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Generation Z im Training: Anspruch und Struktur zeitgemäß vermitteln |
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Generation Z im Lauftraining: Zwischen Social Media und Struktur ? wie
Trainer junge Läuferinnen und Läufer heute wirklich erreichen
Sie sind digital vernetzt, selbstbewusst, oft kritisch
- und nicht immer einfach
zu führen: Man stelle sich eine Trainingsgruppe vor, in der während des Lauf-ABCs kurz TikTok-Videos kommentiert werden, Fragen zur App-Bedienung lauter
sind als die Startkommandos - und trotzdem eine große Offenheit und Motivation
spürbar ist. Die Generation Z stellt Trainer im Laufbereich vor neue
Herausforderungen. Doch wer sie versteht, kann viel bewegen. Die Generation Z
stellt Trainer im Laufbereich vor neue Herausforderungen. Doch wer sie versteht,
kann viel bewegen.
Laufen ist simpel - und doch
wandelt sich der Weg zur sportlichen Leistung ständig. Besonders dann, wenn sich
die Generationen ändern. Die jungen Erwachsenen von heute - geboren zwischen
etwa 1995 und 2010 - unterscheiden sich deutlich von früheren Jahrgängen. Wer
mit ihnen arbeitet, braucht nicht nur Trainingswissen, sondern auch ein Gespür
für ihre Denkweise, Kommunikationsformen und Wertvorstellungen. Die gute
Nachricht: Anspruch und Struktur bleiben möglich - wenn man klug führt.
Was zeichnet die Generation Z aus?
Die Generation Z ist die erste
Generation, die vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Sie kennt
keine Welt ohne Smartphone, WLAN und soziale Netzwerke. Gleichzeitig lebt sie in
einer Zeit multipler Krisen - was zu einem oft realistischen, aber auch
sensiblen Blick auf das Leben führt. Hinzu kommen gesellschaftliche Umbrüche,
der ständige Zugang zu Informationen und ein hoher Grad an Selbstreflexion, was
auch die Art beeinflusst, wie sie trainieren und geführt werden wollen.
Die wichtigsten Merkmale dieser Generation im sportlichen Kontext:
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Digital geprägt:
Fitness-Apps, Online-Challenges und Wearables gehören zum Alltag. |
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Sinnsuchend: Sport soll
mehr sein als reine Leistung - er muss Sinn stiften und zur eigenen
Identität passen. |
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Feedback-orientiert:
Regelmäßige Rückmeldungen werden erwartet - am besten sofort und auf
Augenhöhe. |
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Selbstverwirklichung statt
Unterordnung: Autoritäre Ansagen kommen selten gut an, stattdessen zählt
Mitbestimmung. |
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Stress- und Leistungsdruck
sensibel gegenüber: Mentale Balance ist ein zentrales Thema. |
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Geringere
Bindungsbereitschaft: Viele Optionen, wenig Loyalität - das gilt auch
für Sportgruppen. |
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Visuell geprägt: Bilder,
Videos und kurze Clips wirken oft stärker als lange Erklärungen. |
Und wie holt man sie im Lauftraining wirklich ab?
Hier braucht es kein
Kuscheltraining, aber eine neue Art, Struktur und Anspruch zu vermitteln - nämlich zeitgemäß. Die folgenden Strategien helfen, die Generation Z zu
erreichen, ohne das Fundament des Trainings zu opfern:
1. Struktur klar kommunizieren - aber mit Sinn
Statt starrer Ansagen lieber
erklären, warum eine Einheit wichtig ist. Wer versteht, was "6 × 800 Meter im
Schwellentempo" bringt, läuft motivierter. Ein einfacher Satz wie "Das stärkt
deine Ausdauer für den letzten Rennabschnitt" reicht oft schon. Wer zusätzlich
noch visuelle Reize bietet - z. B. eine Grafik des Trainingsplans oder ein
Beispielvideo - erhöht die Aufnahmebereitschaft.
2. Digitale Tools klug einsetzen
Trainingspläne als PDF,
Zwischenziele per App, Feedback über Sprachnachricht - Generation Z tickt
digital. Wer ihre Sprache spricht, wird gehört. Tools wie Strava, TrainingPeaks,
Final Surge oder einfache Gruppenchats helfen bei der Verbindlichkeit. Auch
kurze Clips zur Lauftechnik oder Challenges über Instagram oder TikTok können
motivieren - etwa eine Woche mit täglicher Beweglichkeitsübung unter dem Hashtag
#StretchRunChallenge, bei der Teilnehmer eigene Videos posten, sich gegenseitig
anfeuern und so spielerisch ihre Lauftechnik verbessern. und die Bindung
stärken.
3. Anspruch hochhalten - aber individuell differenzieren
Das Niveau darf (und soll) hoch
bleiben. Aber der Zugang muss flexibel sein. Unterschiedliche Tempi oder
optionale Wiederholungen sorgen für Überforderungsschutz, ohne den Kern des
Trainings zu verwässern. Wichtig ist, dass sich jede und jeder ernst genommen
fühlt - unabhängig vom Leistungsstand.
4. Feedback geben - kurz und ehrlich
Kurze Rückmeldungen nach
Einheiten oder Intervallen wirken Wunder. Kein großes Gespräch, aber ein: "Du
warst heute konzentriert, das Tempo hat gepasst." Das schafft Vertrauen - und
Motivation. Auch schriftliches oder visuelles Feedback (z. B. kurze
Videoanalyse) kommt gut an.
5. Gemeinschaft fördern
Teamgefühl ist entscheidend.
Gemeinsame Warm-ups, Abschlusskreise, Challenges in Kleingruppen - all das
stärkt die Bindung. So entsteht Verlässlichkeit nicht durch Zwang, sondern durch
Zugehörigkeit. Auch außersportliche Aktivitäten - ein gemeinsames Frühstück nach
dem Lauf oder ein spontaner Fotowalk - fördern die emotionale Bindung.
6. Selbstverantwortung ermöglichen
Wenn es passt, können einzelne
Läuferinnen oder Läufer Verantwortung übernehmen: beim Aufwärmen, bei der
Streckenwahl, beim Führen einer Gruppe. Das fördert Engagement und
Führungskompetenz. Noch besser: gezielt Aufgaben vergeben ("Heute kümmerst du
dich um das Einlaufen") oder eine Trainingschallenge von jemandem der Gruppe
entwerfen lassen.
7. Mentale Aspekte nicht ignorieren
Achtsamkeit, Regeneration und
mentale Belastungen sollten thematisiert werden dürfen - zum Beispiel mit einer
kurzen Body-Scan-Übung nach dem Training, bei der sich die Athletinnen und
Athleten im Liegen systematisch durch ihren Körper spüren und so bewusster
entspannen - ohne Tabus. Ein Satz wie "Wie ging's dir heute auch mental beim
letzten Intervall?" zeigt: Hier zählt der ganze Mensch. Entspannungsübungen,
Visualisierungen oder einfache Atemtechniken am Ende des Trainings sind keine
Spielerei - sie sind ein wichtiges Angebot.
8. Kreative Trainingsgestaltung einbauen
Statt reiner Wiederholung kann
auch mal ein "interaktiver Dauerlauf" mit Aufgabenstationen motivieren. Oder man
variiert klassische Inhalte mit spielerischen Elementen - z. B. Tempowechsel
nach Musik oder Staffelaufgaben mit Teambezug. Abwechslung wirkt
leistungsfördernd.
9. Entwicklung sichtbar machen
Gen Z will wissen, ob sie sich
verbessert. Messbare Fortschritte - etwa durch Zwischenzeiten, VO2max-Tracking
oder sogar kurze Zwischenbewertungen - machen Entwicklungen greifbar. Auch
gemeinsames Rückblicken ("Weißt du noch, wie du vor zwei Monaten gelaufen
bist?") wirkt motivierend.
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5
Tipps für Trainer im Umgang mit Gen Z
1. |
Erkläre das Warum: Sinnhaftigkeit motiviert mehr als Autorität. |
2. |
Nutze digitale
Werkzeuge: Trainingspläne, Feedback und Kommunikation online
bereitstellen. |
3. |
Fordere mit
Fingerspitzengefühl: Hoch bleiben im Anspruch, aber flexibel im
Zugang. |
4. |
Schaffe ein
Teamgefühl: Zugehörigkeit erzeugt Verbindlichkeit. |
5. |
Sprich auch den Kopf
an: Mentale Stärke gehört zum Training dazu. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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