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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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Nutrivite Stimulanzien im Sport
 
 
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17.05.2002  

 
 

Der Traum der Menschheit von ewiger Jugend und vom Übermenschen ist alt. Schon immer versuchte der Mensch durch geheime Mittel aus der Natur seine Leistung über die seiner Mitmenschen anzuheben.

Während des 2. Weltkrieges war die Verabreichung von Benzedrin an Kampfflieger und von Pervetin vor langen Märschen bestimmt für manchen lebensrettend. Heute befinden wir uns jedoch in einer ganz anderen Situation. Da aber jeder leistungsorientierte Athlet im Laufe seiner Sportlaufbahn mit der Frage der künstlichen Leistungssteigerung einmal konfrontiert war und wird, soll hier kurz das Wesentliche gestreift und der "Spreu vom Weizen" getrennt werden. Es ist nicht der Sinn des Artikels, einen Leitfaden in der Anwendung nutritiver Stimulanzen zu erstellen. Auch wenn im einzelnen nicht abgestritten werden kann, dass es Medikamente und Stimulanzien gibt, die die Leistung vorübergehend steigern können. Vielmehr sollen eine Reihe von Stimulanzien hinsichtlich der sportmedizinischen, ernährungsphysiologischen und biochemischen Wirkmechanismen erörtert und dargestellt werden, um einen Missbrauch und die Entstehung von Mythen vorzubeugen oder entgegenzuwirken.


Antioxidantien
Die Vitamine E, C und Vitamin A (ß-Carotin) sowie das Spurenelement Selen besitzen antioxidative Eigenschaften. Sie können den Organismus vor den negativen Folgen einer intensiven körperlichen Belastung schützen. Die Bildung von reaktiven Sauerstoffverbindungen unter den physiologischen Bedingungen während eines intensiven Laufes ist eine normale Begleiterscheinung des aeroben Stoffwechsels. So werden laufend Superoxidanionen und Wasserstoffperoxide gebildet. Diese können Kettenreaktionen auslösen, bei denen verschiedene Zellkomponenten zerstört werden, es sei denn, ein Antioxidans wie die Vitamine C, E und Provitamin A blockiert diesen Reaktionsablauf als so genannter Radikalen-Fänger. Gesundheitsschutz bei vermehrten Belastungen setzt also ein ausreichendes Vorhandensein antioxidativer Wirkstoffe voraus. Konkrete Empfehlungen für eine Antioxidantien-Supplementation sind heute nicht möglich. Einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Zufuhr an Antioxidantien leisten Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte an diesen wertgebenden Inhaltsstoffen. Zu den empfehlenswerten Lebensmitteln gehören alle Milchfrischgetränke, die mit den Vitaminen E, C oder Provitamin A aufgewertet wurden sowie frisches Obst und Gemüse.


Banane
Als beliebter Sport-Snack vor, während und nach dem Lauf ist die Banane nicht mehr wegzudenken. Sie ist magenfreundlich und sorgt durch den hohen Trauben und Fruchtzuckergehalt schnell für einen Energienachschub. Bei den Mineralstoffen ist der Kalium- und Magnesiumgehalt hervorzuheben. Doch um den CaIcium-Bedarf eines einzigen Tages (800 mg) zu decken, müsste der Läufer bis zu 66 (!) Bananen pro Tag essen. Dieses ist mit fettarmen Milchfrischprodukten viel einfacher zu erreichen. Ein Glas Buttermilch enthält bereits mehr Caicium (200 mg) als 15 Bananen.


Blütenpollen
Blütenpollen sind männliche Keimzellen von Blütenpflanzen. Verfüttert an Bienenlarven führen sie zu einer Wachstumssteigerung. Schon die Wikinger sollen sich mit einer Kraftnahrung aus Bienenwaben und Blütenstaub (Ambrosia) ernährt haben.
Viele Leistungssportler setzen Blütenpollen zur Regenerationsverkürzung ein. Hinreichende Beweise, die eine solche Wirkung belegen, gibt es jedoch nicht. Unbestreitbar ist aber auf jeden Fall ein gewisser Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen, wie Spurenelemente und Aminosäuren. Auch wenn viele Wege nach »Rom« führen. Den Bedarf an Spurenelementen und Aminosäuren über Blütenpollen zu decken ist ein sehr teurer Weg.


L-Carnitin
L-Camitin ist natürlicher Bestandteil aller tierischen Organismen und findet sich besonders im Muskelgewebe. Rotes Fleisch und Milchfrischprodukte sind besonders gute Nahrungsquellen für Carnitin. Carnitin kann vom Menschen aus den Aminosäuren Lysin und Methionin in begrenzten Mengen selber aufgebaut werden und gehört somit nicht zu den essentiellen Nahrungsbestandteilen. Die zur körpereigenen Herstellung von Carnitin benötigten Enzyme befinden sich in Skelettmuskel, Herz, Leber, Gehirn und Niere. Trotzdem wird immer wieder diskutiert, ob im Leistungssport ein Mangel auftreten kann, zumal Camitin eine wichtige Funktion beim Transport von Fettsäuren in das Mitochondrium, dem "Kraftwerk der Zelle" hat. Hier im Mitochondrium findet der Energieumwandlungsprozess statt. Die Membranen der Mitochondrien sind normalerweise für diese Fettsäuren undurchlässig. Durch Bindung an das Carnitin können sie hingegen m die Mitochondrien eingeschleust werden, wo sie für die Energiegewinnung zur Verfügung stehen.
Eine sportindizierte Azidose, eine Übersäuerung des Organismus, ist in vielen Fällen mit L-Carnitin-Verlusten über den Urin verbunden.
Die Einnahme von Carnitin-Präparaten sollte aufgrund der möglichen Schwächung der körpereigenen Camitinbildung nur unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden.


Koffein

Koffein ist in unterschiedlichen Mengen in einer Reihe von Getränken enthalten und hat eine allregende Wirkung. Koffein kann eine beginnende Müdigkeit unterdrücken und die geistige Aufnahmefähigkeit erhöhen. Zusätzlich kann Koffein die Glykogenspeicher schonen, indem der Fettabbau aktiviert wird. Bei Aktiven, denen eine Stunde vor dem Training 330 mg Koffein verabreicht wird, verzögert sich der Zeitpunkt bis zum Auftreten von Erschöpfungserscheinungen um 19 %. Die Leistungssteigerung steht im direkten Zusammenhang mit einer besseren Ausnutzung des Fettstoffwechsels und der damit verbundenen Schonung der Glykogendepots. Von Nutzen ist die Koffeinzufuhr allem Anschein nach allerdings nur bei sportlicher Aktivität, die über l Stunde hinausgeht. Nach Aussagen von Sportlern wird ein intensives Training nach einer Koffeinzufuhr als weniger strapaziös empfunden. Koffeinhaltige Getränke vor langen Ausdauerwettbewerben eingenommen, kann somit durchaus einen positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit haben. Entscheidend ist jedoch die individuelle Verträglichkeit. Empfindliche Personen reagieren auf den Kaffeegenuss unter Umständen mit erhöhter Nervosität, Herzklopfen und Durchfall. Außerdem wirkt Koffein diuretisch (harntreibend), was gerade dem Bestreben, möglichst hydriert an den Start zu gehen, abträglich ist. Deshalb sollten koffeinhaltige Getränke nicht als alleiniger Flüssigkeitsersatz dienen. Auch die Einnahme von Koffeintabletten verbietet sich, da Koffein auf der Doping-Liste steht. Ein positiver Dopingfall liegt vor, wenn die Koffeinkonzentration im Urin 15 Mikrogramm/ml übersteigt.


Gelee Royale
Gelee Royale ist der Fruchtsaft der Bienenkönigin. Er wird in speziellen Drüsen von jungen Bienen erzeugt. Das Wachstum der Larve der Bienenkönigin mit dieser Nahrung geschieht nahezu explosionsartig: In nur 6 Tagen ist das Gewicht auf das 3000ache angestiegen. Die Bienenkönigin wird eineinhalb bis zweimal so groß wie Arbeiterbienen, ist außerordentlich fruchtbar und langlebig. Diese Beobachtungen haben dazu geführt, dass man hinter diesem Saft etwas ganz besonderes vermutet. In Tierversuchen konnte man durch Beimengen von Gelee Royale zum Futter eine Lebensverlängerung und Wiederaufleben der Fruchtbarkeit beobachten. Im Sportbereich schreibt man dieser Substanz eine regenerationsfördemden Wirkung zu. Obwohl objektiv nie nachgewiesen, entspricht dieser Effekt dem subjektiven Empfinden vieler Leistungssportler.


Ginseng
Die Ginseng-Wurzel ist eines der ältesten und teuersten Heilmittel Asiens. Ihr werden alle möglichen „Wunderwirkungen" zugesprochen. Die Wurzel soll die geistige Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verbessern und positive Auswirkungen auf das Herz- und Kreislaufsystem, Blutdruck. Muskelleistung, Verdauung, Stoffwechsel, Wundheilung und Schlaf haben. Für den Sportler wurde diese "Wunderdroge" interessant, weil sie über zentrale Stimulation die Leistungsbereitschaft erhöhen und die Regenerationszeit verkürzen soll. Untersuchungen, die diese Effekte überzeugend belegen, liegen jedoch nicht vor. Im Gegenteil: Überdosierungen können zu erhöhtem Blutdruck, Schlaflosigkeit, Durchfall und Hautausschlägen führen.


Lecithin
Lecithin ist für den gesamten Stoffwechsel von großer Bedeutung. Je lebenswichtiger ein Organ, desto größer der Gehalt an Lecithin. Im Sport findet Lecithin Beachtung, da es die Erholungszeit verkürzen soll. Reich an Lecithin sind Milchfrischprodukte wie reine Buttermilch, Kefir, Eigelb sowie Hülsenfrüchte und die Speicherorgane von Pflanzen wie Samen, Wurzeln und Knollen. Im Handel erhältliche Lecitinpräparate werden lediglich nach ihrer Herkunft und nicht nach der Zusammensetzung bezeichnet. So wird Ei-Lecithin (Ovo-Lecithin) von Pflanzenlecithin (Sojalecithin = lecithinähnliche Phosphatide) unterschieden. Die vom Sportler benötigte Lecithin-Menge hängt sowohl von Alter- und Gesundheitszustand, wie auch von der Nahrungszusammensetzung ab. Eine allgemeine Empfehlung für die Notwendigkeit einer Supplementation mit Lecithin kann nach heutigem Erkenntnisstand nicht gegeben werden, so dass sowohl der Breiten- wie der Leistungssportler regelmäßig lecithinreiche Lebensmittel und Getränke in seiner Ernährung berücksichtigen sollte.


Multi-Vitamin-Präparate
Die ausreichende Vitamin-Versorgung spielt im Sport eine wichtige
Rolle. Eine Befragung von Athleten während der Olympischen Spiele in Los Angeles ergab, dass 85 % aller Sportler zusätzlich Vitaminpräparate einnehmen. Tatsache ist jedoch, daß eine Vitamingabe über den Bedarf zu keiner Leistungssteigerung führt. Eine kohlenhydratreiche Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkomprodukten sowie Milch und Milchfrischprodukten deckt den Bedarf ausreichend. Im Freizeitsport ist eine Vitamin-Substitution nicht notwendig. Lediglich bei Sportlern, die z. B. aufgrund des angestrebten niedrigen Körpergewichtes eine Langzeit-Diät bzw. geringe Energie-(Kalorien-)zufohr haben, kann der ergänzende Einsatz eines Multi-Vitamin-Präparates sinnvoll sein.


Salat-Mythos
Wenn von einer sportgerechten Ernährung gesprochen wird, denkt fast jeder Läufer automatisch an den Salat und das Salat-Büffet. Keine Frage: Frische Salate schmecken gut. Doch einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des notwendigen Kohlenhydratbedarfs können sie nicht leisten. Um den KohlenhydratBedarf eines einzigen Tages zu decken, müssten 400 Salatköpfe verzehrt werden. Sicherlich auch für den größten Salat-Freund eine kleine Überforderung.
 




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Autor und Copyright: Institut für Sporternährung

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