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Welche Pace muss man laufen, damit Carbonschuhe wirklich Sinn machen? |
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Welche Pace muss man laufen,
damit Carbonschuhe wirklich Sinn machen?
Vor wenigen Jahren waren sie
noch eine Randerscheinung in der Laufszene. Heute sieht man sie an Startlinien
großer Stadtmarathons ebenso wie auf Trainingsrunden im Park: Laufschuhe mit
Carbonplatte. Versprechen sie wirklich, schneller zu machen - oder ist alles nur
ein Hype? Und vor allem: Ab welcher Geschwindigkeit lohnt es sich, überhaupt
darüber nachzudenken?
Um diese Frage fair zu
beantworten, lohnt ein Blick auf das, was einen Carbonschuh ausmacht.
Wie Carbonschuhe funktionieren
In normalen Laufschuhen beugen
sich die Zehengelenke bei jedem Schritt. Diese Bewegung ist natürlich, kostet
aber Energie, weil die Sehnen und Muskeln in diesem Moment Spannung verlieren,
die nicht vollständig als Vortrieb zurückkommt. Mit anderen Worten: Ein Teil der
Kraft verpufft.
Ein Carbonschuh verhindert
genau das. Die steife Carbonplatte stabilisiert den Vorfuß, sodass sich das
Großzehengelenk weniger stark beugt. Gleichzeitig wirkt die Carbonplatte wie
eine elastische Feder: Sie speichert Energie beim Aufsetzen und gibt sie beim
Abdruck wieder frei. Dadurch wird der Abrollvorgang sanfter, schneller - und
effizienter.
Doch dieses System funktioniert
nur, wenn genügend Druck auf die Platte wirkt. Und der entsteht vor allem dann,
wenn man schneller läuft.
Je schneller das Tempo, desto größer der Effekt
Die Sportwissenschaft ist sich
einig: Die Wirkung der Carbonplatte nimmt mit der Laufgeschwindigkeit zu.
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Pace (min/km) |
Geschätzter Energievorteil |
| 3:00 - 3:30 |
2,5 - 4 % |
| 3:50 - 4:10 |
ca. 2 % |
| 4:30 - 5:00 |
1 - 1,5 % |
| 5:15 - 6:00 |
0,3 - 0,8 % |
| > 6:00 |
kaum messbar |
Wer also regelmäßig im Bereich von 4:00 min/km oder schneller unterwegs ist,
profitiert besonders deutlich. Bei langsameren Tempi schrumpft der Vorteil - er
verschwindet jedoch nicht vollständig. Für viele Freizeitläufer ist er
allerdings so klein, dass er im Trainingsalltag kaum ins Gewicht fällt.
Für wen lohnt sich ein Carbonschuh - und für wen nicht?
Sinnvoll ist ein Carbonschuh
vor allem für Läufer, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen und bereits über
eine stabile Grundgeschwindigkeit verfügen. Wer sauber über den Mittel- oder
Vorfuß abrollt und Distanzen zwischen zehn Kilometern und dem Marathon häufig im
Trainingsplan stehen hat, kann den Rückstell-Effekt der Carbonplatte besonders
gut nutzen. Vor allem dann, wenn im Training oder Wettkampf öfter Tempi zwischen
etwa 3:30 und 4:30 Minuten pro Kilometer gelaufen werden. Hier arbeitet die
Platte spürbar mit.
Weniger Wirkung zeigt sich
hingegen bei Läufern, die überwiegend gemütlich unterwegs sind oder die vor
allem über die Ferse landen und damit viel Abstoßenergie verlieren. Bei
Laufgeschwindigkeiten oberhalb von 5:30 min/km ist der Vorteil zwar messbar,
aber so gering, dass er im Gefühl kaum wahrnehmbar ist. Für diese Läufer steht
oft eher Komfort, Stabilität oder ein harmonisches Laufgefühl im Vordergrund -
und das bieten klassische Trainingsschuhe häufig besser.
Zwei weitere Faktoren spielen eine Rolle
| 1.
Körpergewicht: |
Leichtere Läufer brauchen
oft höhere Geschwindigkeiten, um die Carbonplatte effektiv zu aktivieren. |
| 2.
Lauftechnik: |
Wer aktiv aus der Hüfte
arbeitet und mit dynamischem Abdruck läuft, profitiert stärker. |
Ein Schuh kann also unterstützen - aber nur das verstärken, was bereits
vorhanden ist.
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Carbonschuhe sind kein Abkürzung
Carbonschuhe machen nicht von selbst schneller. Sie belohnen Tempo - und fordern
es ein. Sie sind ein Werkzeug für Läufer, die bereits eine gewisse Lauferfahrung
und Bewegungsökonomie mitbringen. Dann können sie tatsächlich messbar Kraft
sparen, das Lauftempo leichter halten und im Wettkampf Sekunden bringen, die man
sich zuvor mühsam antrainiert hat.
Doch für viele Läufer gilt: Der größte Effekt eines Carbonschuhs ist nicht immer
der messbare Leistungsgewinn. Manchmal ist es einfach das Gefühl, etwas
Leichtes, Schnelles, Neues am Fuß zu haben.
Und dieses Gefühl kann die Beine manchmal zu Leistungen tragen, die man vorher
selbst nicht für möglich gehalten hätte. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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