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Nach den FISU Games: Rhein-Ruhr träumt von Olympia |
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Nach den FISU Games: Rhein-Ruhr träumt von Olympia
Mit
einer feierlichen Zeremonie im Landschaftspark Duisburg sind die FISU World
University Games 2025 zu Ende gegangen. Elf Tage lang war das Ruhrgebiet,
flankiert von Berlin, Gastgeber für mehr als 8500 Athletinnen und Athleten aus
über 150 Nationen. Die Abschlussfeier mit olympischem Flair markierte nicht nur
den emotionalen Höhepunkt, sondern war auch ein Moment der Weichenstellung: War
dies der Testlauf für Olympia in Deutschland?
Bilanz: sportliche Erfolge und positives Echo
Rund 1,2 Millionen Besucher
verfolgten die 234 Entscheidungen in 18 olympischen Sportarten sowie einer
paralympischen Disziplin. Deutschland holte elf Goldmedaillen, darunter
Rhythmusgymnastin Margarita Kolosov, Olympia-Vierte von 2024. Auch im
Beachvolleyball herrschte Begeisterung: "Hammergeil. Es ist ein ganz besonderes
Erlebnis, vor so viel Publikum die Goldmedaille zu holen", jubelte Maximilian
Just.
Organisatorisch überzeugten die
Spiele: Bochum, Duisburg, Essen, Mülheim, Hagen und Berlin präsentierten sich
als verlässliche Gastgeber. "Die FISU Games haben viele Gäste erstmals nach
Essen geführt und eindrucksvoll gezeigt, wie attraktiv unsere Stadt und die
Region sind", erklärte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Ergänzend
bereicherten Kultur- und Bildungsprogramme wie die FISU World Conference das
Event und setzten Akzente bei Nachhaltigkeit und Integration.
Schattenseiten: leere Ränge und hohe Kosten
Nicht alle Wettkampfstätten
waren voll besetzt, und außerhalb der Arenen war die Präsenz der Spiele
begrenzt. Kritiker bemängelten ein verschenktes Marketingpotenzial. Besonders
ins Gewicht fiel jedoch der Kostenpunkt: Die FISU Games schlugen mit rund 150
Millionen Euro zu Buche. Damit waren sie ein vergleichsweise günstiges
Großereignis - doch im Vergleich zu den Olympischen Spielen zeigt sich die
Dimension: Der französische Rechnungshof bezifferte die öffentlichen Ausgaben
für Paris 2024 auf sechs Milliarden Euro. Dieser enorme Unterschied
verdeutlicht, welche finanziellen Lasten eine Olympiabewerbung nach sich ziehen
würde und wie wichtig eine sorgfältige Abwägung ist.
Auch die kurzfristige Verlegung
einiger Wettbewerbe von Düsseldorf nach Berlin warf Fragen zur Stabilität des
Konzepts auf - zumal NRW mit Berlin um eine Olympia-Bewerbung konkurriert.
Stimmung: vorsichtiger Optimismus
Dennoch überwog die positive
Stimmung. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach von einer
"Visitenkarte" für Olympia. Auch Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU)
bekräftigte: "Die University Games machen Freude auf mehr." Essens
Stadtverwaltung erklärte selbstbewusst: "Auch die Olympischen und paralympischen
Spiele an Rhein und Ruhr sind möglich." Das bereits im Mai vorgestellte Konzept
sieht Essen als Austragungsort für mehrere Sportarten vor.
Olympia-Perspektive: realistisch oder Wunschdenken?
Die Dimensionen der FISU Games
reichten nah an die Olympischen Spiele heran. Die Region bewies ihre
organisatorische Stärke und erhielt internationale Anerkennung. Doch die
finanziellen Herausforderungen bleiben groß. Während sich in anderen
Bewerberstädten bereits Initiativen gegen Olympia formieren, herrscht in NRW
bislang Ruhe - was sich mit konkreten Finanzplänen ändern könnte.
Ob die Euphorie in eine
Olympiabewerbung für 2036, 2040 oder 2044 mündet, entscheidet sich frühestens
2026, wenn der DOSB die Kandidatenregion benennt. Bis dahin gilt es, Erfahrungen
auszuwerten, Lücken zu schließen und die Bevölkerung einzubinden.
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Detlev Ackermann, als
Technical Officials
im Einsatz |
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Die FISU Games haben das Ruhrgebiet und Berlin auf der internationalen Bühne
glänzen lassen - sportlich erfolgreich, organisatorisch solide und kulturell
bereichernd. Für Olympia braucht es jedoch mehr als Begeisterung: klare
Konzepte, wirksames Marketing, nachhaltige Infrastruktur und die Bereitschaft,
hohe Kosten zu tragen. Entscheidend wird sein, die Bürger mitzunehmen und
Widerstände frühzeitig abzufedern.
Die FISU Games waren mehr als ein Sportevent - sie waren ein Testlauf für
Olympia, der Chancen und Risiken gleichermaßen sichtbar machte. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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