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Premiere in Belgien: Brüssel und Löwen feiern die ersten Straßenlauf-EM |
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Ein neues Kapitel in der Geschichte des europäischen Laufsports beginnt - mit
einem prall gefüllten Laufwochenende.
Am 12. und 13. April 2025 ist
es so weit: In Brüssel und Löwen werden erstmals offizielle Europameistertitel
im Straßenlauf vergeben - über die Distanzen 10 Kilometer, Halbmarathon und
Marathon. Was bislang den Bahn- und Crossläufern vorbehalten war, gilt nun auch
auf dem Asphalt: Wer hier gewinnt, darf sich Europameister nennen. Die
Veranstaltung stellt damit einen Meilenstein dar und soll zukünftig fester
Bestandteil im Laufkalender des Kontinents werden.
Ein Fest für die Lauf-Community
Die European Running
Championships 2025 sind mehr als nur eine Premiere im Leistungssport. Denn:
Neben der Elite sind auch Freizeitläuferinnen und -läufer am Start - auf
denselben Strecken. Die Veranstalter setzen auf Inklusion, Begeisterung und ein
echtes Lauf-Volksfest. Mit über 28.000 angemeldeten Teilnehmenden - davon rund
12.500 im Marathon, 10.000 im Halbmarathon und 5.500 über 10 Kilometer - wird
das belgische Wochenende zum größten europäischen Laufereignis des Jahres. Schon
Wochen im Voraus war die Begeisterung zu spüren: Hotels waren ausgebucht,
Trainingsgruppen aus ganz Europa reisten an, um sich auf den historischen
Parcours vorzubereiten.
In der Innenstadt von Löwen und
entlang der Marathonstrecke sind zahlreiche Fan-Zonen eingerichtet. Dort werden
die Wettbewerbe live übertragen, begleitet von Musik, Street Food und
Familienaktionen. Belgien nutzt die Bühne nicht nur für den Sport, sondern auch
als Plattform für Gastfreundschaft und kulturellen Austausch.
Drei Rennen, zwei Städte, ein Wochenende
Der logistische Kraftakt ist
enorm: Der Marathon startet am Königlichen Palast in Brüssel und führt über
mehrere Vororte bis ins Ziel in Löwen. Halbmarathon und 10-Kilometer-Lauf werden
in Löwen ausgetragen. Dabei sollen die Läufe nicht nur sportlich, sondern auch
visuell überzeugen - inklusive Streckenabschnitten durch historische
Stadtzentren, vorbei am Europäischen Parlament und durch den Tervuren Park.
Sogar Kamerabilder aus dem Begleitfahrzeug des Polestar-Pacing-Cars sorgen für
technische Innovationen bei der TV-Übertragung. Besonders eindrucksvoll: eine
hochauflösende 360-Grad-Kamera auf dem Dach des Pacing-Cars, die nicht nur den
Rennverlauf dokumentiert, sondern das Erlebnis für die Zuschauenden digital
erlebbar macht.
Die Entscheidung, alle drei
Wettbewerbe an einem Wochenende auszutragen, wurde im Vorfeld kontrovers
diskutiert. Während die einen von einem "Laufkarneval" sprechen, sehen andere in
der Dichte eine organisatorische Gratwanderung. Klar ist: Die Zuschauer dürfen
sich auf ein Nonstop-Programm freuen.
Auch Deutschland ist dabei
Sieben Athletinnen und Athleten
hat der Deutsche Leichtathletik-Verband für die EM nominiert - alle für die
kürzeren Distanzen. So starten Lisa Merkel, Elena Burkard und Eva Dieterich über
10 Kilometer, bei den Männern sind Nils Voigt, Johannes Motschmann und Davor
Aaron Bienenfeld gemeldet. Im Halbmarathon tritt Esther Pfeiffer für Deutschland
an. Der Marathon bleibt aus deutscher Sicht unbesetzt - auch, weil viele
Spitzenläufer bereits anderweitige Saisonziele verfolgen.
Für die nominierten Athleten
bedeutet die EM eine große Chance, internationale Erfahrung zu sammeln und sich
im Wettstreit mit Europas Laufelite zu messen. Insbesondere über die 10
Kilometer wird mit schnellen Zeiten gerechnet, da die flache Strecke in Löwen
als besonders schnell gilt.
Die Kehrseite der Kompaktheit?
So eindrucksvoll der Plan
klingt - alle drei EM-Rennen an einem Wochenende durchzuführen -, so sehr wirft
er auch Fragen auf. Ist es sinnvoll, Elite- und Breitensport so eng zu
verzahnen? Und wie gut lässt sich ein hochklassiger Marathonlauf organisieren,
wenn zeitgleich Zehntausende in unterschiedlichen Rennen unterwegs sind? Zudem
bleibt fraglich, ob alle Distanzen dieselbe mediale Aufmerksamkeit erhalten,
wenn sich am selben Tag mehrere Titelentscheidungen überschneiden.
Hinzu kommen infrastrukturelle
Herausforderungen: Straßensperrungen, Menschenmengen und logistische Engpässe
müssen reibungslos koordiniert werden. Die belgischen Organisatoren zeigen sich
zuversichtlich und setzen auf die Erfahrung aus Großevents wie dem Brüsseler
Halbmarathon oder dem Nachtlauf in Löwen.
Doch vielleicht ist genau diese
Dichte auch das, was den Reiz ausmacht. Belgien wird an diesem April-Wochenende
zur Bühne einer neuen Laufära: ein europäisches Fest für Läuferinnen und Läufer
- mit Herz, Technik und Tempo. Wenn alles gut geht, dürfte dieses Pilotprojekt
Signalwirkung haben und in Zukunft für Nachahmung sorgen.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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