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Nur zwei Prozent der Deutschen leben wirklich gesund |
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Ein alarmierender Befund aus dem DKV-Report 2025
Wie gesund lebt Deutschland?
Mit dieser Frage beschäftigt sich seit 2010 der DKV-Report, der gemeinsam von
der Deutschen Krankenversicherung (DKV), der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS)
und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erstellt wird. Der aktuelle
Report 2025 liefert ernüchternde Ergebnisse: Nur zwei Prozent der Deutschen
erfüllen alle Kriterien für einen rundum gesunden Lebensstil. Ein Befund, der
nicht nur statistisch bedeutsam ist, sondern auch gesellschaftlich wie politisch
ein Weckruf sein sollte.
Neue, strengere Maßstäbe
Besonders drastisch wirkt sich
eine Änderung bei den Benchmarks aus: Während in früheren Studien noch ein
moderater Alkoholkonsum als akzeptabel galt, setzt der aktuelle Report auf einen
kompletten Verzicht. Nur 29 Prozent der Befragten erfüllen diese Vorgabe - im
Vergleich zu 81 Prozent nach den alten Maßstäben. Auch beim Rauch- und
Dampfverhalten schneiden die Deutschen nur leicht schlechter ab als in den
Vorjahren: 80 Prozent verzichten auf Nikotinprodukte. Damit zeigt sich: Die
Messlatte liegt heute deutlich höher. Das macht die Vergleiche mit den Vorjahren
spannend, aber auch ernüchternd.
Bewegung ja - Stressbewältigung nein
Erfreulich ist, dass 68 Prozent
die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für körperliche Aktivität
erreichen. Doch fast jeder Fünfte ist völlig inaktiv. Ein besonderes Problem:
Nur ein Drittel (34 Prozent) ernährt sich so, dass die Empfehlungen der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung erfüllt werden. Und gerade einmal ein
Fünftel (20 Prozent) pflegt einen gesunden Umgang mit Stress. Mehr als ein
Viertel der Befragten beschreibt seine Stressbelastung sogar als hoch oder sehr
hoch. Diese Zahlen verdeutlichen, wie schwer es vielen fällt, trotz guten
Wissens über die Vorteile, gesunde Routinen in den Alltag einzubauen.
Frauen liegen vorn - Männer punkten bei Sport
Im Geschlechtervergleich zeigt
sich ein gemischtes Bild: Drei Prozent der Frauen, aber nur ein Prozent der
Männer erfüllen alle Benchmarks. Besonders auffällig ist der Unterschied beim
Alkoholverzicht: 37 Prozent der Frauen schaffen die neue Null-Promille-Marke,
bei den Männern sind es nur 21 Prozent. Auch beim Rauchverhalten haben die
Frauen leicht die Nase vorn. Männer dagegen punkten bei der körperlichen
Aktivität: 72 Prozent erreichen hier den WHO-Benchmark, Frauen dagegen 66
Prozent. Die Botschaft ist klar: Jeder hat seine Stärken, aber kaum jemand
schafft den Rundum-Check.
Regionale Unterschiede: Hamburg an der Spitze, NRW im Mittelfeld
Ein Blick in die Bundesländer
zeigt deutliche Unterschiede. Hamburg (6 Prozent) und Baden-Württemberg (6
Prozent) sind Spitzenreiter in Sachen Gesundheit. Dagegen schneiden Bayern (1
Prozent) sowie Brandenburg, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen mit teils null
Prozent alarmierend schlecht ab.
Auch Nordrhein-Westfalen liegt
unter dem Durchschnitt: Nur 1 Prozent der Bevölkerung erfüllen hier alle
Benchmarks - deutlich weniger als der Bundeswert von 2 Prozent. Beim
Alkoholverzicht erreichen in NRW lediglich 27 Prozent den neuen Maßstab des
vollständigen Verzichts. Immerhin 67 Prozent schaffen die WHO-Empfehlung für
Bewegung, und beim Nichtrauchen liegen die Menschen in NRW mit 80 Prozent nahezu
im Bundesschnitt. Für Köln selbst gibt es keine eigene Auswertung, doch die
NRW-Werte geben ein deutliches Bild: Auch hier ist ein rundum gesunder
Lebensstil die Ausnahme - ein Ergebnis, das auch im sportaffinen Rheinland
nachdenklich stimmt.
Viel Sitzen - wenig Ausgleich
Neben Ernährung, Bewegung und
Konsumverhalten spielt auch das Sitzverhalten eine wachsende Rolle. Die
Deutschen sitzen werktags im Schnitt über zehn Stunden - Tendenz steigend.
Besonders jüngere Erwachsene (18 bis 29 Jahre) verbringen mit durchschnittlich
elf Stunden die meiste Zeit im Sitzen. Nur rund ein Drittel schafft es, diese
langen Sitzzeiten durch genügend Bewegung auszugleichen. Für die Gesundheit
bedeutet dies ein hohes Risiko: Wer zu viel sitzt, steigert seine Anfälligkeit
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und psychische
Belastungen. Dabei zeigt der Report auch, dass gerade Krafttraining - empfohlen
sind zwei Einheiten pro Woche - noch immer ein Stiefkind ist: Nur etwa ein
Drittel kommt dieser Empfehlung nach. Dabei könnte ein gezieltes Muskeltraining
die Risiken des Sitzens deutlich abfedern.
Was Läuferinnen und Läufer daraus lernen können
Für die Leserinnen und Leser
einer Laufzeitschrift sind die Ergebnisse ambivalent. Einerseits bestätigt sich,
dass regelmäßiges Laufen einen zentralen Beitrag zu einem gesunden Lebensstil
leisten kann. Andererseits zeigt die Studie: Bewegung allein reicht nicht. Wer
lange und gesund laufen will, sollte auch auf die übrigen Säulen achten - von
ausgewogener Ernährung über Stressmanagement bis hin zu bewusster Erholung.
Selbst ambitionierte Läuferinnen und Läufer profitieren davon, Alkohol zu
meiden, auf eine gute Schlafhygiene zu achten und den Alltag aktiv zu gestalten,
etwa durch Bewegungspausen bei der Arbeit.
Ein Weckruf für Gesellschaft und Politik
"Gesundheit ist eine gemeinsame
Aufgabe: Sie beginnt bei jedem Einzelnen, erfordert aber auch unterstützende
Strukturen", betont Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln.
Prävention, Aufklärung und der Ausbau gesundheitsfördernder Lebenswelten sind
dringend nötig, um die erschreckend niedrige Quote gesunder Lebensstile zu
verbessern.
Der DKV-Report 2025 zeigt
eindringlich: Bewegung allein reicht nicht. Wer gesund leben will, muss ein
ganzes Bündel an Maßnahmen berücksichtigen - von Ernährung über
Stressbewältigung bis hin zu Alkoholverzicht. Für Läuferinnen und Läufer ist das
eine Bestätigung, dass regelmäßiges Training zwar wichtig, aber nur ein Baustein
in einem komplexen Gesundheitsmosaik ist. Jetzt gilt es, diese Erkenntnisse in
den Alltag zu tragen - für ein gesünderes Deutschland.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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