|
|
|
 |
 |
Warum das Laufen mit dem Handy in der Hand ein echter Rhythmuskiller ist |
|
Hände frei! Warum das Laufen mit
dem Handy in der Hand ein echter Rhythmuskiller ist
Die Sonne scheint durch das
Blätterdach, die Laufwege füllen sich mit Freizeitsportlern. Manche laufen
allein, andere in kleinen Gruppen. Doch ein Detail sticht ins Auge - und zwar
immer häufiger: das Smartphone in der Hand.
Ob beim lockeren Dauerlauf oder
während eines Wettkampfs - viele Läuferinnen und Läufer halten ihr Handy
permanent fest umklammert. Einige scrollen durch ihre Musik-Playlist, andere
starten eine Tracking-App, manche filmen sich selbst beim Laufen oder machen
mitten auf der Strecke ein Selfie. Und nicht selten sieht man sogar Läufer, die
auf dem Display tippen, während sie sich bewegen.
Was vor einigen Jahren noch
undenkbar war, ist heute zum neuen Normal geworden. Das Smartphone ist längst
nicht mehr nur Kommunikationsmittel, sondern täglicher Begleiter in fast jeder
Lebenslage - auch im Sport. In einer Zeit, in der alles dokumentiert, vermessen
und geteilt wird, scheint es fast seltsam, einfach "nur zu laufen". Aber genau
darin liegt das Problem.
Was viele dabei vergessen:
Laufen ist eine Bewegung des ganzen Körpers. Die Arme schwingen rhythmisch, der
Körper findet seinen Takt - ein Zusammenspiel, das durch das Festhalten eines
Handys empfindlich gestört wird. Und während der eine die eigene Leistung mit
einer App erfassen möchte, bringt der andere mit einem abrupten Fotostopp
vielleicht gleich mehrere Mitläufer aus dem Tritt.
Was zunächst harmlos wirkt, ist
in Wahrheit ein echter Rhythmuskiller - mit ganz realen Auswirkungen auf
Bewegungsqualität, Trainingswirkung und Laufgefühl.
Laufen - eine Bewegung des ganzen Körpers
Wer läuft, bewegt nicht nur die
Beine. Was auf den ersten Blick wie eine rein untere Körperaktivität aussieht,
ist in Wahrheit ein fein abgestimmtes Zusammenspiel nahezu aller Muskelgruppen -
von den Zehenspitzen bis zur Halswirbelsäule. Und mittendrin: die Arme.
Die Armarbeit beim Laufen
erfüllt gleich mehrere Funktionen. Sie stabilisiert den Oberkörper, unterstützt
das Gleichgewicht und trägt entscheidend zur Laufrhythmik bei. Mit jeder
Bewegung nach vorn und hinten gleichen die Arme die Schritte der Beine aus.
Dieser wechselseitige Bewegungsfluss sorgt nicht nur für Effizienz, sondern auch
für Harmonie im Bewegungsablauf.
Gerät dieser Ablauf aus dem
Gleichgewicht - zum Beispiel, weil eine Hand blockiert ist -, wirkt sich das auf
den gesamten Laufstil aus. Wer das Handy in der rechten Hand hält, pendelt mit
dem rechten Arm entweder gar nicht oder nur eingeschränkt. Der linke Arm muss
ausgleichen, der Rumpf beginnt, leicht zu rotieren, um die Schieflage zu
kompensieren. Das mag auf den ersten Metern kaum spürbar sein - bei längeren
Läufen oder höherem Tempo aber entstehen unweigerlich muskuläre Ungleichgewichte
und Verspannungen.
Typisch sind Beschwerden im
Schulter-Nacken-Bereich oder eine einseitige Ermüdung des Rückens. Auch die
Hüfte kann durch die asymmetrische Belastung in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wer häufiger mit dem Handy läuft, entwickelt so nach und nach einen schiefen,
unrunden Laufstil - ohne es bewusst zu merken.
Gerade beim ambitionierten
Training oder im Wettkampf sind solche Ungleichgewichte nicht nur ineffizient,
sondern leistungslimitierend. Denn je "runder" und gleichmäßiger eine Bewegung
abläuft, desto weniger Energie wird verschwendet. Ein blockierter Arm - so
unscheinbar das auch wirkt - ist am Ende wie ein kleines Sandkorn im Getriebe:
Er bringt das ganze System aus dem Takt.
Die Foto-Falle: Stehenbleiben im Rennen
Noch ärgerlicher wird es bei
Wettkämpfen. Wer schon einmal bei einem größeren Lauf gestartet ist, kennt das
Phänomen: Mitten im Rennen bleiben Teilnehmende abrupt stehen, zücken das
Smartphone und machen ein Selfie oder filmen sich selbst beim Laufen. Für sie
ist es vielleicht eine schöne Erinnerung - für andere ist es ein unnötiger
Stopp, ein Hindernis oder sogar eine Gefahrenquelle.
Nicht selten kommt es zu
beinahe-Kollisionen, wenn plötzlich jemand vor einem anhält. Ganz abgesehen
davon, dass der sportliche Fokus verloren geht: Wer ständig auf dem Display
schaut, nimmt weder das eigene Tempo noch die Umgebung wirklich wahr.
Technik ja - aber bitte richtig eingesetzt
Natürlich spricht nichts
dagegen, moderne Technik beim Laufen zu nutzen. Musik kann motivieren,
Tracking-Apps helfen beim Training, und ein Notfall-Handy dabei zu haben ist
absolut sinnvoll - gerade bei längeren Läufen. Entscheidend ist aber, wie man
die Technik in den Lauf integriert.
Statt das Handy in der Hand zu
halten, bietet sich zum Beispiel ein Laufgürtel oder eine Oberarmtasche an. So
ist das Gerät sicher verstaut, stört die Bewegung nicht und ist trotzdem
griffbereit. Wer Musik hört, sollte kabellose Kopfhörer benutzen - das
verhindert das Verheddern von Kabeln und sorgt für mehr Bewegungsfreiheit. Und
anstatt während des Laufs Fotos zu machen oder Videos aufzunehmen, ist es
deutlich sinnvoller, sich diese Momente für vor oder nach dem Training
aufzuheben. Wer an einem Wettkampf teilnimmt, sollte diesen auch als sportliche
Veranstaltung ernst nehmen - und nicht als laufendes Selfie-Shooting. Rücksicht
auf Mitläuferinnen und Mitläufer ist dabei selbstverständlich.
|
Hände frei für mehr Laufgefühl
Laufen bedeutet Freiheit, Rhythmus, Bewegung. Wer dabei ein Handy in der Hand
trägt, beraubt sich eines wichtigen Teils dieser Erfahrung. Für ein besseres
Laufgefühl, einen runden Stil und mehr Rücksicht auf andere gilt daher: Technik
ja - aber bitte mit beiden Händen frei. |
__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
|
|
|
|
 |
|