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Zone 2: Warum diese Trainingsmethode nichts für Laufanfänger ist |
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Zone 2: Warum diese Trainingsmethode nichts für Laufanfänger ist
Das Zone-2-Training gilt
derzeit als Geheimtipp in der Laufwelt. Kaum ein Fitnessratgeber, der nicht
betont, wie effektiv es für Ausdauer und Fettverbrennung sei. Auch auf Social
Media ist die Begeisterung groß. Viele Läufer berichten von spürbaren
Fortschritten, einer besseren Regeneration und nachhaltigem Leistungsaufbau.
Doch der Hype hat seine Schattenseiten - vor allem für Anfänger. Denn wer gerade
erst mit dem Laufen beginnt, stößt bei dieser Methode schnell an Grenzen, die
den Fortschritt eher behindern. Vieles, was bei erfahrenen Sportlern
funktioniert, lässt sich nicht einfach auf Einsteiger übertragen.
Was steckt hinter dem Zone-2-Training?
Zone 2 beschreibt einen
Trainingsbereich, bei dem die Herzfrequenz bei etwa 60 bis 70 Prozent der
maximalen Herzfrequenz liegt. In diesem Bereich arbeitet der Körper besonders
effizient, da er hauptsächlich Fett zur Energiegewinnung nutzt und das
Herz-Kreislauf-System optimal beansprucht wird. Die Atmung bleibt dabei ruhig,
man kann sich problemlos unterhalten. Viele erfahrene Läufer schwören auf das
gleichmäßige, langsame Tempo zur Verbesserung ihrer Grundlagenausdauer. Das
Ziel: eine stabile Ausdauerbasis, auf der sich später intensive Reize besser
verarbeiten lassen. Doch gerade dieser Punkt macht das Training für Einsteiger
so schwierig - denn es setzt bereits eine gewisse Trainingsroutine voraus.
Drei Gründe, warum Zone 2 für Anfänger ungeeignet ist
Wer neu mit dem Laufen beginnt,
bringt meist noch keine stabile Ausdauerbasis mit. Schon bei leichtem Tempo
schnellt die Herzfrequenz nach oben - man ist dann blitzschnell außerhalb der
Zone 2, obwohl man sich subjektiv gar nicht stark belastet fühlt. Das liegt
unter anderem daran, dass das Herz-Kreislauf-System noch untrainiert ist und der
Körper mehr Energie und Sauerstoff benötigt, um mit der Belastung umzugehen. Es
fehlt schlicht das Körpergefühl, um das richtige Tempo zu halten, ebenso wie die
Fähigkeit, die eigenen Signale richtig zu deuten.
Dazu kommt: Die Muskulatur,
Sehnen und Gelenke sind oft noch nicht an die Belastung durch längere Läufe
gewöhnt. Wer sich früh an Zone-2-Einheiten wagt, riskiert Überlastung,
Ermüdungserscheinungen oder sogar Verletzungen. Selbst langsames Laufen über
einen längeren Zeitraum stellt den Körper anfangs vor eine ungewohnte
Herausforderung. Gerade Laufanfänger benötigen häufig mehr Pausen, eine
geringere Trainingsdauer und flexiblere Reize.
Nicht zuletzt empfinden viele
Anfänger das extrem langsame Tempo als demotivierend. Man hat das Gefühl,
"nichts geleistet" zu haben, obwohl man sich bemüht. Der subjektive Eindruck,
kaum voranzukommen, kann die Motivation empfindlich stören - zumal Fortschritte
im Zone-2-Bereich häufig erst nach mehreren Wochen spürbar werden. Ein Einstieg
ins Laufen sollte hingegen schnelle Erfolgserlebnisse bieten, um langfristig
dranzubleiben.
Besserer Einstieg: Abwechslung statt Einheitslauf
Gerade am Anfang sollte das
Training nicht einförmig, sondern vielseitig sein. Deutlich sinnvoller als
stundenlange Zone-2-Läufe sind Methoden wie die Run-Walk-Technik, bei der Laufen
und Gehen kombiniert werden. Diese Methode, die ursprünglich vom US-Trainer Jeff
Galloway entwickelt wurde, hat sich weltweit bewährt - vor allem im
Freizeitbereich. Sie schont den Bewegungsapparat und ermöglicht trotzdem
messbare Fortschritte in der Ausdauer.
Auch kurze Intervalle - zum
Beispiel 30 Sekunden Laufen, 90 Sekunden Gehen - aktivieren das
Herz-Kreislauf-System und bringen erste Erfolgserlebnisse. Wer regelmäßig
trainiert, kann die Laufanteile schrittweise steigern, bis sich ein
gleichmäßiger Dauerlauf ergibt. Statt sich mit Pulswerten zu quälen, steht das
Gefühl für Tempo und Belastung im Vordergrund - genau das, was vielen
Einsteigern zu Beginn fehlt. Diese intuitive Herangehensweise fördert nicht nur
die körperliche Entwicklung, sondern auch das Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten.
Zudem lässt sich das
Lauftraining zu Beginn gut mit Alternativsportarten wie Radfahren, Schwimmen
oder Walking ergänzen. So wird der Körper umfassend gefordert, ohne überlastet
zu werden. Der Fokus sollte in den ersten Wochen auf Konstanz, Motivation und
einem positiven Lauferlebnis liegen - nicht auf der perfekten Herzfrequenz.
Zone |
Herzfrequenz
(in % HFmax) |
Intensität |
Typische
Wirkung |
Zone 1 |
50-60% |
Sehr leicht |
Regeneration, aktive
Erholung |
Zone 2 |
60-70% |
Leicht / locker |
Grundlagenausdauer,
Fettstoffwechsel |
Zone 3 |
70-80% |
Mittel / moderat |
Herz-Kreislauf-Stärkung,
Tempoausdauer |
Zone 4 |
80-90% |
Hoch |
Laktatschwelle,
Verbesserung der anaeroben Kapazität |
Zone 5 |
90-100% |
Sehr hoch / maximal |
Spitzenleistung, maximale
Sauerstoffaufnahme (VO2max) |
Fazit: Zone 2 ist sinnvoll - aber zum richtigen Zeitpunkt
Kein Zweifel: Wer regelmäßig
läuft und seine Ausdauer systematisch verbessern will, profitiert langfristig
vom Training in Zone 2. Es handelt sich um eine bewährte Trainingsform, die für
viele Hobby- und Profiläufer ein fester Bestandteil des Plans ist. Doch als
Einstieg ins Laufen ist diese Methode ungeeignet. Anfänger brauchen zunächst
Abwechslung, Geduld und ein Training, das sich ihrem aktuellen Leistungsstand
anpasst. Sie sollten den Spaß an der Bewegung entdecken, den Körper langsam an
die neue Belastung gewöhnen und erste Erfolge sammeln.
Mit der Zeit wächst die Fitness
- und dann macht auch das Laufen in Zone 2 plötzlich Sinn. Wer dranbleibt,
entwickelt ein besseres Körpergefühl, einen effizienteren Laufstil und kann die
Vorteile dieser Methode langfristig ausschöpfen. Aber eben nicht gleich am
Anfang. Der richtige Trainingsreiz zur richtigen Zeit - das ist der Schlüssel
für einen gelungenen Laufeinstieg.
__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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