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Nach den FISU Games: Rhein-Ruhr träumt von Olympia
 
 
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30.07.2025  

 
 

 
Nach den FISU Games: Rhein-Ruhr träumt von Olympia

 
Mit einer feierlichen Zeremonie im Landschaftspark Duisburg sind die FISU World University Games 2025 zu Ende gegangen. Elf Tage lang war das Ruhrgebiet, flankiert von Berlin, Gastgeber für mehr als 8500 Athletinnen und Athleten aus über 150 Nationen. Die Abschlussfeier mit olympischem Flair markierte nicht nur den emotionalen Höhepunkt, sondern war auch ein Moment der Weichenstellung: War dies der Testlauf für Olympia in Deutschland?
 
Bilanz: sportliche Erfolge und positives Echo
 
Rund 1,2 Millionen Besucher verfolgten die 234 Entscheidungen in 18 olympischen Sportarten sowie einer paralympischen Disziplin. Deutschland holte elf Goldmedaillen, darunter Rhythmusgymnastin Margarita Kolosov, Olympia-Vierte von 2024. Auch im Beachvolleyball herrschte Begeisterung: "Hammergeil. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, vor so viel Publikum die Goldmedaille zu holen", jubelte Maximilian Just.
 
Organisatorisch überzeugten die Spiele: Bochum, Duisburg, Essen, Mülheim, Hagen und Berlin präsentierten sich als verlässliche Gastgeber. "Die FISU Games haben viele Gäste erstmals nach Essen geführt und eindrucksvoll gezeigt, wie attraktiv unsere Stadt und die Region sind", erklärte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Ergänzend bereicherten Kultur- und Bildungsprogramme wie die FISU World Conference das Event und setzten Akzente bei Nachhaltigkeit und Integration.
 
Schattenseiten: leere Ränge und hohe Kosten
 
Nicht alle Wettkampfstätten waren voll besetzt, und außerhalb der Arenen war die Präsenz der Spiele begrenzt. Kritiker bemängelten ein verschenktes Marketingpotenzial. Besonders ins Gewicht fiel jedoch der Kostenpunkt: Die FISU Games schlugen mit rund 150 Millionen Euro zu Buche. Damit waren sie ein vergleichsweise günstiges Großereignis - doch im Vergleich zu den Olympischen Spielen zeigt sich die Dimension: Der französische Rechnungshof bezifferte die öffentlichen Ausgaben für Paris 2024 auf sechs Milliarden Euro. Dieser enorme Unterschied verdeutlicht, welche finanziellen Lasten eine Olympiabewerbung nach sich ziehen würde und wie wichtig eine sorgfältige Abwägung ist.
 
Auch die kurzfristige Verlegung einiger Wettbewerbe von Düsseldorf nach Berlin warf Fragen zur Stabilität des Konzepts auf - zumal NRW mit Berlin um eine Olympia-Bewerbung konkurriert.
 
Stimmung: vorsichtiger Optimismus
 
Dennoch überwog die positive Stimmung. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach von einer "Visitenkarte" für Olympia. Auch Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU) bekräftigte: "Die University Games machen Freude auf mehr." Essens Stadtverwaltung erklärte selbstbewusst: "Auch die Olympischen und paralympischen Spiele an Rhein und Ruhr sind möglich." Das bereits im Mai vorgestellte Konzept sieht Essen als Austragungsort für mehrere Sportarten vor.
 
Olympia-Perspektive: realistisch oder Wunschdenken?
 
Die Dimensionen der FISU Games reichten nah an die Olympischen Spiele heran. Die Region bewies ihre organisatorische Stärke und erhielt internationale Anerkennung. Doch die finanziellen Herausforderungen bleiben groß. Während sich in anderen Bewerberstädten bereits Initiativen gegen Olympia formieren, herrscht in NRW bislang Ruhe - was sich mit konkreten Finanzplänen ändern könnte.
 
Ob die Euphorie in eine Olympiabewerbung für 2036, 2040 oder 2044 mündet, entscheidet sich frühestens 2026, wenn der DOSB die Kandidatenregion benennt. Bis dahin gilt es, Erfahrungen auszuwerten, Lücken zu schließen und die Bevölkerung einzubinden.
 

Detlev Ackermann, als Technical Officials im Einsatz

 
 
    Die FISU Games haben das Ruhrgebiet und Berlin auf der internationalen Bühne glänzen lassen - sportlich erfolgreich, organisatorisch solide und kulturell bereichernd. Für Olympia braucht es jedoch mehr als Begeisterung: klare Konzepte, wirksames Marketing, nachhaltige Infrastruktur und die Bereitschaft, hohe Kosten zu tragen. Entscheidend wird sein, die Bürger mitzunehmen und Widerstände frühzeitig abzufedern.
 
Die FISU Games waren mehr als ein Sportevent - sie waren ein Testlauf für Olympia, der Chancen und Risiken gleichermaßen sichtbar machte.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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