| |
|
|
 |
|
 |
Energy-Drinks im Laufsport: Wirkung und Risiko |
| |
Energy-Drinks im Laufsport
Zwischen Marketing, Leistungsversprechen und gesundheitlicher Realität
Sie stehen an Startlinien,
säumen Zielkanäle und dominieren Social Media: Energy-Drinks sind im Laufsport
allgegenwärtig. Doch liefern sie tatsächlich Energie für Training und Wettkampf
oder vor allem ein gut inszeniertes Leistungsversprechen? Ein nüchterner Blick
auf Inhaltsstoffe, Wirkung und Risiken - und darauf, was Läufer wirklich
weiterbringt.
Energy-Drinks gehören längst
zum festen Bestandteil der Sport- und Jugendkultur. Influencer bringen eigene
Marken auf den Markt, Dosen mit grellen Farben dominieren Supermarktregale, und
große Hersteller wie Red Bull treten als prominente Sponsoren bei
Laufveranstaltungen, Extremsport-Events und im Leistungssport auf. Der Eindruck
entsteht: Energy-Drinks seien ein selbstverständlicher Begleiter sportlicher
Leistung. Doch wie sinnvoll, oder problematisch, sind diese Getränke wirklich,
insbesondere für Läufer?
Der Energy-Drink: Was steckt drin?
Unabhängig vom Markennamen
ähneln sich die Rezepturen der meisten Energy-Drinks stark. Im Mittelpunkt steht
Koffein, meist in einer Konzentration von rund 32 mg pro 100 ml. Eine
handelsübliche 250-ml-Dose enthält damit etwa so viel Koffein wie eine große
Tasse Kaffee, größere Dosen entsprechend mehr.
Hinzu kommen häufig Zucker oder
Süßstoffe, Taurin, Guarana-Extrakt, Ginseng sowie B?Vitamine. Der beworbene
?Energie-Effekt? lässt sich dabei fast vollständig auf das Koffein zurückführen.
Die zusätzlichen Inhaltsstoffe tragen nach aktuellem wissenschaftlichem Stand
kaum messbar zur Leistungssteigerung bei, ihre Wirkung ist entweder gering oder
nicht eindeutig belegt.
Kurzfristiger Kick, aber kein Ersatz für Training
Koffein kann die
Leistungsfähigkeit im Ausdauersport durchaus positiv beeinflussen. Studien
zeigen, dass moderate Mengen die Wachheit erhöhen, das subjektive
Belastungsempfinden senken und in bestimmten Situationen die Ausdauerleistung
leicht verbessern können. Dieser Effekt ist jedoch dosisabhängig und individuell
sehr unterschiedlich.
Energy-Drinks liefern diesen
Koffein-Effekt schnell, allerdings oft in Kombination mit Zucker und weiteren
stimulierenden Substanzen. Für Läufer bedeutet das: Der kurzfristige Wachmacher
kann funktionieren, ersetzt aber weder gezieltes Training noch Regeneration oder
eine angepasste Wettkampfverpflegung.
Belastung für Herz und Kreislauf
Problematisch wird der Konsum
vor allem bei regelmäßiger oder hoher Aufnahme. Koffein steigert Puls und
Blutdruck. In Kombination mit körperlicher Belastung, etwa bei intensiven
Trainingseinheiten oder Wettkämpfen, kann dies das Herz-Kreislauf-System unnötig
belasten.
Berichtet werden unter anderem
Herzrhythmusstörungen, Nervosität und Zittern, Magen-Darm-Probleme sowie
Schlafstörungen, insbesondere bei spätem Konsum. Gerade für Läufer, die ohnehin
auf eine effiziente Regeneration angewiesen sind, kann gestörter Schlaf
langfristig leistungshemmend wirken.
Zucker: Energie mit Nebenwirkungen
Viele Energy-Drinks enthalten
erhebliche Mengen Zucker. Dieser liefert zwar kurzfristig Energie, führt aber
rasch zu Blutzuckerschwankungen. Für den Laufsport ist das problematisch: Der
schnelle Anstieg wird oft von einem ebenso schnellen Abfall begleitet, dem
bekannten Energieeinbruch.
Hinzu kommen langfristige
Risiken wie Gewichtszunahme, Zahnschäden und eine ungünstige
Stoffwechselbelastung. Zuckerfreie Varianten umgehen dieses Problem teilweise,
ändern jedoch nichts an der hohen Koffeinzufuhr.
Energy-Drinks im Wettkampf?
Im Wettkampf greifen manche
Läufer bewusst zu koffeinhaltigen Getränken. Entscheidend ist jedoch die Form
der Zufuhr. Klassische Energy-Drinks sind dafür nur bedingt geeignet.
Kohlensäure kann den Magen reizen, hohe Koffeinmengen sind schwer
kontrollierbar, und die Zusammensetzung ist nicht auf längere
Ausdauerbelastungen abgestimmt.
Im leistungsorientierten
Laufsport werden Koffein und Kohlenhydrate gezielt dosiert, meist über Kaffee,
Koffein-Gels oder Sportgetränke mit klar definierter Zusammensetzung. Diese
Varianten sind planbarer und verträglicher als Energy-Drinks aus der Dose.
Marketing vs. Realität
Dass Energy-Drinks im Sport
allgegenwärtig sind, liegt weniger an ihrer sportphysiologischen Eignung als an
massivem Marketing. Sponsoring erzeugt Sichtbarkeit und Assoziationen von
Leistung, Tempo und Abenteuer, unabhängig vom tatsächlichen Nutzen für
Freizeitsportler.
Influencer-Marken verstärken
diesen Effekt zusätzlich. Die Produkte werden als Lifestyle-Getränke verkauft,
nicht als funktionelle Sporternährung. Gerade jüngere Läufer übernehmen diese
Gewohnheiten häufig unkritisch.
Für wen Energy-Drinks ungeeignet sind
Besondere Vorsicht ist bei
Kindern und Jugendlichen geboten, da ihr Herz-Kreislauf-System deutlich
empfindlicher auf Koffein reagiert als das von Erwachsenen. Auch Menschen mit
bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck sollten Energy-Drinks
meiden, da die stimulierende Wirkung des Koffeins Puls und Blutdruck zusätzlich
erhöhen kann. Gleiches gilt für Schwangere, bei denen hohe Koffeinmengen mit
gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind in Verbindung gebracht werden. Für
diese Personengruppen sind Energy-Drinks auch im sportlichen Kontext keine
empfehlenswerte Option.
Sinnvolle Alternativen für Läufer
Läufer, die im Training oder
Wettkampf einen wachen Kopf und einen leichten Leistungsimpuls suchen, sind mit
besser steuerbaren Alternativen gut beraten. Kaffee oder Tee liefern Koffein in
natürlicher Form und lassen sich hinsichtlich Menge und Zeitpunkt gezielt
einsetzen. Für ambitionierte Läufer bieten speziell entwickelte Koffeinprodukte
wie Gels oder Tabletten den Vorteil einer klar definierten Dosierung ohne
unnötige Zusatzstoffe.
Unabhängig davon bleibt
ausreichender Schlaf der wichtigste und nachhaltigste Energielieferant,
insbesondere im Ausdauertraining. Bei längeren Belastungen oder Wettkämpfen sind
zudem klassische Sportgetränke mit Kohlenhydraten und Elektrolyten deutlich
sinnvoller als Energy-Drinks, da sie den Körper gezielt mit Energie versorgen,
ohne das Herz-Kreislauf-System unnötig zu belasten.
|
Koffein im Laufsport - kurz erklärt
Koffein zählt zu den
wenigen legalen Substanzen, deren leistungssteigernde Wirkung im
Ausdauersport gut untersucht ist. Für die meisten Läufer gelten Mengen von
etwa 3 bis 6 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht als wirksam.
Entscheidend ist jedoch weniger die exakte Zahl als die individuelle
Verträglichkeit.
Für viele Hobbyläufer
reichen bereits deutlich geringere Mengen, etwa eine Tasse Kaffee vor dem
Lauf. Wichtig ist außerdem das Timing: Koffein entfaltet seine Wirkung meist
30 bis 60 Minuten nach der Aufnahme. Zu hohe Dosen können dagegen
kontraproduktiv sein und Symptome wie Nervosität, Magenprobleme oder
Herzklopfen verursachen.
Energy-Drinks erschweren
die Kontrolle der Koffeinmenge, da sie häufig zusätzlich Zucker, Kohlensäure
und weitere stimulierende Substanzen enthalten. Für Training und Wettkampf
sind daher gezielt dosierte Koffeinquellen in der Regel die bessere Wahl. |
__________________________________
Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
|
|
|
|
 |
|