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Astrid Benöhr: Hausfrau. Muter. Weltrekordlerin
 
 
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22.08.2025  

 
 

 
Astrid Benöhr: Hausfrau. Muter. Weltrekordlerin

 
Astrid Benöhr, geboren am 8. Oktober 1957 in Bergisch Gladbach, zählt zu den außergewöhnlichsten Ausdauerathletinnen Deutschlands - gerade weil ihr Weg alles andere als typisch war. Hausfrau, Mutter von drei Kindern, keine Trainerin, keine professionelle Förderung. Was sie aber hatte: einen Willen aus Stahl. Ursprünglich begann sie mit dem Triathlon, um mit dem Rauchen aufzuhören. Was als persönlicher Neuanfang gedacht war, führte sie an die Weltspitze des Ultra-Triathlons.
 
Ihr Einstieg verlief unspektakulär. 1987 startete sie bei ihrem ersten Langdistanz-Triathlon in Finnland. Nur zwei Jahre später stand sie beim legendären Ironman Hawaii an der Startlinie - mit einer Zeit von 11:14:20 Stunden, die sie weit vom Podium entfernte. Doch Astrid ließ sich davon nicht beeindrucken. Stattdessen begann sie, Distanzen zu wählen, die jenseits des Vorstellbaren lagen. Dreifach, vierfach, fünffach Ironman - das war ihre Bühne. Sie gewann Titel, stellte Weltrekorde auf, holte inoffizielle Weltmeistertitel und dominierte das Ultra-Triathlon-Geschehen über mehr als ein Jahrzehnt.
 
Besonders eindrucksvoll: Zwischen 1992 und 2005 gewann sie dreizehnmal den Triple Ultra Triathlon im schleswig-holsteinischen Lensahn. Drei dieser Siege galten als Weltmeistertitel, einer als Europameisterschaft. Ihre Bestzeit über die vierfache Ironman-Distanz: 59:15 Stunden - ein Rekord, der in den Statistiken der IUTA bis heute Bestand hat. Insgesamt absolvierte sie bis ins Jahr 2000 ganze 124 Ironman-Distanzen. Dabei trainierte sie ohne Coach, ohne Team, ganz auf sich allein gestellt.
 
Astrid Benöhr war nie der Liebling der Medien. Zu oft organisierte sie eigene Wettkämpfe, absolvierte Rekordversuche ohne offizielle Zeitnahme und dokumentierte ihre Leistungen teilweise selbst. Das machte sie für die einen zur Pionierin, für andere zur umstrittenen Figur. Besonders 1998, als sie bei einem Decatriathlon in Mexiko disqualifiziert wurde, weil sie angeblich beim Laufen abkürzte, wurde die Kritik lauter. Doch ob Heldin oder Rebellin - ihr Einfluss auf den Ultradistanzsport bleibt unbestritten.
 
Privat führte sie ein ganz normales Leben. Sie lebte mit ihrer Familie in Königswinter, managte Alltag und Ausnahmezustand mit scheinbarer Leichtigkeit. Sie ist der Beweis, dass Höchstleistung nicht zwingend auf Profi-Infrastruktur angewiesen ist - sondern auf Entschlossenheit, Leidensfähigkeit und ein Ziel vor Augen.
 
Astrid Benöhr zeigt, dass Grenzen nicht fix sind. Sie sind verschiebbar - mit jedem weiteren Kilometer. Wer so lebt und läuft, muss sich nicht vergleichen. Sie hat Maßstäbe gesetzt, auf ihre eigene, radikale und kompromisslose Weise.
 
 
    "Ich laufe nicht, um besser zu sein als andere. Ich laufe, um zu sehen, wie weit ich gehen kann." - Astrid Benöhr




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln

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