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Der Start im Straßenlauf zwischen Ritual, Regelwerk und Realität
 
 
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16.12.2025  

 
 


Der Start im Straßenlauf zwischen Ritual, Regelwerk und Realität

 
Der Start ist der sensibelste Moment eines Straßenlaufs. Sekunden, in denen Organisation, Regelwerk und Nervosität aufeinandertreffen. Läuft hier etwas schief, wirkt sich das auf den gesamten Wettbewerb aus, sportlich wie organisatorisch. Dabei ist der korrekte Ablauf klar definiert. Doch nicht jede Veranstaltung hält sich daran.
 
Grundsätzlich folgt der Start im Straßenlauf einem einfachen, international anerkannten Prinzip. Zunächst erfolgt der Kommandoaufruf "Auf die Plätze", danach das akustische Startsignal, in der Regel ein Startschuss oder ein gleichwertiges Signal. Erst dieses Signal gibt den Lauf frei. Alles, was davor geschieht, ist eindeutig: Bewegung vor dem Startsignal ist unzulässig.
 
In der Praxis sieht das jedoch nicht immer so aus. Bei manchen Läufen wird auf das klare Startkommando verzichtet. Stattdessen wird heruntergezählt. Fünf, vier, drei, zwei, eins, oft begleitet von Musik, Applaus oder Durchsagen. Was gut gemeint ist, führt nicht selten zu Unruhe im Startfeld. Viele Läufer reagieren bereits bei den letzten Zahlen, lösen sich aus dem Stand und setzen sich in Bewegung. Der eigentliche Startschuss wird dann zur Nebensache oder ertönt erst, als die ersten bereits die Startlinie überquert haben.
 
Genau hier liegt das Problem. Fällt das offizielle Startsignal, während sich Teile des Feldes bereits in Bewegung befinden oder die Linie überschritten haben, handelt es sich regeltechnisch um einen klassischen Fehlstart. Ein Zustand, der im Stadion sofort zu einem Abbruch führen würde, auf der Straße jedoch häufig hingenommen wird.
 
Die Folgen sind vielschichtig. Zum einen entsteht ein unfairer Vorteil für diejenigen, die frühzeitig loslaufen. Zum anderen leidet die Vergleichbarkeit von Zeiten, insbesondere bei Rekord- oder Qualifikationsläufen. Hinzu kommt ein sicherheitsrelevanter Aspekt. Unkoordinierte Bewegungen im dicht gedrängten Startbereich erhöhen das Risiko von Stürzen und Kollisionen.
 
Dabei wäre die Lösung einfach. Ein klarer Ablauf, eine eindeutige Ansage, ein Moment der Ruhe und dann das Startsignal. Der Schuss oder das akustische Signal muss eindeutig als einzig gültiger Startimpuls wahrgenommen werden. Alles andere führt zu Interpretationen. Interpretationen haben im Startmoment eines Wettkampfs keinen Platz.
 
Besonders bei großen Teilnehmerfeldern kommt dem Start eine zentrale Bedeutung zu. Je mehr Menschen gleichzeitig loslaufen, desto wichtiger sind klare Strukturen und eindeutige Kommunikation. Ein Countdown mag emotional wirken, ersetzt jedoch kein regelkonformes Startverfahren.
 
Der Start ist mehr als ein formaler Akt. Er ist der Beginn des sportlichen Wettbewerbs, der Moment, in dem Fairness, Chancengleichheit und Organisation sichtbar werden. Wer ihn sauber durchführt, setzt ein Zeichen für Professionalität. Wer ihn dem Zufall überlässt, riskiert Chaos und im Zweifel einen Fehlstart, der eigentlich keiner sein dürfte.
 
Im Straßenlauf gilt daher wie auf der Bahn:
 
 
    Erst "Auf die Plätze", dann das Signal. Und erst danach beginnt das Rennen.




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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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