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Joggen erhöht Darmkrebsrisiko? |
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Neue Studie wirft Fragen auf - was Läufer jetzt wissen sollten
Laufen gilt als Inbegriff eines
gesunden Lebensstils: Es stärkt das Herz, verbessert die Ausdauer und senkt das
Risiko für zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Doch eine neue Studie aus den
USA sorgt für Aufsehen: Ausgerechnet ambitionierte Marathonläufer zeigen eine
auffällig hohe Rate an möglichen Krebsvorstufen im Darm. Was steckt dahinter?
Und was bedeutet das für Hobby- und Wettkampfläufer?
Besorgniserregende Zahlen bei Viel-Läufern
Die Untersuchung wurde am Inova
Schar Cancer Institute in Washington D.C. durchgeführt und kürzlich auf dem
Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt. Das
Team um Onkologe Dr. Timothy Cannon analysierte die Ergebnisse von 100
Langstreckenläufern im Alter zwischen 35 und 50 Jahren - alle mit mindestens
fünf absolvierten Marathons oder zwei Ultramarathons.
Das Ergebnis überrascht: 41
Prozent der Teilnehmer wiesen sogenannte Adenome im Darm auf - das sind
gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, die sich im Laufe der Zeit zu
bösartigen Tumoren entwickeln können . Bei 15 Prozent handelte es sich sogar um
fortgeschrittene Adenome. Besonders alarmierend: Über die Hälfte der Läufer
berichtete von rektalen Blutungen - einem klassischen Warnzeichen für Darmkrebs.
Zum Vergleich: In der
Allgemeinbevölkerung sind solche Befunde in dieser Altersgruppe deutlich
seltener. Studien gehen davon aus, dass etwa 5 bis 10 Prozent der 40- bis
50-Jährigen Adenome aufweisen - fortgeschrittene Veränderungen sind noch
seltener.
Was könnte der Grund sein?
Die Forscher vermuten mehrere
Faktoren, die das erhöhte Risiko erklären könnten. Einer der Hauptansätze: Bei
starker körperlicher Belastung wird die Blutzufuhr zum Verdauungstrakt
gedrosselt, um Muskeln und Herz bevorzugt zu versorgen. Diese verminderte
Durchblutung kann möglicherweise dazu führen, dass Darmzellen Schaden nehmen -
es handelt sich hierbei um eine wissenschaftliche Hypothese, die noch weiter
untersucht werden muss und sich häufiger teilen - ein möglicher Auslöser für
spätere Zellveränderungen.
Hinzu kommt: Viele
Ausdauersportler greifen regelmäßig zu hochverarbeiteten Lebensmitteln wie
Energiegels, Riegeln oder Proteinpulvern. Diese Produkte enthalten Zusatzstoffe,
die laut anderen Studien in Zusammenhang mit einem höheren Darmkrebsrisiko
stehen könnten. Auch das Essverhalten - häufig wenig Ballaststoffe, viel
Einfachzucker - spielt eine Rolle. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie
Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst können helfen, das Risiko zu
senken.
Unabhängig vom Laufverhalten
ist außerdem ein globaler Trend zu beobachten: Darmkrebserkrankungen bei unter
50-Jährigen nehmen weltweit zu. In den USA hat sich die Erkrankungsrate in
dieser Altersgruppe seit den 1990er-Jahren mehr als verdoppelt. Auch in Europa
sind ähnliche Entwicklungen zu erkennen.
Warnsignale ernst nehmen - Vorsorge nicht aufschieben
Dr. Cannon rät: "Wer regelmäßig
lange Strecken läuft und Blut im Stuhl oder andere Beschwerden wie häufige
Bauchschmerzen bemerkt, sollte nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen - unabhängig
vom Alter." Er plädiert dafür, die klassischen Altersgrenzen für die
Darmkrebsvorsorge zu überdenken. In vielen Ländern beginnt die routinemäßige
Darmspiegelung erst ab 50 Jahren. Für Vieltrainierende könnte eine frühere
Vorsorge sinnvoll sein.
Laufen bleibt gesund - aber nicht grenzenlos
Trotz der Studienergebnisse
bleibt Bewegung grundsätzlich ein Schutzfaktor. Zahlreiche Untersuchungen
zeigen: Wer sich regelmäßig moderat bewegt, senkt sein Risiko für zahlreiche
Krebsarten - auch für Darmkrebs. Die nun diskutierten Risiken betreffen vor
allem extremes Ausdauertraining mit sehr hoher Belastung über viele Jahre.
Für die meisten Läufer bedeutet
das: Es gibt keinen Grund zur Sorge - aber einen Grund zur Achtsamkeit. Dieser
Gedanke sollte auch im Alltag präsent bleiben: Laufen ist gesund, aber
Achtsamkeit ist der Schlüssel zur langfristigen Gesundheit.
Was Läufer jetzt tun können
Wer viel läuft, kann mit
einigen einfachen Maßnahmen seine Darmgesundheit schützen:
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Symptome
ernst nehmen: Rektale Blutungen, Bauchschmerzen oder auffällige
Veränderungen beim Stuhlgang sollten ärztlich abgeklärt werden. |
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Ernährung
überprüfen: Weniger hochverarbeitete Produkte, mehr ballaststoffreiche
Lebensmittel wie Gemüse, Vollkorn und Hülsenfrüchte. |
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Vorsorge
frühzeitig besprechen: Wer intensives Marathon- oder
Ultramarathontraining betreibt, sollte mit dem Hausarzt über eine
frühzeitige Darmspiegelung sprechen. |
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Regeneration
ernst nehmen: Übertraining schwächt den Körper - auch das
Verdauungssystem. Regelmäßige Erholung ist essenziell. |
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Die neue Studie ist kein Grund, das Laufen aufzugeben. Aber sie zeigt: Auch
Ausdauersport schützt nicht automatisch vor gesundheitlichen Risiken. Gerade wer
viel leistet, sollte seinen Körper gut kennen, auf Warnzeichen achten - und in
Sachen Vorsorge nicht warten, bis es zu spät ist. Denn auch hier gilt:
Prävention ist die beste Medizin. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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