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Astrid Benöhr: Hausfrau. Muter. Weltrekordlerin |
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Astrid Benöhr: Hausfrau. Muter.
Weltrekordlerin
Astrid Benöhr, geboren am 8.
Oktober 1957 in Bergisch Gladbach, zählt zu den außergewöhnlichsten
Ausdauerathletinnen Deutschlands - gerade weil ihr Weg alles andere als typisch
war. Hausfrau, Mutter von drei Kindern, keine Trainerin, keine professionelle
Förderung. Was sie aber hatte: einen Willen aus Stahl. Ursprünglich begann sie
mit dem Triathlon, um mit dem Rauchen aufzuhören. Was als persönlicher Neuanfang
gedacht war, führte sie an die Weltspitze des Ultra-Triathlons.
Ihr Einstieg verlief
unspektakulär. 1987 startete sie bei ihrem ersten Langdistanz-Triathlon in
Finnland. Nur zwei Jahre später stand sie beim legendären Ironman Hawaii an der
Startlinie - mit einer Zeit von 11:14:20 Stunden, die sie weit vom Podium
entfernte. Doch Astrid ließ sich davon nicht beeindrucken. Stattdessen begann
sie, Distanzen zu wählen, die jenseits des Vorstellbaren lagen. Dreifach,
vierfach, fünffach Ironman - das war ihre Bühne. Sie gewann Titel, stellte
Weltrekorde auf, holte inoffizielle Weltmeistertitel und dominierte das
Ultra-Triathlon-Geschehen über mehr als ein Jahrzehnt.
Besonders eindrucksvoll: Zwischen 1992 und 2005 gewann sie dreizehnmal den
Triple Ultra Triathlon im schleswig-holsteinischen Lensahn. Drei dieser Siege
galten als Weltmeistertitel, einer als Europameisterschaft. Ihre Bestzeit über
die vierfache Ironman-Distanz: 59:15 Stunden - ein Rekord, der in den
Statistiken der IUTA bis heute Bestand hat. Insgesamt absolvierte sie bis ins
Jahr 2000 ganze 124 Ironman-Distanzen. Dabei trainierte sie ohne Coach, ohne
Team, ganz auf sich allein gestellt.
Astrid Benöhr war nie der Liebling der Medien. Zu oft organisierte sie eigene
Wettkämpfe, absolvierte Rekordversuche ohne offizielle Zeitnahme und
dokumentierte ihre Leistungen teilweise selbst. Das machte sie für die einen zur
Pionierin, für andere zur umstrittenen Figur. Besonders 1998, als sie bei einem
Decatriathlon in Mexiko disqualifiziert wurde, weil sie angeblich beim Laufen
abkürzte, wurde die Kritik lauter. Doch ob Heldin oder Rebellin - ihr Einfluss
auf den Ultradistanzsport bleibt unbestritten.
Privat führte sie ein ganz normales Leben. Sie lebte mit ihrer Familie in
Königswinter, managte Alltag und Ausnahmezustand mit scheinbarer Leichtigkeit.
Sie ist der Beweis, dass Höchstleistung nicht zwingend auf Profi-Infrastruktur
angewiesen ist - sondern auf Entschlossenheit, Leidensfähigkeit und ein Ziel vor
Augen.
Astrid Benöhr zeigt, dass Grenzen nicht fix sind. Sie sind verschiebbar
- mit
jedem weiteren Kilometer. Wer so lebt und läuft, muss sich nicht vergleichen.
Sie hat Maßstäbe gesetzt, auf ihre eigene, radikale und kompromisslose Weise.
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"Ich laufe nicht, um besser zu sein als andere. Ich laufe, um zu sehen, wie weit
ich gehen kann." - Astrid Benöhr |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln Foto: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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