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Der Start im Straßenlauf zwischen Ritual, Regelwerk und Realität |
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Der Start im Straßenlauf zwischen Ritual, Regelwerk und Realität
Der Start ist der sensibelste
Moment eines Straßenlaufs. Sekunden, in denen Organisation, Regelwerk und
Nervosität aufeinandertreffen. Läuft hier etwas schief, wirkt sich das auf den
gesamten Wettbewerb aus, sportlich wie organisatorisch. Dabei ist der korrekte
Ablauf klar definiert. Doch nicht jede Veranstaltung hält sich daran.
Grundsätzlich folgt der Start im Straßenlauf einem einfachen, international
anerkannten Prinzip. Zunächst erfolgt der Kommandoaufruf "Auf die Plätze",
danach das akustische Startsignal, in der Regel ein Startschuss oder ein
gleichwertiges Signal. Erst dieses Signal gibt den Lauf frei. Alles, was davor
geschieht, ist eindeutig: Bewegung vor dem Startsignal ist unzulässig.
In der Praxis sieht das jedoch nicht immer so aus. Bei manchen Läufen wird auf
das klare Startkommando verzichtet. Stattdessen wird heruntergezählt. Fünf,
vier, drei, zwei, eins, oft begleitet von Musik, Applaus oder Durchsagen. Was
gut gemeint ist, führt nicht selten zu Unruhe im Startfeld. Viele Läufer
reagieren bereits bei den letzten Zahlen, lösen sich aus dem Stand und setzen
sich in Bewegung. Der eigentliche Startschuss wird dann zur Nebensache oder
ertönt erst, als die ersten bereits die Startlinie überquert haben.
Genau hier liegt das Problem.
Fällt das offizielle Startsignal, während sich Teile des Feldes bereits in
Bewegung befinden oder die Linie überschritten haben, handelt es sich
regeltechnisch um einen klassischen Fehlstart. Ein Zustand, der im Stadion
sofort zu einem Abbruch führen würde, auf der Straße jedoch häufig hingenommen
wird.
Die Folgen sind vielschichtig. Zum einen entsteht ein unfairer Vorteil für
diejenigen, die frühzeitig loslaufen. Zum anderen leidet die Vergleichbarkeit
von Zeiten, insbesondere bei Rekord- oder Qualifikationsläufen. Hinzu kommt ein
sicherheitsrelevanter Aspekt. Unkoordinierte Bewegungen im dicht gedrängten
Startbereich erhöhen das Risiko von Stürzen und Kollisionen.
Dabei wäre die Lösung einfach.
Ein klarer Ablauf, eine eindeutige Ansage, ein Moment der Ruhe und dann das
Startsignal. Der Schuss oder das akustische Signal muss eindeutig als einzig
gültiger Startimpuls wahrgenommen werden. Alles andere führt zu
Interpretationen. Interpretationen haben im Startmoment eines Wettkampfs keinen
Platz.
Besonders bei großen Teilnehmerfeldern kommt dem Start eine zentrale Bedeutung
zu. Je mehr Menschen gleichzeitig loslaufen, desto wichtiger sind klare
Strukturen und eindeutige Kommunikation. Ein Countdown mag emotional wirken,
ersetzt jedoch kein regelkonformes Startverfahren.
Der Start ist mehr als ein
formaler Akt. Er ist der Beginn des sportlichen Wettbewerbs, der Moment, in dem
Fairness, Chancengleichheit und Organisation sichtbar werden. Wer ihn sauber
durchführt, setzt ein Zeichen für Professionalität. Wer ihn dem Zufall
überlässt, riskiert Chaos und im Zweifel einen Fehlstart, der eigentlich keiner
sein dürfte.
Im Straßenlauf gilt daher wie auf der Bahn:
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Erst "Auf die Plätze", dann das
Signal. Und erst danach beginnt das Rennen. |
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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