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück, gekrönt vom Ironman-Sieg von Sebastian Kienle. Im kommenden Jahr geht es für die besten Athleten auf der Kurzstrecke auf den Qualifikationsweg zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio. Auch in der Breite gewinnt die Sportart immer mehr Anhänger: In Hamburg findet mit dem ITU World Triathlon der mit 10.000 Teilnehmern größte Triathlon der Welt statt. Priv.-Doz. Prof. Dr. Martin Engelhardt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des Klinikums Osnabrück beleuchtet die Sportart aus sportmedizinischer Sicht.


Triathlon aus sportmedizinischer Sicht
 
Mit dem zunehmenden Gesundheitsbewusstsein der letzten 30 Jahre stieg auch das Interesse an einer aktiven Freizeitgestaltung durch Sport. Besonders die Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren, Laufen und Skilanglauf hatten einen großen Zuwachs zu verzeichnen. Zunehmend setzte sich die Erkenntnis durch, dass körperliches Wohlbefinden ohne sportliches Training auf Dauer nur selten zu erhalten ist. In unserem durch technischen Fortschritt und Bequemlichkeit gekennzeichneten Leben spielt das regelmäßige Ausdauertraining neben einer vernünftigen Lebensweise und guten Umweltbedingungen eine zentrale Rolle für ein gesundes Leben. Die Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit wird vornehmlich durch ein Training in den beim Triathlon zusammengefassten Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen erreicht. Die Einzeldisziplinen des Triathlons haben bei uns eine überragende Bedeutung als Breiten- und Leistungssport. Die Kombination der drei Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen ermöglichte es, die Grenzen der Ausdauerleistungsfähigkeit in völlig neue Dimensionen zu verschieben.
 
In Deutschland betreiben jährlich bereits über 300.000 Menschen Triathlon. Beim teilnehmerstärksten Triathlon der Welt nehmen jährlich im Juli in Hamburg 10.000 Teilnehmer am Triathlon über die olympische Distanz und den Jedermann-Triathlon teil.
 
Da der Triathlon eine hohe Belastung für den Organismus darstellt, sollte der Sportler völlig gesund sein, bevor er das Training aufnimmt oder an den Start geht. Vor Beginn eines Triathlon-Trainings ist eine internistische und orthopädische Vorsorgeuntersuchung empfehlenswert. Wenn keine Bedenken gegen eine körperliche Belastung bestehen, sollte der Anfänger sich trotzdem zunächst mit einem Gewöhnungstraining an die Belastung des Triathlons herantasten. Die Belastungsdauer sollte anfangs 30 Minuten nicht überschreiten. Zunächst geht es darum, die jeweiligen Sportarten ununterbrochen in gleichmäßigem Rhythmus zu betreiben. Anfangs steht die Schulung der Technik im Vordergrund, insbesondere gilt es, mit dem Fahrrad die Fahrsicherheit zu schulen. Das Training erfolgt mit kleinen Gängen und einer Drehfrequenz von 80 bis 100 Umdrehungen pro Minute auf verkehrsarmen Straßen. Erst wenn der Körper sich an die Belastung gewöhnt hat und die zurückgelegten Strecken in der vorgegebenen Zeit größer werden, kann die Belastungsdauer beispielsweise um jeweils zehn Minuten gesteigert werden, bis die Trainingseinheit schließlich eine Gesamtbelastungsdauer von einer bis eineinhalb Stunden umfasst.

Verletzungen und Fehlbelastungsfolgen
 
Um genaue epidemiologische Aussagen hinsichtlich der Verletzungsprävalenz und -inzidenz zu treffen, fehlen repräsentative Studien, die aus großen Kohorten hervorgehen. Die meisten Verletzungen sind eher auf Überlastungen als auf ein akutes traumatisches Ereignis zurückzuführen. Die Verletzungsprävalenz unterscheidet sich sowohl von der Disziplin als auch von der ausgeführten Distanz. So ist die Verletzungsprävalenz während der Wettkampfvorbereitung auf eine Ironmandistanz besonders hoch und wird mit bis zu 56 Prozent angegeben. Hinsichtlich der Disziplinverteilung stehen laufassoziierte Verletzungen im Vordergrund: Laut einer aktuellen retrospektiven Studie, in der 212 Athleten einbezogen wurden, zeigten sich die laufassoziierten Verletzungen mit 50 Prozent führend, gefolgt von Radfahren (43 Prozent) und Schwimmen (7 Prozent).Traumatische Verletzungen treten besonders beim Radfahren auf und beinhalten Kontusionen und Schürfwunden bis hin zu Frakturen. So gaben in einer retrospektiven Studie (n=656) 12 Prozent der Befragten an, im Laufe ihrer aktiven Triathlonzeit von einer Fraktur betroffen gewesen zu sein. Bezogen auf die anatomische Region sind das Kniegelenk, das Sprunggelenk beziehungsweise der Fuß, der Unterschenkel und die Lendenwirbelsäule am häufigsten von Verletzungen betroffen. Auffallend hoch ist der Konsum von nichtsteroidalen Antiphlogistika, der während der Vorbereitungsphase von 60 Prozent und während des Wettkampfes von 47 Prozent der bei einem Ironman startenden Athleten angegeben worden ist.

Schwimmen: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention

Verletzungen
 
- Schürfungen durch Kälteschutzanzug (Achsel, Nacken)
- Muskelverletzungen (Schulter)
- Lidverletzungen (Tritt/Schlag auf Schwimmbrille)
- Hautverbrennungen
Verletzungen auf der Wettkampfteilstrecke Schwimmen resultieren oft aus Positionskämpfen und dem erforderlichen Kampfschwimmverhalten der Athleten vor allem am Start und an den Bojen.

Fehlbelastungsfolgen
 
- Insertionstendopathien an der Schulter
- rezidivierende subacromiale Bursitiden
- sekundäres Impingement-Syndrom bei Schulterinstabilität
- muskuläre Dysbalance des Schultergürtels

Prävention der schwimmspezifischen Probleme
 
- Vaseline/Melkfett zur Vermeidung von Schürfungen
- Training des schnellen Anschwimmens vom Start weg zur Vermeidung von Kontaktverletzungen
- Erlernen der Bojenschwimmtechnik
- keine schulterschädigenden Aufwärmübungen
- keine Paddle-Benutzung am Saisonbeginn und zum Einschwimmen
- muskuläre Balancierung an Schulter/Nacken/Rücken durch Dehnung der verkürzten Muskeln
- Auftrainieren der Schultergelenkinnenrotatoren und Kräftigung der schulteraufrichtenden Muskulatur


Radfahren: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention

Verletzungen
 
- Schürfungen
- Prellungen
- Klavikulafraktur
- Schultereckgelenksprengung
- Unterarmfraktur
- Schädel-Hirn-Trauma
- Muskelfaserriss an der unteren Extremität
Die Sturzverletzungen bei den üblichen Drafting-Rennen entstehen häufig bei Kurvendurchfahrten in der Gruppe mit Abdrängen der außen fahrenden Athleten (Gefahr der Kollision). Schädel-Hirn-Traumen werden normalerweise durch die Helmpflicht vermieden.
 
Überlastungsschäden
 
- Insertionstendopathien (Knie/Wirbelsäule/Fuß)
- Myalgien im Schulter-Nacken-Bereich
 
Prävention der radspezifischen Probleme
 
- Tragen eines Helms
- Techniktraining mit Radspezialisten
- Optimierung der Sitzposition
- balancierendes Wirbelsäulentraining
- Fahren in der Gruppe


Laufen: Verletzungen/Fehlbelastungsfolgen/Prävention

Verletzungen
 
- Muskelverletzungen
- Kapsel-Bandverletzungen am oberen Sprunggelenk
- Weichteilhämatome
 
Fehlbelastungsfolgen
 
- Stressfrakturen (Metatarsalia, Tibia, Fibula, Calcaneus, Femur, Becken)
- Endotenonitis und Peritendinitis der Achillessehne
- Bursitiden
-  Plantarfasziitis
- Insertionstendopathien des Pes anserinus
- Traktus-Scheuersyndrom
- Patellaspitzensyndrom
- retropatellare Chondropathie
- Tibiakantensyndrom
- muskuläre Dysbalance LWS
 
Prävention der laufspezifischen Probleme
 
- genaue Diagnostik der Statik der unteren Extremitäten und der Wirbelsäule
- ggf. Beinlängenausgleich, Einlagenversorgung
- muskuläre Kompensation und Dehnfähigkeit verbessern
- Trainingslager in wärmeren Gegenden
- langsamere Umfangssteigerung
- Ernährungs-/Hormonstatus
- chirotherapeutische Behandlung von Blockierungen
- Berücksichtigung von Intensität, Vorschäden, Anatomie, Ausrüstung, Trainingsgelände,
Körpergewicht


Streckenlängen im Triathlon (Schwimmen / Radfahren / Laufen)
 
Kurz-Triathlon: 1,5 (± 10%) km / 40 (± 10%) km / 10 (± 5%) km
Mittel-Triathlon:  2,0 (± 5%) km / 80 (± 5%) km / 20 (± 5%) km
Lang-Triathlon: 3,8 km / 180 km / 42,195 km
Jedermann-Triathlon: < 500 m / 20 km / 5 km
Sprint-Triathlon: 750 m / 20 km / 5 km
 
 
Empfehlungen für Triathleten bei Hitze

Bei Triathlon-Veranstaltungen in südlichen Ländern oder auf Hawaii kann es zu Schweißbildungsraten von 6 bis 10 Litern in drei Stunden kommen. Während der Belastung ist regelmäßig zu trinken und der Flüssigkeit ein Gramm Salz pro Liter hinzuzufügen. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ersetzt, kann das den Sportler in einen lebensbedrohlichen Zustand bringen. Folgende Verhaltensregeln beim Triathlon-Wettkampf unter Hitzebedingungen sind erforderlich:
 
- Achte auf ausreichende Akklimatisation.
- Trinke ausreichend vor, während und nach dem Wettkampf.
- Achte während des Wettkampfs auf kritische Überhitzungszeichen wie pulsierender Kopfdruck, Schwindelgefühle, extreme Muskelschwäche, abstehende Körperhaare.
- Reduziere dann die Wettkampfgeschwindigkeit.
- Suche keine medikamentöse Beeinflussung.
- Gehe nicht an den Start ohne ausreichend guten Trainingszustand.
- Kühle ständig den Kopf- und Nackenbereich sowie die Beine mit Wasser.




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Autor und Copyright: Priv.-Doz. Prof. Dr. Martin Engelhardt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des Klinikums Osnabrück
Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln

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