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Der 2. Fishermans Strongman Run - (m)ein Abenteuerlauf
 
 
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16.04.2008  

 
 

Ein Erlebnisbericht von Heiner Kutza aus Osnabrück, der beim Laufen-in-Koeln Gewinnspiel einen Freistart zum 2. Fishermans Friend Strongman Run 2008 gewann:

Hindernisrennen in Weeze
- bei soviel Erlebtem verblasst jeder andere Lauf... und berichten kann man auch ein Minimum

Es mögen an die 20 Jahre her gewesen sein, Joggen, bzw. Laufen war für mich damals noch ein "Fremdwort“ gewesen, als ich zufällig im TV einen kurzen Bericht über ein englisches Laufspektakel gesehen hatte: Ein Haufen verrückter Männer (an Frauen kann ich mich nicht erinnern) quälten sich im Januar (!) nicht nur durch jede Menge Matsch und Schlamm, sondern auch noch über martialische Hindernisse. „tough guy“ wurde es genannt, ein, für mich, sehr einprägsamer Name.

Mittlerweile war ich selber zum wettkampferfahrenen Läufer geworden, als ich im letzten Jahr diese Art Wettkampf auch bei uns entdeckte: „Fisherman’s Strongman Run“ genannt. In einem Kasernengelände bei Münster, im März, sollte es stattfinden, also fast vor der Haustür. Sollte ich mitmachen, obwohl ich in der Vorbereitung des Hermannslaufes mit meinem Sohn Olli war? Ich war unschlüssig, aber ich erinnerte mich an den Fernsehbericht, suchte und wurde bei „www.toughguy.co.uk.de“ fündig, die Bilder sprachen für sich! Dann besser doch nicht, erstmal abwarten, vielleicht im nächsten Jahr, usw......

2008 sollte die 2. Auflage in Weeze (nie gehört) am 13. April sein, also über 200 km von Osnabrück entfernt an der holländischen Grenze. Ach nee, dass ist mir eigentlich zu weit weg und mit Olli will ich in Paderborn laufen und dann den Hermannslauf, es passt eigentlich nicht..... Aber, ruckzuck, ist das Limit von diesmal 5000 Teilnehmern schon Anfang Januar erfüllt und damit ist schon die Entscheidung für mich gefällt worden!

Anfang März sehe ich bei www.lauftreff.de, dass bei www.laufen-in-koeln.de drei Freistarts (Wildcards) verlost werden. Ich bewerbe mich in der festen Meinung, dass ich sowieso nicht gewinne. Und dann, auch noch am 1. April (!), bekomme ich die Mailnachricht, dass ich einer der Gewinner bin - jetzt bin ich doch dran, herzlichen Dank! Eigentlich wollte ich ja gar nicht. Speziell darauf trainiert bin ich nicht, das bisherige Training muss reichen, denn jetzt will ich hin – ich will ein „Strongman“ werden! Erstmal schaue ich mal auf deren Homepage www.fishermansfriend.de nach was mich dort erwartet. Und das ist schon einiges! Die Länge der Strecke wird ca. 16 km querfeldein in 2 Runden von jeweils 8 km betragen, auf jeder Runde sollen mindestens 14 Hindernisse auf uns warten.

Am nächsten Tag ist schon die Wildcard da, nein nicht nur eine, sondern zwei! Auf meinen Anruf hin wird mir beschieden, dass es ein Versehen ist, ich sie aber ruhig behalten und verschenken kann. Das freut mich, dass ich damit jemandem eine Freude bereiten kann. Aber wem? Und schnell muß es auch sein, denn spätestens am 4.4. muss angemeldet sein. Ich tätige den ersten Anruf und bekomme die erste Absage: Werde an diesem Termin nicht anwesend sein und bin in den letzten Monaten kaum zum trainieren gekommen. Und damit begann ein so nicht erwarteter Telefonmarathon: Dafür nicht fit genug, nicht mehr jung genug, so was ist nichts für mich, ich gefährde damit meine Ambitionen für den Lauf xy, laboriere an einer Verletzung, wichtige Familienfeier, etc. Ich habe Einzelne angesprochen, Lauftreffleiter haben für mich nachgefragt und unter Studenten habe ich es auch versucht. Es war zum verzweifeln. Aber dann konnte ich letztendlich doch noch einem eine Freude bereiten: Rolf, aus dem fernen Hennef. Seit ich Sabine (seine Frau) und ihn vor 6 Jahren zum Hermannslauf "verführt“ hatte, sehen wir uns gelegentlich dort und halten Mailkontakt. Drei seiner Freunde hatten sich rechtzeitig gemeldet, er aber nicht...... Am Telefon, während ich ihm die Daten der Wildcard durchgebe, meldet er sich an. Schrecksekunde, seine Nummer wird nicht akzeptiert. Grund: Der Großbuchstabe I entpuppt sich als 1. Und dann geht alles klar, er ist dabei. Seine Freude ist groß, Sabine enthält sich eines Kommentars, denn beide werden noch 2 Wochen später beim Hamburger Marathon starten (siehe Ambitionen für Lauf xy).

Nun bin ich also angemeldet und eine Mitfahrgelegenheit habe ich auch. Das ist mir sehr lieb, denn es könnte durchaus passieren, dass man sich dort verletzt. Bei Johnnes, schon angemeldet, wird noch kurzfristig entschieden ob und wie er laufen wird, aber sein Sohn wird starten. High Noon ist der Start.

Mir ist bewusst, dass ich für den Strongman nur dilettantisch vorbereitet bin, aber ich verfalle nicht in Hektik. Es wird kommen, wie’s kommt, meine Fitness wird schon reichen – so hoffe ich. Was auch schon da sein sollte, am Freitag per Mail angekündigt, sind die Unterlagen! Aber erst drei Tage vor dem Start halte ich sie in den Händen und zwar komplett, mit Startnummer (5340) und allem was dazu gehört.

Um 7:30 fahre ich los, werde von Johannes, seinem Sohn Sebastian und dessen Frau Isabell schon draußen erwartet und gegen 8:00 starten wir durch. Unterwegs erfahre ich, dass Johannes seinen Sohn, ohne dessen Wissen, angemeldet hat! Das wird einfach so (positiv) akzeptiert. Ohne Probleme sind wir schnell ans Ziel gekommen und parkten ziemlich nah am Geschehen auf einer Wiese. Allerdings hatte es unterwegs sehr ausdauernd und z.T. heftig geregnet und es sah auch nicht so aus, als sollte sich das ändern. Aber das täuschte, es regnete nicht mehr und die Temperaturen stabilisierten bei 10 - 12° C.

Nach einer kurzen Besichtigungstour, es waren noch über 90 Minuten bis zum Start, verbrachten wir noch einige Zeit im Auto, bevor Vater und Sohn sich am und im Auto umzogen. Ich wollte damit so spät wie möglich anfangen, um nicht vorzeitig auszukühlen. Das war auch gut so, denn auf dem Weg zum „Garderobenbunker“ kam die Durchsage, dass der Start um eine halbe Stunde verschoben wird (Grund war wohl, dass viele Teilnehmer nicht rechtzeitig anwesend waren).
Kurze Hose war klar. Oben rum hatte ich mich für ein auszurangierendes Oberhemd mit aufgekrempelten Ärmeln entschieden. Einerseits als kleiner Gag, andererseits um meine Ellbogen beim krabbeln durch die Betonröhren zu schützen. Aus dem gleichen Grund hatte ich auch Fahrradhandschuhe an und abgeschnittene Strümpfe unterhalb der Knie, um sie kurz vor dem Einsatz darüber zu ziehen. Auffällig sind die vielen unterschiedlichen, z.T. extremen Verkleidungen, von denen ich nur einen Teil hier und unterwegs zu sehen bekomme. Aber auf den Bildern werden sie alle zu sehen sein.

Johannes hatte sich trotz gewisser Knieprobleme doch zum Mitlaufen entschieden. Ob er auch Hindernisse bewältigen oder nur eine Runde mitlaufen würde, wollte er während des Rennens entscheiden. Die Atmosphäre genießend schlenderten wir beide noch im Start / Zielbereich umher, bis wir der Meinung waren, dass es jetzt Zeit für den Startbereich sei. Für mich natürlich viel zu spät wie ich auf einmal feststellte, denn ich wollte mich doch im ersten Drittel aufstellen und damit war es jetzt nichts. Alles war schon proppevoll und ich musste mich doch ziemlich weit nach hinten begeben, um einen Platz im recht engen Startkanal zu bekommen.

Nach dem Start dauerte es fast 3 min, bis ich über die Matten der Zeiterfassung laufen konnte. Ich konnte nur langsam laufen und dann war nach ca. 400 m schon der erste Stau. Grund war eine Verengung durch einen Zaundurchlass. Der nächste Stau, wenn auch nur kurz, war beim ersten Hindernis, einem steilen Erdbunker. So steil, dass er, jedenfalls für mich, nicht hoch zu laufen war und runter sowieso nicht. Im Gegenteil, ich musste ihn auf dem Hosenboden runter rutschen. Wenn die anderen, noch zu bewältigenden Bunker auch so sein sollten, dann „gute Nacht“ Hosenboden. Der letzter Stau, schon von weitem zu sehen, bildete sich vor der mit Strohballen eingefassten 6 m hohen Mauer. Meine Wartezeit betrug weit über 5 min bis ich am Fuß der Mauer stand um diese mit Hilfe meiner Mitstreiter zu überwinden, bzw. meinerseits Anderen dabei zu helfen nach oben zu kommen. Oben angekommen musste man sich auf die Kuppe setzten um sich anschließend auf die ca. 2 m tiefer liegenden Strohballen runter zu lassen. Die restlichen Meter hüpfte man dann von Strohballen zu Strohballen nach unten. Im Wettkampf denkt man ja zum Glück nicht darüber nach, wie hoch das ist und was alles passierten könnte!

Erst ab diesem (Zeit)Punkt begann für mich der Strongman so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, nämlich ohne Wartezeiten zum Ausruhen. Ab jetzt konnte ich, von kleinen Ausnahmen abgesehen, so laufen, wie ich wollte und brauchte an den Hindernissen ggf. nur noch auf den direkten Vordermann zu warten.

Das waren die mehrfach hintereinander aufgestellten über 1,2 m hohen Strohballen. Meine Technik war es, sich mit Armschwung drauf zu setzen um anschließend die Beine rüber zu schwingen. Mit den Knien zuerst drauf zu kommen erwies sich dagegen als nicht so erfolgreich. Kurz abwarten musste man auch vor den Röhren. Aber die kurze Zeit benötigte ich für das Hochziehen meiner „Knieschützer“.

Die mehrfach hintereinander liegenden Erdbunker lief ich nur anfangs ganz hoch und trippelte sie anschließend vorsichtig hinunter, nahm den letzten Schwung noch mit, um dann den nächsten Bunker zu erklimmen. Wenig später begnügte ich mich damit sie bis zu einem Drittel hoch zu laufen.
So richtig hart wurde es aber erst, als es in die (erste) Schlammpassage ging. „Schöner“, mal dicker, mal wässeriger, grauer, bis über kniehoher, in alles eindringender Schlamm. Danach war alles anders, ab jetzt fing der Strongman erst richtig an! Schlagartig wurden die Schuhe sauschwer und wurden es noch mehr, als es direkt danach auf und über die Sandberge ging. Langjährige Fachkenntnisse lassen sich auch bei solchen Events nicht ausblenden und so fielen mir sofort die unterschiedlichen Sandarten der zu bezwingenden „Dünen“ auf. Diejenige, die aus Grobsand bestand war auf jeden Fall am schwersten zu bewältigen. „Einfacher“ waren die aus schluffigem Sand bestehenden und dazwischen lag die Düne aus kiesigem Sand. Danach war man fast schon froh, dass es nach der Krabbelpassage unter Draht, in den Teil der Sandgrube ging, wo die Wasserpassagen auf einen warteten (um den an den Schuhen befindliche Dreck los zu werden). Entlang eines Förderbandes musste man zuerst ungefähr 120 m durch einen kleinen See laufen oder waten, je nach Tiefe war man also ggf. bis zum Schritt im eisigen Wasser. Zeit genug, um die Muskulatur (zu) hart werden zu lassen, wie ein Teilnehmer während der 2. Runde knapp hinter mir erfahren musste. Ich hörte ein lautes Aufstöhnen und das Wort Wadenkrampf. Aber sofort hatte er vom Mitstreiter hinter ihm Hilfe bekommen. Kurz danach musste ich meinen linken Schuh entleeren; war echt erstaunt, wie ein solch großer Kiesel in den Schuh kommen kann! Aber lieber die 2 min Zeitverlust als Blasen.

Kurz vor Ende der 1. Runde kam die Verpflegungsstation an der ich nur Wasser tankte. Bisher war alles gut gegangen und ich wusste nun was wieder auf mich zu kommen wird. Der 1. Bunker ist auf der Rückseite noch glatter geworden, d.h. es noch rutschiger geworden. Die Mauer ist jetzt ohne Stau davor – brauche ich Hilfe? Nein, dass schaffe ich allein! Wieder bei der 1. Schlammpassage rettet mich dagegen ein schneller Griff eines jungen Mannes vor dem Stolpern – Danke!

Ab jetzt merke ich doch deutlich die bisherigen Anstrengungen, mein Laufschritt ist schon schwerfälliger geworden und bleibt auch so. Na gut, dann laufe ich eben langsam, aber gehen muß ich nicht. Die Hindernisse sind selbstverständlich nicht mehr so einfach zu überwinden, man benötigt eben mehr Zeit. Und diese Zeit geht (leider) doch noch über die zwei Stunden hinweg. Plötzlich höre ich von einer Streckenordnerin: “Nur noch 500 m!“ Nach weiteren 200 m glaube ich das auch, strenge mich noch mal für einen Endspurt an und zerreiße auf der Ziellinie, like „Hulk Hogan“, mein Hemd – Strongman.

Aber wenn’s ums Duschen geht bin ich, als „bekennender Warmduscher“ kein Strongman...... A....kalt ist es und so begnüge ich mich damit meine Beine, Arme und mein Gesicht zu waschen – eben das was dreckig geworden ist, den Rest dann zu Hause. Und dann läuft mir auch noch ein glücklich zufriedener Rolf, der Empfänger der 2. Freikarte, über den Weg, der sich freut mit dabei gewesen zu sein.

Ich bin kurz davor meine Schuhe anzuziehen, als Johannes auf mich zukommt. Seine ersten Worte sind: „ Ich habe mir eine Rippe gebrochen (wurde in Osnabrück bei der Notaufnahme bestätigt) und einen Finger ausgekugelt, aber den habe ich mir selber wieder eingerenkt“. ???
Ich denke erschrocken welches Hindernis ihm zur Falle wurde und bin ganz baff als er mir erklärt, dass eine profane, noch nicht mal hohe Baumwurzel ihn zu Fall gebracht hat. Und danach ist er noch durch die engen Röhren gekrabbelt – eben ein (verhinderter) Strongman.
Und erst danach ist er zum Doc. Er hätte höchstwahrscheinlich den ganzen Lauf geschafft! Aber jetzt schmerzt es doch, Lachen und tiefes Einatmen fallen schwer. Das Auto fahren übernimmt jetzt sein Sohn (ein Grund nicht allein zufahren!).

Der Beginn der Rückfahrt wurde dann zur Plage. Zunächst kamen wir kaum vom Parkplatz runter, dann war die Entscheidung rechts (in den nächsten Stau) zu fahren genauso falsch, wie erst nach 45 min zu wenden. Aber dann hatten wir freie Fahrt. Gegen 20:00 war ich zu Hause und wurde mit einem kleinen Geschenk als Strongman empfangen.

Abends waren schon die Ergebnisse einzusehen: 374 Frauen und 3692 Männer haben gefinisht, also insgesamt 4066. Sie dürfen sich jetzt Strongwoman / Strongman nennen. Ich bin in 2:07:50 h 1654. geworden, das entspricht 7:59 min/km und war damit klar in der ersten Hälfte. Sebastian hat es in 1:48:19 h geschafft. Rolf war 1:10 min hinter mir. Der Sieger lief in sagenhaften 1:12:02 (4:30 min/km) durchs Ziel! An einem (sehr) guten Tag, flach und ohne Hindernisse würde ich das gerade auch noch hin bekommen. Die schnellste Frau benötigte sehr gute 1:26:29 h.
Am Tag danach hatte ich erträglichen Muskelkater und unter „www.lauftreff.de“ waren schon die ersten Fotos einzusehen. Die eigenen Eindrücke konnten sie aber nur unzureichend aufzeigen, denn eine Mauer bzw. andere Hindernisse direkt vor einem sind etwas anderes als sie auf dem Bild zu sehen. Da waren schon die am nächsten Tag erschienenen Fotos besser, die einen persönlich zeigten.

Mein Fazit: Eine tolle, unvergessliche und auch noch sehr preiswerte Veranstaltung und ich bin sehr froh, dass ich sie miterleben konnte! Es war hart, aber zu schaffen, wenn (!) man gut trainiert war, keine Höhenangst hat und unempfindlich gegen Dreck und Nässe ist. Selbstverständlich muss man an fast jedem Hindernis auf sich und andere aufpassen. Es war aber auch ein schönes Gefühl ausschließlich hilfreiche Freunde vor, neben und hinter sich zu haben.
Würde ich es wieder machen? Aber ja! – wenn es nicht zu weit entfernt ist. Im Gegensatz zum nächsten Termin am 29.03.09 müssen erst noch die Bewerbungen (!) für den kommenden Standort gesichtet, sowie entschieden werden. Aber vielleicht wird es ja noch mal Weeze, es wäre keine schlechte Wahl.





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Autor und Copyright: Heiner Kutza

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