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Generation Z im Training: Anspruch und Struktur zeitgemäß vermitteln
 
 
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01.06.2025  

 
 

 
Generation Z im Lauftraining: Zwischen Social Media und Struktur ? wie Trainer junge Läuferinnen und Läufer heute wirklich erreichen
 
Sie sind digital vernetzt, selbstbewusst, oft kritisch - und nicht immer einfach zu führen: Man stelle sich eine Trainingsgruppe vor, in der während des Lauf-ABCs kurz TikTok-Videos kommentiert werden, Fragen zur App-Bedienung lauter sind als die Startkommandos - und trotzdem eine große Offenheit und Motivation spürbar ist. Die Generation Z stellt Trainer im Laufbereich vor neue Herausforderungen. Doch wer sie versteht, kann viel bewegen. Die Generation Z stellt Trainer im Laufbereich vor neue Herausforderungen. Doch wer sie versteht, kann viel bewegen.
 
Laufen ist simpel - und doch wandelt sich der Weg zur sportlichen Leistung ständig. Besonders dann, wenn sich die Generationen ändern. Die jungen Erwachsenen von heute - geboren zwischen etwa 1995 und 2010 - unterscheiden sich deutlich von früheren Jahrgängen. Wer mit ihnen arbeitet, braucht nicht nur Trainingswissen, sondern auch ein Gespür für ihre Denkweise, Kommunikationsformen und Wertvorstellungen. Die gute Nachricht: Anspruch und Struktur bleiben möglich - wenn man klug führt.
 
Was zeichnet die Generation Z aus?
 
Die Generation Z ist die erste Generation, die vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Sie kennt keine Welt ohne Smartphone, WLAN und soziale Netzwerke. Gleichzeitig lebt sie in einer Zeit multipler Krisen - was zu einem oft realistischen, aber auch sensiblen Blick auf das Leben führt. Hinzu kommen gesellschaftliche Umbrüche, der ständige Zugang zu Informationen und ein hoher Grad an Selbstreflexion, was auch die Art beeinflusst, wie sie trainieren und geführt werden wollen.
  
Die wichtigsten Merkmale dieser Generation im sportlichen Kontext:
  
- Digital geprägt: Fitness-Apps, Online-Challenges und Wearables gehören zum Alltag.
- Sinnsuchend: Sport soll mehr sein als reine Leistung - er muss Sinn stiften und zur eigenen Identität passen.
- Feedback-orientiert: Regelmäßige Rückmeldungen werden erwartet - am besten sofort und auf Augenhöhe.
- Selbstverwirklichung statt Unterordnung: Autoritäre Ansagen kommen selten gut an, stattdessen zählt Mitbestimmung.
- Stress- und Leistungsdruck sensibel gegenüber: Mentale Balance ist ein zentrales Thema.
- Geringere Bindungsbereitschaft: Viele Optionen, wenig Loyalität - das gilt auch für Sportgruppen.
- Visuell geprägt: Bilder, Videos und kurze Clips wirken oft stärker als lange Erklärungen.


Und wie holt man sie im Lauftraining wirklich ab?
 
Hier braucht es kein Kuscheltraining, aber eine neue Art, Struktur und Anspruch zu vermitteln - nämlich zeitgemäß. Die folgenden Strategien helfen, die Generation Z zu erreichen, ohne das Fundament des Trainings zu opfern:

1. Struktur klar kommunizieren - aber mit Sinn
 
Statt starrer Ansagen lieber erklären, warum eine Einheit wichtig ist. Wer versteht, was "6 × 800 Meter im Schwellentempo" bringt, läuft motivierter. Ein einfacher Satz wie "Das stärkt deine Ausdauer für den letzten Rennabschnitt" reicht oft schon. Wer zusätzlich noch visuelle Reize bietet - z. B. eine Grafik des Trainingsplans oder ein Beispielvideo - erhöht die Aufnahmebereitschaft.
 
2. Digitale Tools klug einsetzen
 
Trainingspläne als PDF, Zwischenziele per App, Feedback über Sprachnachricht - Generation Z tickt digital. Wer ihre Sprache spricht, wird gehört. Tools wie Strava, TrainingPeaks, Final Surge oder einfache Gruppenchats helfen bei der Verbindlichkeit. Auch kurze Clips zur Lauftechnik oder Challenges über Instagram oder TikTok können motivieren - etwa eine Woche mit täglicher Beweglichkeitsübung unter dem Hashtag #StretchRunChallenge, bei der Teilnehmer eigene Videos posten, sich gegenseitig anfeuern und so spielerisch ihre Lauftechnik verbessern. und die Bindung stärken.
 
3. Anspruch hochhalten - aber individuell differenzieren
 
Das Niveau darf (und soll) hoch bleiben. Aber der Zugang muss flexibel sein. Unterschiedliche Tempi oder optionale Wiederholungen sorgen für Überforderungsschutz, ohne den Kern des Trainings zu verwässern. Wichtig ist, dass sich jede und jeder ernst genommen fühlt - unabhängig vom Leistungsstand.
 
4. Feedback geben - kurz und ehrlich
 
Kurze Rückmeldungen nach Einheiten oder Intervallen wirken Wunder. Kein großes Gespräch, aber ein: "Du warst heute konzentriert, das Tempo hat gepasst." Das schafft Vertrauen - und Motivation. Auch schriftliches oder visuelles Feedback (z. B. kurze Videoanalyse) kommt gut an.
 
5. Gemeinschaft fördern
 
Teamgefühl ist entscheidend. Gemeinsame Warm-ups, Abschlusskreise, Challenges in Kleingruppen - all das stärkt die Bindung. So entsteht Verlässlichkeit nicht durch Zwang, sondern durch Zugehörigkeit. Auch außersportliche Aktivitäten - ein gemeinsames Frühstück nach dem Lauf oder ein spontaner Fotowalk - fördern die emotionale Bindung.
 
6. Selbstverantwortung ermöglichen
 
Wenn es passt, können einzelne Läuferinnen oder Läufer Verantwortung übernehmen: beim Aufwärmen, bei der Streckenwahl, beim Führen einer Gruppe. Das fördert Engagement und Führungskompetenz. Noch besser: gezielt Aufgaben vergeben ("Heute kümmerst du dich um das Einlaufen") oder eine Trainingschallenge von jemandem der Gruppe entwerfen lassen.
 
7. Mentale Aspekte nicht ignorieren
 
Achtsamkeit, Regeneration und mentale Belastungen sollten thematisiert werden dürfen - zum Beispiel mit einer kurzen Body-Scan-Übung nach dem Training, bei der sich die Athletinnen und Athleten im Liegen systematisch durch ihren Körper spüren und so bewusster entspannen - ohne Tabus. Ein Satz wie "Wie ging's dir heute auch mental beim letzten Intervall?" zeigt: Hier zählt der ganze Mensch. Entspannungsübungen, Visualisierungen oder einfache Atemtechniken am Ende des Trainings sind keine Spielerei - sie sind ein wichtiges Angebot.
 
8. Kreative Trainingsgestaltung einbauen
 
Statt reiner Wiederholung kann auch mal ein "interaktiver Dauerlauf" mit Aufgabenstationen motivieren. Oder man variiert klassische Inhalte mit spielerischen Elementen - z. B. Tempowechsel nach Musik oder Staffelaufgaben mit Teambezug. Abwechslung wirkt leistungsfördernd.
 
9. Entwicklung sichtbar machen
 
Gen Z will wissen, ob sie sich verbessert. Messbare Fortschritte - etwa durch Zwischenzeiten, VO2max-Tracking oder sogar kurze Zwischenbewertungen - machen Entwicklungen greifbar. Auch gemeinsames Rückblicken ("Weißt du noch, wie du vor zwei Monaten gelaufen bist?") wirkt motivierend.
 
 
 
     5 Tipps für Trainer im Umgang mit Gen Z
 
1. Erkläre das Warum: Sinnhaftigkeit motiviert mehr als Autorität.
2. Nutze digitale Werkzeuge: Trainingspläne, Feedback und Kommunikation online bereitstellen.
3. Fordere mit Fingerspitzengefühl: Hoch bleiben im Anspruch, aber flexibel im Zugang.
4. Schaffe ein Teamgefühl: Zugehörigkeit erzeugt Verbindlichkeit.
5. Sprich auch den Kopf an: Mentale Stärke gehört zum Training dazu.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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