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            Blick zurück auf Momente 
            sportlicher Meilensteine 
            Im 
            November 1999 eröffnete das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in 
            Kölner Rheinauhafen die Türen für Besucher. Der Umbau der 
            denkmalgeschützten Lagerhalle kostete etwa 20 Millionen DM und 
            stellt eine Symbiose aus Altem und Neuem auf ca. 2000 qm Aktions- 
            und Ausstellungsfläche dar. Auf zwei Etagen erwarten den Besucher 
            verschiedene sportartübergreifende Aspekte des nationalen, 
            internationalen und olympischen Sports. Nach einem Rundgang und 
            einer Stärkung in der Cafeteria wird der Besucher die ergreifenden 
            leichtathletischen Momente der Vergangenheit lebhaft vor Augen 
            haben. Running&Walking gibt Ihnen einen Eindruck der ausgestellten 
            Exponate und ihrer vielen, kleinen sowie grossen Geschichten. 
             
             
            
            Der kleine Italiener 
            
            Der Museumsrundgang beginnt in der oberen Etage mit den antiken 
            Wettkämpfen der Griechen. Hier finden sich die Wurzeln des Sports. 
            In der Antike war dabeisein nicht alles, wie viele denken. Den Sieg 
            bei olympischen oder anderen Spielen davonzutragen, war das erklärte 
            Ziel eines jeden Athleten; ein gnadenloser Wettkampf nach dem Motto 
            Kranz oder Tod die Realität. Als friedliches Zeichen herrscht 
            während der Austragungszeit der olympischen Spiele Waffenruhe. Der 
            Weg führt weiter an einer in den Boden eingelassenen Rekonstruktion 
            Olympia, einer riesigen Herakles-Statue und antiken Exponaten.
             
            
            Kurze Zeit später 
            betritt der Besucher die Tartanbahn, an deren Seite, etwas klein und 
            noch zu schlecht beleuchtet, eine Zeittafel 200 Jahre modernen Sport 
            in Bilder, Video, Ausstellungsstücke - teils als Original, teils als 
            Reproduktion - illustriert. Gerade die zeitgenössische 
            Mediendokumente, alte Fotografien oder gar Filme mit 
            Orginalkommentaren, versetzen den Besucher in die Anfänge 
            sportlicher Betätigung zurück. Hier lohnt es sich länger zu 
            verweilen, sich ganz der Faszination alter Tour de France Etappen, 
            spannender Wettkampfverläufe und -demonstrationen bei olympischen 
            Spielen oder Weltmeisterschaften hinzugeben. Unterstützt wird dieses 
            Gänsehautverursachende Gefühl, wenn wenige Meter entfernt 
            Orginalstücke oder Rekonstruktionen der Sportler ausgestellt sind. 
            Besonders lohnt es sich auf eine Videoszene aus der Geschichte des 
            Marathonlaufes zu warten: Das Drama um den armen Dorando Pietri. Es 
            ist der Schlusstag der olympischen Spiele in London am 25.07.1908. 
            Im vollbesetzten Stadion raunt die Menge, als die britische Königin 
            den kleinen italienischen Mann mit dem buschigen Schnauzbart zu sich 
            bittet und einen Goldpokal überreicht. Das eher kühle britische 
            Publikum jubelt, der kleine Mann verbeugt sich und geht in die 
            Sportgeschichte ein. Auslöser war der spannende Rennverlauf des 
            Marathons. Der Brite Jack führte nach fünf km, dann stieß der 
            Südafrikaner Hefferon zur Spitze vor und der Brite verlor Boden. Von 
            hinten folgte dem langen, sehnigen Hefferon der kleine, bis dato 
            unbekannte Mann aus Italien. Er konnte aufschließen, verlor wieder 
            Kontakt und setzte bei km 37 unter tosendem Beifall des Londoner 
            Publikums zum langen, finalen Spurt an. Der kleine italienische 
            Pastetenbäcker überspurtete wie ein Mittelstreckenläufer den 
            Südafrikaner und wurde im Stadion als Sieger erwartet. Hier begann 
            dann das Drama. Das Stadion verstummte als der erwartete Sieger die 
            letzte Runde beginnen wollte. Taumelnd setzte er einen Fuß vor dem 
            anderen, war totenblaß und versuchte mit wackelnden Kopf und 
            schlotternden Knien das Ziel zu erreichen. Er stürzte viermal, 
            raffte sich jedesmal wieder auf und wurde von dem hinter ihm 
            laufenden US-Amerikaner Hayes immer mehr bedroht. Leicht und locker 
            sah sein Stil aus, das Stadion schrie hysterisch. Nur fünf Meter 
            trennten ihn vom Zielband. Plötzlich sprangen zwei Zuschauer von 
            ihren Plätzen, halfen Pietri auf und schubsten ihn über die 
            Ziellinie, feierten ihn als Sieger. Stunden später wachte der 
            Italiener aus der Bewusstlosigkeit und erfuhr von seiner 
            Disqualifikation. Doch seine Tragik wurde zur Geschichte als die 
            Königin ihm den Pokal mit den Worten übergab: Ich habe kein Diplom 
            für Sie, keine Medaille, keinen Eichenzweig, die ich Ihnen 
            überreichen könnte. Aber nehmen Sie hier diesen Goldpokal, und ich 
            hoffe, dass sie keine schlechte Erinnerung an unser Land mitnehmen. 
             
             
            Kurzgeschichten 
            Auf der Laufbahn flankiert der Museumsbesucher an einem etwas zu 
            kleinen Foto der finnischen Lauflegende Paov Nurmi vorbei. Der 
            Laufstilist gewann zwischen 1920 und 1928 neunmal olympischen 
            Edelmetall auf den Langstrecken. Ausstellungsstücke, wie die 
            rekonstruierten Spikes von Emil Zaptopek, Jesse Owens oder Armin 
            Harry oder die Startnummer des 5000m Olympiafinallaufs in Barcelona 
            von Dieter Baumann erzählen kleine Geschichte aus legendären 
            Leichtathletik-Zeiten. Eine besondere, von Museumsseite noch nicht 
            ausgewiesene Geschichte, ist die der Spikes von Armin Harry. Als 
            Ausstellungsstück kann der Besucher Spikes der Firma Adidas 
            erblicken. Gelaufen ist der 100m Goldmedaillengewinner aber in 
            Spikes der Firma Puma. Zur Siegerehrung durfte er jedoch seine 
            Pumaschuhe nicht anziehen, da seinerzeit schon ein offizieller 
            Ausrüstervertrag mit der brüderlichen Konkurrenz aus Hezogenaurach 
            bestand. Die Museumsleitung wird in Kürze diese Geschichte ergänzen.
             
            
            Eine besonderes 
            Ausstellungsstück im Eingangs- und Ausgangsbereich des Museums. Der 
            von der ostdeutschen Firma Germania hergestellte Laufschuh des 
            russischen Schriftstellers Dr. Jurij Andrejewitsch. 1982 kaufte er 
            ihn in der damaligen DDR, trug ihn über 40.000 Kilometer und gab ihn 
            1997 in das deutsche Generalkonsulat in St. Petersburg, um dem 
            deutschen Volke mit diesem Geschenk meine Hochachtung für die 
            Fertigungsqualität seiner Produkte aus zusprechen. Völlig zerbeult, 
            ausgelatscht steht er da. Die vielen Geschichten, die er und sein 
            Träger erlebt haben, sieht man jedoch vor dem Auge ablaufen. 
             
             
            Olympiaden in Deutschland  
            Zwei seperate Räumlichkeiten werden den olympischen Spielen in 
            Deutschland gewidmet: Berlin 1936 und München 1972. Beide mit einer 
            besonderen, eigenen Vergangenheit. Berlin als Propaganda-Spiele der 
            arischen Rasse unter Leitung der Nationalsozialisten mit dem vom 
            Publikum geliebten Sprint und Sprungstar aus Amerika: Jesse Owens. 
            Vier goldene Medaillen gewinnt der farbige US-Boy aus Decatur in 
            Alabama und gesellschaftliche Anerkennung in seinem Heimatland. 
            Selbst zu damaliger Zeit in den Vereinigten Staaten keine 
            Selbstverständlichkeit, ganz zu schweigen von der Wirkung, die er 
            als Farbiger auf das deutsche Volk unter den Augen Adolf Hitlers 
            ausübte.  
            
            36 Jahre später 
            steht München als trauriges Kapitel in der Geschichte der 
            olympischen Spiele. Zur Präsentation in dem modernen, noch heute 
            benutzen Komplex des Olympiaparks, konnte erstmals ein Maskottchen 
            präsentiert werden. Waldi war das erste offizielle Maskottchen 
            olympische Spiele. Heutzutage zerbrechen sich viele Agenturen den 
            Kopf darüber, wie das optimale Maskottchen olympischer Spiele 
            auszusehen hat. Waldi war einfach ein farbenfroher Dackel und diente 
            einzig als Symbol für  die heiteren Spiele. Doch der 
            Terroranschlag, die Entführung und schließlich die Ermordung 
            israelischer Sportler am 05.09.1972 erschütterte die Welt. 
            Palästinesische Terroristen drangen in das olympische Quartier der 
            Israelis ein, töteten zwei Sportler, nehmen neun weitere gefangen. 
            Sie fordern die Freilassung von über 200 Häftlingen aus israelischen 
            Gefängnissen und eine gefahrlose Flucht. Auf dem Flughafen 
            Fürstenfeldbruck eröffnen Präzisionsschützen ein stundenlanges 
            Feuerwerk, bei dem alle neun Geiseln, ein Münchner Polizist und fünf 
            Palästinenser getötet werden. Empörung, Entrüstung, Entsetzen in der 
            ganzen Welt, als das olympische Komitee nach eintägiger 
            Unterbrechung mit der Begründung, dass Terroristen nicht den guten 
            Willen und Sinn olympischer Spiel zerstören dürfe, beschließt: The 
            games must go on! 
            
            
            
            www.sportmuseum-koeln.de
 
 
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              Autor: cms Gesundheitsförderung und Sportdiagnostik, Köln 
Clemens Sandscheper für Laufen-in-Koeln
  
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