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Detlev Ackermann

 
   
 
   
 
 

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"Deutscher-Meistertitel zur Belanglosigkeit degradiert"
 
 
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11.01.2007  

 
 

Aufgrund der Verbindung des DLV-Ausrüster Nike und dem DLV dürfen Meisterschaften nur dort ausgetragen werden, wo auch Nike draufsteht. Somit kommen nur Veranstaltungen, die mit Nike zusammenarbeiten, oder bisher über gar keinen Ausrüster verfügen, in die Gunst Austragungsstätte einer Meisterschaft zu werden. Und somit kam der München-Marathon letztes Jahr zum Zuge. Leider mit einem Wermutstropfen. Gernot Weigel und sein Team sind sicherlich erstklassige Organisatoren, die reibungslos und unter optimalen Bedingungen auf einer idealen Strecke eine Marathon-Meisterschaft austragen können, doch ihnen fehlt das Geld, um attraktive Antritts- und Siegesprämien für Top-Athleten anbieten zu können. Und somit wurden die Deutschen-Marathon Meisterschaften letztes Jahr eher unter der zweiten und dritten Garde ausgetragen, während die echten Meister auf Veranstaltungen antraten, wo es für sie lukrativer aussah. Mit anderen Worten, die Meister laufen anscheinend lieber für Geld, als für den Titel, was allerdings auch verständlich ist, wenn man vom Laufen lebt.
 
Das wäre doch für Nike eine schöne Gelegenheit gewesen, dieses kleine Defizit in München entsprechend irgendwie auszubügeln. Doch stattdessen wollte der Sponsor für 2007 seine Leistungen eher um 50% kürzen, so dass der München-Marathon hätte kräftig draufzahlen müssen. Dazu war man allerdings verständlicherweise weder bereit noch in der Lage. "Gerne hätten wir die Deutschen-Marathon Meisterschaften wie mit dem DLV vereinbart auch bis 2008 durchgeführt", unterstreicht man in München Laufen-in-Koeln gegenüber. Doch der DLV folgte gezwungenermaßen seinem Ausrüster Nike und entschied sich kurzerhand, die Meisterschaften nun vom Herbst aus der Medienmetropole in den Frühling nach Mainz zu verlegt. Die Mitglieder der German-Road-Races sind empört: "Was hat das mit Sport zu tun? Der DLV verschachert unsere Deutschen Meisterschaften". Vielmehr werden die Interessen des Sponsors, als die der Sportler wahrgenommen. Und das ganze Szenario artet zu einem einzigartigen Schildbürgerstreich aus.
 
Diejenigen, die bereit gewesen wären dieses Jahr in München zu laufen, finden nun eine völlig neue Situation vor. Eine Situation, die die Meisterschaft noch unattraktiver gestaltet. Das Interesse derjenigen, um die es geht, ist nun endgültig auf Null angelangt. Hinzu kommt, dass Mainz ebenso wenig wie München Gelder für attraktive Preisgelder zu Verfügung stellen werden kann. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Deutschen Marathonmeisterschaften in Mainz eher von Hobbyläufer ausgetragen werden. Der Titel "Deutscher Marathonmeister" verliert immer mehr an Bedeutung. Aus der Sicht der Leichtathletik einfach nur peinlich.
 
Der amtierende Deutsche Meister Matthias Körner (2:21:54) hat für Mai schon andere Pläne. Er hat sich vorgenommen, beim Rennsteig-Marathon in Thüringen seinen Sieg zu wiederholen.  Die Aussicht in Mainz vielleicht wieder den Titel zu holen, bringt ihn jedenfalls nicht wirklich ins Wanken. Ebenso sieht es bei Carsten Eich (2:10:22) aus. Interesse am Titel hätte er schon, aber es muss passen. Daher wird er im Mai ebenfalls woanders starten, und zwar in Düsseldorf um sich für die Weltmeisterschaft in Osaka zu qualifizieren. Dies dürfte in Düsseldorf auf den breiten Straßen mit entsprechenden Pacemakern sicherlich eher gelingen, als auf einem Zweirundenkurs durch die völlig verwinkelte Stadt Mainz, in der letztes Jahr das Führungsfahrzeug in den Menschenmassen der zweiten Runde stecken blieb.

Die vertrackte Kooperation des DLV mit Nike zum einen und die der Sponsoren der großen Veranstalter zum anderen verlangt eine neue Strategie. "Es kann nicht sein, dass die Meisterschaften Jahr für Jahr irgendwie untergebracht werden", räumt DLV Präsident Clemens Prokop ein.
 
Marathonveranstalter Jan Winschermann, der sich moralisch und finanziell immer wieder für die Athletenförderung stark gemacht hat, zeigt sich ziemlich verärgert und schimpft: "Die deutsche Meisterschaft ist zur Belanglosigkeit degradiert. Ich würde sie abschaffen".





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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln


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