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Nur wenige Schritte halbieren das Depressionsrisiko |
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Nur wenige Schritte halbieren das Depressionsrisiko
Wissenschaftliche Studien
zeigen, dass Sport und Bewegung eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung und
Behandlung von Depressionen sein können. Eine Untersuchung der Universität
Granada hat gezeigt, dass bereits 30 Minuten moderate körperliche Aktivität pro
Tag das Depressionsrisiko signifikant senken kann. Spanische Forscher fanden
heraus, dass regelmäßige körperliche Aktivität ähnlich effektiv wie
Antidepressiva sein kann. Bewegung fördert die Ausschüttung von Endorphinen und
anderen Botenstoffen, die unsere Stimmung positiv beeinflussen. Zudem stärkt
körperliche Aktivität das Selbstbewusstsein und reduziert Stress, beides
wichtige Faktoren im Kampf gegen Depressionen.
Besonders Ausdauersportarten
wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren haben eine nachweislich
stimmungsaufhellende Wirkung. Selbst moderate körperliche Betätigung kann
bereits helfen, depressive Symptome zu lindern und langfristig das psychische
Wohlbefinden zu verbessern.
Depression in Deutschland auf Höchststand: Ursachen, Auswirkungen und
Handlungsbedarf
Der jüngste Gesundheitsatlas
Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt einen
besorgniserregenden Trend: Fast 9,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden
unter Depressionen. Dies entspricht 12,5 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren
und markiert einen neuen Höchststand der Prävalenzraten, die seit 2017 von 11,8
Prozent kontinuierlich gestiegen sind.
Besonders betroffene Gruppen
Die Pandemiejahre haben die
Vulnerabilität bestimmter Bevölkerungsgruppen besonders hervorgehoben. Vor allem
junge Menschen zwischen zehn und 24 Jahren sowie ältere Personen ab 65 Jahren
sind zunehmend betroffen. Frauen erhalten in allen Altersgruppen häufiger eine
Depressions-Diagnose als Männer. Besonders alarmierend ist die Situation in der
Altersgruppe der 80- bis 84-jährigen Frauen, bei denen die Prävalenzrate 27,7
Prozent erreicht. Dies könnte unter anderem an Faktoren wie zunehmender sozialer
Isolation, chronischen Erkrankungen und dem Verlust von Angehörigen liegen, die
das Risiko für Depressionen in dieser Altersgruppe deutlich erhöhen. Bei den
Männern liegt der höchste Wert mit 17,6 Prozent in der Altersgruppe ab 90
Jahren.
Regionale Unterschiede
Neben geschlechtsspezifischen
und altersbedingten Faktoren zeigen sich auch erhebliche regionale Unterschiede.
Das Saarland verzeichnet mit 14,2 Prozent die höchste Depressionsrate, gefolgt
von Hamburg (13,5 Prozent) und Hessen (13,4 Prozent). Am wenigsten betroffen
sind Sachsen (11,1 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (11,2 Prozent) und
Brandenburg (11,4 Prozent). In einzelnen Städten und Kreisen sind die
Unterschiede noch größer: Offenbach am Main weist mit 17,7 Prozent die höchste
Prävalenzrate auf, während Heidelberg mit 8,4 Prozent am niedrigsten liegt.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die zunehmende Zahl an
Depressionserkrankungen hat nicht nur gravierende gesundheitliche Folgen,
sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Depressionen verursachten
im Jahr 2022 direkte Krankheitskosten in Höhe von 9,5 Milliarden Euro, wie aus
dem Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
hervorgeht. Hinzu kommen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage und
Produktionsausfälle in Höhe von 6,9 Milliarden Euro. Ein besonderes Problem ist
die lange Dauer der Arbeitsunfähigkeit: Im Durchschnitt fallen Betroffene 43
Tage pro Fall aus, was Depressionen zu einer der Hauptursachen für langfristige
Fehlzeiten macht.
Ursachen und Risikofaktoren
Depressionen entstehen durch
ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Neben genetischen und
biologischen Ursachen spielen soziale und psychologische Faktoren eine
entscheidende Rolle. Kritische Lebensereignisse wie Beziehungskrisen, berufliche
Enttäuschungen oder der Verlust eines nahestehenden Menschen können Depressionen
auslösen. Zusätzlich erhöhen chronischer Stress, Angststörungen und somatische
Erkrankungen wie Rückenschmerzen das Risiko erheblich.
Notwendige Maßnahmen
Angesichts der steigenden Zahl
an Depressionserkrankungen besteht dringender Handlungsbedarf auf verschiedenen
Ebenen. Gesellschaftlich müssen Entstigmatisierung und Aufklärung verstärkt
werden. Die psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung muss
flächendeckend ausgebaut werden, um Wartezeiten zu verkürzen. Auch Arbeitgeber
sind gefordert, durch betriebliches Gesundheitsmanagement und gezielte
Präventionsmaßnahmen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu
unterstützen. Eine frühe Erkennung und Behandlung kann dazu beitragen, schwere
Verläufe zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu
verbessern.
Sport könnte dabei eine noch
größere Rolle spielen. Präventive Programme, die Bewegung in den Alltag
integrieren, sollten stärker gefördert werden, um das psychische Wohlbefinden
der Gesellschaft insgesamt zu verbessern.
Die alarmierenden Zahlen aus
dem Gesundheitsatlas Deutschland zeigen, dass Depressionen eine der drängendsten
Herausforderungen für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft insgesamt
darstellen. Nur durch eine umfassende Strategie aus Prävention, Behandlung und
gesellschaftlicher Unterstützung kann es gelingen, dieser Entwicklung wirksam
entgegenzusteuern. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Präventionsstrategie ist
das "MIND"-Programm, das in mehreren europäischen Ländern durchgeführt wird. Es
kombiniert Bewegungstherapie, kognitive Verhaltenstherapie und soziale
Unterstützung, um das Risiko für Depressionen nachhaltig zu senken. Solche
Programme zeigen, dass frühzeitige Interventionen entscheidend sein können, um
das psychische Wohlbefinden langfristig zu verbessern.
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Autor und Copyright: Detlev Ackermann, Laufen-in-Koeln
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