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Die Frau im Sport – das “schwache“ Geschlecht?
 
 
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12.01.2005  

 
 

Aspekte des Frauensports

In den letzten Jahren hat der Frauensport weltweit einen beträchtlichen Wandel durchgemacht. Zeigten sich die Frauen früher vorwiegend in äußerst „femininen“ Disziplinen, so sind sie heute auch immer mehr in Sportarten zu finden, die bis vor einigen Jahren noch klare Männerdomäne waren.

Mit der aus den USA „herübergeschwappten“ Joggingwelle beteiligen sich immer mehr Frauen mit immer besseren Resultaten an Volksläufen oder Marathonwettbewerben.

Frauenausdauersport hat jedoch noch keine lange olympische Geschichte, denn erst 1979 ließ das Olympische Komitee Ausdauerdisziplinen für Frauen zu, nachdem das American College of Sports Medicine in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung klarstellte, dass „Ausdauersport für Frauen nicht mit körperlichen Schäden einhergeht“.

In der Vergangenheit erfuhr der Frauensport mit Hilfe medizinischer Argumente immer wieder starke Beschränkungen. Geäußerte medizinische Bedenken erwiesen sich jedoch zumeist als unbegründet. Noch 1972 findet man in einem als repräsentativ geltenden Buch: „Zentrale Themen der Sportmedizin in einem Kapitel „Frau und Sport“ folgende Aussage: Wenn auch einige Disziplinen vorzugsweise der Frau zu empfehlen sind wie Schwimmen, Gymnastik, Eiskunstlaufen, Skilaufen, kann man heute keine Sportart mehr als typisch weibliche bezeichnen. Andererseits gibt es aber medizinische Gründe dafür, einige Disziplinen als unpassend für Frauen anzusehen wegen der großen Körpererschütterungen (Stabhochsprung) oder der Möglichkeit von Verletzungen (Rugby, Boxen; Ringkampf u.a.).“

Sportbegeisterten Frauen kann bei solchen Aussagen nur „die Puste wegbleiben“

Das Frauen vor allem für Ausdauersportarten prädestiniert sind zeigt sich heute immer deutlicher. Schon 1982 war die weltbeste Marathonläuferin nur 17 min langsamer als ihre männlichen Mitstreiter. Aus Protest gegen den Ausschluss der Frauen bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit lief bereits 1896 eine 35jährige siebenfache Mutter die Marathonstrecke in 5,5 Stunden. Es sollte jedoch noch ein ganzes Jahrhundert dauern, bis Frauen für den Marathonlauf bei den Olympischen Spielen  zugelassen wurden.


Geschlechtsspezifische Unterschiede

In den meisten Fällen sind Frauen kleiner und 10-20 kg leichter als der Mann. Ihr Körperschwerpunkt liegt tiefer, sie besitzen mehr Fettgewebe, eine dehnbarere Muskulatur und ein weniger straffes Bindegewebe. Ihre Muskelfaserfläche ist geringer, was zu Folge hat, dass sie eine geringere maximale Kraft entwickeln können als der Mann. Die größten Kraftunterschiede zwischen Mann und Frau finden sich im Bereich der oberen Extremitäten (Schulter- Armbereich); die Unterschiede in der Kraftentwicklung des Rumpfes sind gering. Aus metabolischer Sicht funktioniert die Muskulatur von Mann und Frau in gleicher Weise. Es existieren demnach keine qualitativen sondern lediglich quantitative Unterschiede bezüglich der muskulären Funktionen.

Ein besonderer Vorteil der Frau ist ihre Fähigkeit, Fette bei Langzeitbelastungen optimal zu Nutzen. Da Fette gerade bei Ausdauerbelastungen die wichtigsten Energielieferanten darstellen und Frauen von Natur aus mehr Körperfett aufweisen, sind sie in dieser Hinsicht eindeutig im Vorteil.

Da sie meistens kleiner sind als der Mann, ist das Herzvolumen, das Blutvolumen und das Atemvolumen geringer. Dies führt dazu, dass die maximal mögliche Sauerstoffaufnahme (wichtigstes Kriterium der Ausdauerleistungsfähigkeit) geringer ist als die des Mannes. Der bekannte Sportmediziner Wildor Hollmann konnte allerdings schon 1979 im Bezug auf die maximale Sauerstoffaufnahme und damit auf die Ausdauerleistungsfähigkeit kaum noch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Ausdauersportlern feststellen.

Frauen schwitzen weniger als Männer. Dies kann besonders im Ausdauersport schneller zur Überhitzung führen.

Im Gegensatz zum Mann stellt sich bei der Frau die Frage nach der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus. Aufgrund unterschiedlicher hormoneller Einflüsse während des Menstruationszyklus, wird grundsätzlich ein Leistungshoch kurz nach der Menstruation und ein Leistungstief kurz vor der Menstruation erwartet.


Menstruationsprobleme bei Sportlerinnen

Ausdauersportlerinnen leiden häufig unter Unregelmäßigkeiten der Monatsblutung. Bei Leistungssportlerinnen kann es sogar zum Ausbleiben (Amenorrhö) der monatlichen Regel kommen.

Was führt zu solchen Zyklusveränderungen? Wovon sind Veränderungen im Hormonhaushalt der Frau abhängig? Hormonuntersuchungen bei Ausdauersportlerinnen zeigen, dass Veränderungen im Hormonhaushalt abhängig sind von Faktoren wie Trainingszustand, Trainingsumfang, Belastungsdauer, Belastungsform, Ernährung, Körpertemperatur, Zeitpunkt der Belastung im Menstruationszyklus sowie von der psychischen Verfassung.

Bei Mittel- und Langstreckenläuferinnen mit hohem Trainingspensum konnten erhöhte Prolaktinkonzentrationen (Stresshormone) nachgewiesen werden. Relativ untrainierte Vergleichspersonen wiesen keinen messbaren Prolaktinanstieg auf. Intensives Lauftraining scheint Stressreaktionen im Organismus auszulösen.

Man stellte fest: Je mehr Kilometer bei hoher Intensität gelaufen werden, desto höher steigt der psychische und physische Stress. Die Folge ist eine verminderte Östrogenproduktion, die letztlich für Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der Monatsblutung verantwortlich ist. Viele Frauen mit hormonellen Regulationsstörungen haben Angst unfruchtbar zu werden. Diese Angst kann aber in den meisten Fällen als ungerechtfertigt betrachtet werden, da die Unfruchtbarkeitsrate bei Sportlerinnen mit hormonellen Regulationsstörungen nicht höher liegt als bei der Normalbevölkerung.

Hormonelle Veränderungen sind extrem abhängig von dem jeweiligen Ernährungszustand der Sportlerin. Viele Ausdauersportlerinnen sind notwendigerweise sehr dünn, wodurch sie anfälliger für Zyklusstörungen werden. Bei hoher körperlicher Belastung und unzureichender Nahrungszufuhr kommt es zum Abfallen von Östrogen. Die Leistungsfähigkeit sinkt, die Monatsblutung wird unregelmäßig oder bleibt sogar völlig aus. Das Ausbleiben der Regel ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Eine Schwangerschaft, die für den Körper eine zu hohe zusätzliche Belastung bedeuten würde, kann so nicht eintreten.

Die hormonelle Situation der Frau wird weiterhin durch die Körpertemperatur beeinflusst. Starke Temperaturanstiege durch sportliche Belastungen können Zyklusstörungen hervorrufen. Bei Schwimmerinnen ändert sich durch intensives schwimmen über längere Dauer die Körpertemperatur nur unwesentlich. Die Auswirkungen auf das Hormonsystem fallen bei Schwimmerinnen folglich niedriger aus, als z.B. bei Langstreckenläuferinnen. Während eines Marathonlaufs bei einer Außentemperatur von 15°C kann die Körpertemperatur im Extremfall bis auf 41°C ansteigen. Dieser immense Temperaturanstieg hat genauso wie Fieber eine deutliche Wirkung auf die Hormonsituation und den Stoffwechsel.

Auch die Psyche kann sowohl in negativer, als auch in positiver Richtung Einfluss auf die Hormonsituation der Frau nehmen. Trainings- und Wettkampfstress, beruflicher und privater Stress können Zyklusveränderungen zur Folge haben. Unter Stressbedingungen wird die Östrogenproduktion verringert.


Bei Problemen mit der Regelblutung sollten Sie :
 
1. Ihren Frauenarzt aufsuchen
2. überprüfen, ob Sie früher unregelmäßige Blutungsintervalle oder eine verspätete 1. Monatsblutung hatten
3. überprüfen, ob Sie sowohl psychischen, als auch psychischen Stressfaktoren verstärkt ausgesetzt sind und gezieltes Stressmanagement betreiben
4. überprüfen, wie hoch Ihre wöchentliche Laufleistung (in Km) liegt und diese nach Möglichkeit reduzieren
5. darauf achten, das Ihr Gewicht und Ihr Körperfettanteil im Normbereich liegen


Wie wirken die weibliche Geschlechtshormone auf den Stoffwechsel?

Östrogen hat anabole Wirkung d.h. es unterstützt den Aufbau körpereigener Substanzen (Eiweißsynthese). Im Gegensatz dazu blockiert Gestagenen (Gelbkörperhormone) die Eiweißsynthese und wirkt somit katabol (abbauend). Unter normalen hormonellen Bedingungen überwiegt die anabole Wirkung. Dies bedeutet, dass durch Training Leistungssteigerungen erzielt werden können. Kommt es zu Östrogenmangel, so ist die anabole Wirkung vermindert, d.h. die Fähigkeit körpereigene Substanzen aufzubauen ist reduziert. Dies hat, trotz intensiven Trainings eine nur langsam voranschreitende Leistungsverbesserung zur Folge. Das Training wird ineffektiv. In dieser hormonellen Situation wird durch intensives Training lediglich ein Übertrainingszustand hervorgerufen, statt eine wesentliche Leistungssteigerung zu erzielen.

Ein Mangel an Östrogen führt also zur Verminderung der Leistungsfähigkeit.





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Autor und Copyright: Clemens Sandscheper, cms Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung, Köln

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