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Was Nasenpflaster beim Laufen wirklich bringen |
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Freiere Nase, schnellere Beine?
Was Nasenpflaster beim Laufen wirklich bringen
Auf der diesjährigen
Marathon-Messe in Köln wurden an die Besucher Nasenpflaster als Werbegeschenk
verteilt - ein unscheinbarer Streifen mit großen Versprechen: erleichterte
Nasenatmung, verbesserte Sauerstoffaufnahme, bessere Schlafqualität und
schnellere Regeneration. Klingt nach einer idealen Unterstützung für alle, die
ihre Leistungsfähigkeit steigern oder sich nach intensiven Trainingseinheiten
schneller erholen wollen. Doch halten die kleinen Pflaster tatsächlich, was sie
versprechen?
Wie Nasenpflaster wirken sollen
Das Prinzip ist einfach: Die
sogenannten Nasenpflaster - im Fachjargon "external nasal dilator strips" -
werden quer über den Nasenrücken geklebt. Durch die Spannung des elastischen
Materials werden die Nasenflügel leicht nach außen gezogen und so stabilisiert.
Der vordere Bereich der Nasenhöhle, das sogenannte Nasenventil, gilt als
Engstelle der Atemwege. Wird dieser Abschnitt geweitet, kann Luft freier strömen
- die Nasenatmung fällt leichter.
Was theoretisch plausibel klingt, hat schon vor Jahren Sportler neugierig
gemacht. Auch im Profisport tauchen die Pflaster gelegentlich auf - etwa bei
Fußballern oder Triathleten, die auf eine bessere Atmung und schnellere Erholung
schwören.
Was sagt die Wissenschaft?
Wissenschaftlich betrachtet
fällt das Urteil deutlich zurückhaltender aus. Zahlreiche Studien, unter anderem
von O'Kroy und Overend, haben untersucht, ob Nasenpflaster messbare
Leistungssteigerungen bewirken. Das Ergebnis: In den meisten Fällen nicht.
Zwar reduzieren die Pflaster
nachweislich den Luftwiderstand in der Nase und erleichtern die Atmung, doch bei
sportlicher Belastung, wenn ohnehin überwiegend durch den Mund geatmet wird,
verpufft der Effekt weitgehend. Weder die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max)
noch Herzfrequenz oder Ausdauerleistung verbessern sich signifikant.
Einige kleinere Untersuchungen
berichten von subjektiven Vorteilen - etwa einem freieren Atemgefühl oder einer
geringeren Atemarbeit bei moderater Intensität. Diese Effekte treten jedoch
nicht bei allen Personen auf und sind wissenschaftlich schwer zu
verallgemeinern. Menschen mit verengten Nasenklappen, Allergien oder chronischer
Nasenatmungsbehinderung berichten häufiger von einer Erleichterung.
Wirkung über die Atmung hinaus?
Die Hersteller werben neben der
verbesserten Atmung auch mit einer "besseren Sauerstoffaufnahme" und
"unterstützter Regeneration". Doch auch hier ist die Studienlage dünn. Zwar kann
eine erleichterte Nasenatmung im Schlaf theoretisch zu einer ruhigeren Atmung
und besseren Erholung beitragen - nachgewiesen ist das bisher kaum. In
klinischen Tests zu nächtlicher Anwendung zeigten sich keine eindeutigen
Verbesserungen der Schlafqualität.
Der psychologische Effekt
Nicht zu unterschätzen ist die
Wahrnehmung: Wer das Gefühl hat, freier zu atmen, läuft entspannter. Dieser
psychologische Effekt kann die Leistung indirekt positiv beeinflussen - ähnlich
wie ein neues Paar Laufschuhe, das Motivation und Selbstvertrauen stärkt. In der
Forschung spricht man hier vom Placebo-Effekt. Er ist real, aber individuell
unterschiedlich.
Für wen sich Nasenpflaster lohnen können
Für die meisten gesunden
Läuferinnen und Läufer ohne Atemprobleme bringen Nasenpflaster wahrscheinlich
keinen messbaren Leistungsvorteil. Wer jedoch regelmäßig das Gefühl hat, "durch
die Nase keine Luft zu bekommen", kann sie ausprobieren. Auch bei Heuschnupfen,
leichter Erkältung oder anatomisch engen Nasengängen kann sich das Atmen
subjektiv verbessern. Nebenwirkungen sind selten - allenfalls kann der Kleber
auf empfindlicher Haut Reizungen verursachen.
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Nasenpflaster,
wie sie auf der Marathon-Messe zum Köln Marathon verteilt wurden, versprechen viel -
von erleichterter Atmung bis hin zu besserer Regeneration. In der Praxis zeigt
sich: Sie können tatsächlich die Nasenwege etwas öffnen und das Atemgefühl
verbessern. Wissenschaftlich belegt sind diese Effekte jedoch nur begrenzt. Für
gesunde Sportlerinnen und Sportler ohne Atemprobleme ist der Nutzen
wahrscheinlich gering.
Wer neugierig ist, kann das
Pflaster einfach ausprobieren - die subjektive Wahrnehmung entscheidet. Für
manche bedeutet es ein angenehmeres Laufgefühl oder ruhigeren Schlaf, für andere
schlicht keinen Unterschied. Ein Wundermittel sind die kleinen Streifen nicht -
aber vielleicht ein angenehmer Begleiter, wenn die Nase mal wieder "dicht
macht". |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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