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Schulkinder sollen sich mehr bewegen |
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Mehr Bewegung für Grundschüler:
Bayerns tägliche "Bewegungs-Halbe-Stunde" und was NRW daraus lernen kann
Ab dem kommenden Schuljahr
2025/26 sollen sich alle bayerischen Grundschülerinnen und Grundschüler täglich
30 Minuten zusätzlich zum regulären Sportunterricht bewegen. Ministerpräsident
Markus Söder kündigte die sogenannte "Bewegungs-Halbe-Stunde" medienwirksam im
Münchner Olympiastadion an, jenem geschichtsträchtigen Ort, der seit den
Olympischen Spielen 1972 als Symbol für Sport, Bewegung und internationale
Begegnung steht. Dass die Idee ausgerechnet am Rande einer Kabinettssitzung zur
Olympiabewerbung verkündet wurde, zeigt: Sportpolitik soll sichtbar sein - und
greifbar für die nächste Generation.
Viel Bewegung, wenig Plan
Wie genau die zusätzlichen 30
Minuten Bewegung aussehen sollen, ist allerdings noch offen. Die Gestaltung
bleibt den Lehrkräften überlassen, ein offizielles Konzept werde gerade mit dem
Bayerischen Landessportverband (BLSV) erarbeitet. Schon jetzt wird aber Kritik
laut: Lehrerverband und Bildungsgewerkschaften bemängeln die fehlende Struktur,
sprechen von einem "unausgereiften Schnellschuss" (BLLV) und fordern eine klare
Verankerung im Lehrplan, zusätzliche Bewegungsangebote durch externe Partner
sowie verpflichtende Fortbildungen für das Kollegium, warnen vor Überforderung
der Schulen und fordern eine verbindliche Unterstützung in Form von Materialien,
Fortbildungen und Personal.
Dabei ist die Idee keineswegs
neu. Ähnliche Initiativen gibt es bereits in anderen Bundesländern: In
Baden-Württemberg beispielsweise wird das Programm "Bewegte Schule" seit Jahren
erfolgreich umgesetzt, in Hessen fördert das Kultusministerium regelmäßig
Bewegungsprojekte an Grundschulen. Bereits seit 2008 existiert in Bayern das
Programm "Voll in Form", das täglich mindestens 20 Minuten Bewegung im
Schulalltag vorsieht. Seit 2019 sind auch Mittelschulen daran beteiligt. Das
neue Vorhaben soll nun deutlich weitergehen, mit einem breiteren Portfolio und
mehr Flexibilität für die Schulen.
Wie steht es um NRW?
Ein Blick nach
Nordrhein-Westfalen zeigt: Auch hier wird das Thema Bewegung im Schulalltag
ernst genommen. Zwar gibt es keine landesweite Verpflichtung zu täglicher
Bewegung, doch verschiedene Programme und Konzepte setzen auf eine
bewegungsfreundliche Schulkultur. So unterstützt das Schulministerium NRW
Pausen- und Bewegungskonzepte, Sport-Arbeitsgemeinschaften sowie Kooperationen
mit Sportvereinen.
Hinzu kommt: Bereits 2004
startete in NRW das Modellprojekt "Tägliche Sportstunde", das bis 2008 an
mehreren Grundschulen erprobt wurde. Die Ergebnisse zeigten: Regelmäßige
Bewegung fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch Konzentration,
Sozialverhalten und Lernfreude.
Ein wünschenswerter Impuls?
Wäre also ein bayerisches
Modell auch für NRW denkbar? Die Antwort lautet: Ja, aber nicht ohne
Vorbereitung. Damit eine tägliche Bewegungszeit erfolgreich in den Schulalltag
integriert werden kann, braucht es mehr als einen politischen Willensakt. Es
braucht geschulte Lehrkräfte, kreative Unterrichtsmaterialien, feste Strukturen
- und idealerweise auch mehr Zeit im Stundenplan.
Bayerns "Bewegungs-Halbe-Stunde"
liefert einen wichtigen Impuls. NRW wäre gut beraten, diesen aufzugreifen und
eigene Konzepte weiterzuentwickeln. Denn Bewegung ist mehr als Sport: Sie ist
Motor für gesunde Entwicklung - Studien zeigen, dass bereits 15 Minuten
zusätzliche Bewegung pro Tag die Konzentrationsfähigkeit und das emotionale
Wohlbefinden von Grundschulkindern signifikant verbessern können, fördert die
Resilienz und macht den Schulalltag lebendiger.
Gerade in Zeiten von
Bewegungsmangel, digitaler Reizüberflutung und mentaler Belastung bei Kindern
ist das ein Signal in die richtige Richtung - nicht nur für Bayern.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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